Aus dem Amtsgericht:Verwahrlost und krank

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Weil sie ihre Tiere gravierend vernachlässigt hat, wird eine Ebersbergerin zu einer Bewährungsstrafe verurteilt

Von Barbara Mooser

Die Tiere standen tief in ihrem eigenen Kot, wurden nicht ausreichend ernährt und mussten teilweise sogar ohne Tageslicht ihr Dasein fristen. Ein kleiner Esel musste tagelang bei eisigen Temperaturen im Regen ausharren. Fast alle Tiere hatten Geschwüre im Mund, litten unter abgebrochenen Zähnen und Ungeziefer. Im Sommer 2012 hat die Tierschutzorganisation Peta auf diese Zustände auf einem Hof in Hörmannsdorf bei Ebersberg aufmerksam gemacht und gegen die Tierhalterin Anzeige erstattet. Am Montagnachmittag wurde die Frau nun vor dem Amtsgericht Ebersberg zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Außerdem sprach das Gericht gegenüber der Frau ein lebenslanges Tierhalte- und Handelsverbot aus und verpflichtete sie zu 150 Sozialstunden. Die Tierschutzorganisation zeigte sich erfreut über das "klare Urteil".

Peta war durch einen Informanten auf die Zustände auf dem Hof aufmerksam gemacht worden. Die Frau hielt Dutzende Tiere, zeitweise allein 16 Hunde, viele Pferde, Esel und Ziegen. Verurteilt wurde sie nun wegen einiger konkreter Einzelfälle, bei denen ihr Versagen als Tierhalterin in einer mehr als vierstündigen Verhandlung durch viele Zeugenaussagen belegt werden konnte. Richterin Susanne Strubl sah es als erwiesen an, dass die Angeklagte zwei Hängebauchschweine, ein Pferd, ein Pony, einen Esel und einen Hund unter schlimmen Bedingungen auf einem verwahrlosten Grundstück gehalten hatte. Der Staatsanwalt hatte sogar ein Jahr Haft ohne Bewährung gefordert. "Wir freuen uns sehr über das eindeutige Urteil", so Krishna Singh, Rechtsanwalt bei Peta Deutschland, der den Prozess in Ebersberg verfolgt hatte. "Die Zustände auf dem Hof der Angeklagten waren untragbar, das Amtsgericht Ebersberg und die Staatsanwaltschaft haben im Sinne der Tiere entschieden."

Die Tierhalterin lebte zum Zeitpunkt der Anzeige in Trennung von ihrem damaligen Ehemann. Durch die Zerrüttung der Ehe spitzte sich die Situation für die Tiere dramatisch zu. "Peta vorliegendes Bildmaterial belegt die katastrophalen Lebensbedingungen der Tiere auf dem vermüllten Grundstück, das zahlreiche Verletzungsmöglichkeiten barg. Der ungepflegte und kranke Hund wurde ohne Tageslicht in einem Zwinger gehalten, was einen Verstoß gegen die Tierschutz-Hundeverordnung darstellt. Während die Schweine in Dreck und Kot versanken, litten das Pferd, das Pony und der Esel ebenfalls unter Verwahrlosung", erläutert Krishna Singh.

Das Ebersberger Veterinäramt hatte den Hof in Hörmannsdorf bereits seit einigen Jahren im Visier und rief die Tierhalterin nach Kontrollen immer wieder dazu auf, die Situation entschieden zu verbessern. Doch die Ermahnungen fruchteten nicht viel. Im Sommer 2012 bereits beschlagnahmte die Behörde einige Hunde, im September dann auch neun Pferde und einen Esel. Einige von ihnen fanden bei einer Versteigerung im November des selben Jahres ein neues Zuhause. moo

© SZ vom 30.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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