Ausbau Datenleitung:Steinhöring lehnt Geschenk der Telekom ab

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Eine Datenleitung in Steinhöring soll gelegt werden - und die Telekom würde das benötigte Kabelrohr gratis spendieren. Doch die Gemeinde zahlt die Rechnung lieber selbst.

Wieland Bögel

Das Sprichwort rät, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen. Doch gelegentlich empfiehlt es sich doch, auch bei Geschenken etwas genauer hinzuschauen, damit diese am Ende nicht sehr teuer und noch dazu nutzlos werden. Mit einem solchen Fall, einem scheinbar großzügigen Angebot der Deutschen Telekom, beschäftigte sich der Steinhöringer Gemeinderat bereits im Juli, heute Abend soll endgültig entschieden werden. Der Konzern hatte angeboten, für den möglichen Ausbau einer Datenleitung ein Leerrohr kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Dieses müssten die Steinhöringer allerdings auf eigene Kosten verlegen, was im Gemeinderat nicht auf Begeisterung stieß.

Die Telekom hat vorgeschlagen, im Zuge der Kanalbauarbeiten bei Hintsberg ein leeres Rohr für eine künftige Erweiterung der Datenleitung zu spendieren. Doch die Gemeinde lehnt das Angebot ab. (Foto: ddp)

"Es kann doch nicht sein, dass wir einen milliardenschweren Konzern subventionieren und auf unsere Kosten Rohre verlegen", empörte sich Gemeinderat Markus Bürgmayr (BüLi). Die Telekom hatte vorgeschlagen, im Zuge der Kanalbauarbeiten bei Hintsberg gleich ein leeres Rohr für eine künftige Erweiterung der Datenleitung einzubauen. Das leere Rohr würde die Telekom großzügigerweise kostenfrei zur Verfügung stellen, den Einbau übernähme die Gemeinde. Nach Schätzungen der Verwaltung würde dies mit etwa 7120 Euro zu Buche schlagen.

Bürgmayr kritisierte vor allem, dass die Telekom der Gemeinde keinen Zeitplan für einen Ausbau der Datenleitung in Hintsberg vorgelegt habe. "Wenn die Telekom etwas machen will, dann soll sie es gleich machen", forderte Bürgmayr. Ansonsten könne der Konzern zu dem Schluss kommen, dass sich der Ausbau des Datennetzes in Hintsberg nicht lohne, "und dann bleiben wir auf den Kosten sitzen", befürchtete Bürgmayr. Dass dies wahrscheinlich genau so kommen werde, meinte auch sein Ratskollege Wolfgang Bierwirth (PWG). Denn Hintsberg sei ohnehin bereits heute gut versorgt, "viel sinnvoller wäre ein Ausbau der DSL-Leitung nach Abersdorf".

Bürgmayr vermutete deshalb einen anderen Grund für das Angebot der Telekom: "So sperren sie alle anderen Anbieter aus." Denn wenn der Kommunikationskonzern die Datenleitung nicht selbst ausbaue, könne dies auch kein anderer tun, da das Rohr schließlich immer noch im Besitz der Telekom bleibe. "Wenn wir als Gemeinde schon investieren, dann machen wir das ganz", meinte Bürgmayr.

"Ein Leerrohr ist immer gut"

Er schlug vor, dass Steinhöring selbst ein Rohr kaufen und verlegen solle. Dies sei auch nicht mit hohen Mehrkosten verbunden, da die größten Kosten bei der Verlegung entstünden. Das Rohr sei für einige hundert Euro zu haben, bestätigte Bürgermeister Alois Hofstetter (PWG). Er schlug deshalb vor, die Verwaltung solle die Kosten für ein leeres Rohr plus dessen Einbau errechnen, dann werde erneut darüber abgestimmt.

Dieser Vorschlag fand Zustimmung. Denn auch falls weder die Telekom noch ein anderer Anbieter in der nächsten Zeit an dem Kabelschacht Interesse zeige, könne man diesen sicherlich anderweitig verwenden, so der stellvertretende Bürgermeister Leonhard Renner (CSU): "Ein Leerrohr ist immer gut." Zumindest besser als ein geschenkter und trotzdem teurer Gaul von der Telekom.

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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