Süddeutsche Zeitung

Aus dem Poinger Gemeinderat:Umstrittene Alternative

Ob zusätzliche 130 Autos im erweiterten Sportzentrum ober- oder unterirdisch parken werden, wollen die Gemeinderäte erst entscheiden, wenn die Kosten klar sind. Grundsätzlich abgelehnt hat das Gremium eine Entfernung des Zierteichs

Von Alexandra Leuthner, Poing

Vor gut zwei Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, das Poinger Sport, Freizeit- und Erholungszentrum der wachsenden Bevölkerung in der Gemeinde anzupassen und entsprechend zu vergrößern. Von einer ursprünglich nach Norden hin angedachten Erweiterung ist man im Gremium inzwischen abgerückt, stattdessen soll das Gelände nach Osten hin, in Richtung Endmoräne ausgebaut werden. Zwei weitere Rasenspielplätze, etliche Tennisplätze sowie ein Tennisvereinsheim, dazu vier Spielfelder für Soccer five, Beachvolleyball oder ähnliches sind jetzt vorgesehen und sollen nach den Entwürfen des Planungsbüros Professor Kagerer in München zwischen den bestehenden Plätzen und dem Grünstreifen an der Endmoräne neu entstehen. Zusätzlich sollen im Süden der Anlage neue Parkmöglichkeiten geschaffen und die Parkkapazität von 71, die im Norden bei der Gaststätte liegen, auf etwa 202 bis 211 erhöht werden. Die endgültige Zahl hängt davon ab, wie die Autos künftig untergebracht werden.

So machten sich besonders die Freien Wähler in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats für eine Überbauung als Alternative zu klassischen Parkplätzen stark. Auf dem Dach könnten jene vier Plätze für Beachvolleyball oder Soccer five angelegt werden, die bisher nördlich der beiden neuen Fußballfelder in der jetzigen Magerrasenfläche geplant sind. Wie auf dem von Planerin Annette Wrulich vorgelegten Entwurf erkennbar, stünden den Besuchern des Sportparks bei einer solchen Lösung allerdings etwa elf Plätze weniger zur Verfügung als auf einem klassischen Parkplatz. Die allerdings ohnehin, wie vor allem SPD-Gemeinderat Omid Atai betonte, künftig viel stärker motiviert werden sollten, mit dem Rad statt mit dem Auto zu kommen. Dezentral und direkt an den Spielflächen sollen die Radstellplätze angelegt werden, wie Wrulich erläuterte. Auf den ökologischen Aspekt zielte auch Bernhard Slawik (FWG) bei seinem Plädoyer für die Tieferlegung und Überbauung der Parkplätze. So etwas werde mittlerweile längst als "Best Practice" empfohlen. So könne man im östlichen Gelände dann mehr Natur bewahren - was der Neukonzeption des Sport-, Erholungs- und Freizeitzentrums ohnehin gut tun würde, wie er betonte. "Ich sehe bisher nichts von Freizeit und nichts von Erholung in dem Plan." Er plädiere für "etwas mehr Fantasie", sagte Slawik. "Wenn wir nicht überbauen, haben wir bis zur Endmoräne die ganze Fläche zugeballert." Heftige Gegenrede bekam er von Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Er verwehre sich gegen den Vorwurf, nicht verantwortungsvoll mit dem Platz umzugehen, mindestens ein Drittel der Fläche bleibe unbebaut. Die Alternativlösung halte er dennoch finanziell und in der Gesamtbetrachtung nicht für sinnvoll. Mehrkosten von etwa 600 000 Euro würde sie nach ersten Schätzungen kosten. "Davon könnten wir uns den lang ersehnten Kunstrasen bauen", erklärte Eva-Maria Lawes (CSU). Und der sei bereits jetzt dringend nötig für die Poinger Vereine. Die Erweiterung des Sportparks aber soll erst in den kommenden fünf bis zehn Jahren realisiert werden.

Einen abschließenden Beschluss fasste das Gremium nicht - zumal auch die optische Gestaltung eine Überbauung nicht zufriedenstellend geklärt werden konnte. Jede Art von Sportplatz auf dem Garagendach müsste mit hohen Zäunen abgesichert werden. Das Planungsbüro wurde nun zunächst mit einem genaueren Kostenvoranschlag beauftragt, in die auch eine Untersuchung des Grundwasserpegels an dieser Stelle einfließen dürfte.

Uneinigkeit herrschte im Gremium auch beim Umgang mit dem Zierteich hinter der Dreifachturnhalle. Es scheine große Widerstände von Eltern gegen den Teich zu geben, berichtete FWG-Gemeinderat Manfred Vodermeier. Tatsächlich bedeute es für Eltern Stress, wenn sie ihren älteren Kindern beim Fußball zuschauen wollten und dabei ständig die Kleinen beaufsichtigen müssten, weil das Wasser eine Gefahr darstelle, erklärte Yvonne Siebert (CSU). Für eine Entfernung des Gewässers stimmten letztlich aber nur fünf Gemeinderäte von CSU und Freien Wählern. Werner Dankesreiter (Grüne) wies ebenso wie Barbara Kellendorfer-Schmid (SPD) auf den ökologischen und emotionalen Wert der Wasserfläche hin, die nicht umsonst eine große Anziehungskraft für Kinder habe. "Immerhin ist das die einzige Ökofläche im Gelände", sagte Dankesreiter. SPD-Gemeinderat Rainer Koch, der sich ebenfalls für den Erhalt des Sees aussprach, verwies auf die Verantwortlichkeit der Eltern und erinnerte daran, dass es ähnliche Diskussionen vor Jahren gegeben habe, als tatsächlich ein Kind in einem See im Norden Poings ertrunken war. Man habe den See aber weder eingezäunt noch trocken gelegt, letztlich könne man nicht jede Gefahr beseitigen. "Das Leben", sagte Koch, "ist gefährlich bis zum Tod".

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SZ vom 08.06.2019
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