Aufwachsen in Poing:Kinder und Jugendliche im Fokus

Aufwachsen in Poing: Das Jugendzentrum ist ein Ort des Zusammenkommens und Austauschs, leider nicht zu Pandemie-Zeiten.

Das Jugendzentrum ist ein Ort des Zusammenkommens und Austauschs, leider nicht zu Pandemie-Zeiten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mobilität, Treffpunkte, Digitales: Das Poinger Jugendreferat stellt den aktuellen Stand des gemeindlichen Konzepts vor und plant weitere Angebote wie Bike-Parcours oder Open Air Kino. Bei allen Überlegungen sollen Jugendliche einbezogen werden, auch virtuell

Von Johanna Feckl, Poing

Ein sehr ordentlicher Status quo beim Angebot für Kinder mit vielfältigen Ideen, um das Angebot für Jugendliche auszuweiten. So könnte man die bisherigen Ergebnisse der Entwicklung eines Jugendkonzepts in Poing zusammenfassen, die in der Sitzung des Gemeinderats vorgestellt wurden. Poing hat sich im Oktober 2017 dazu entschlossen, die Jugendarbeit im Rahmen eines Jugendkonzepts zu definieren. Seitdem gab es mehrere Umfragen unter Kindern und Jugendlichen sowie Workshops und Gespräche mit den Jugendsprechern des Gemeinderats. Dabei wurde über den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Angeboten für die Jugend in der Gemeinde gesprochen sowie die Wünsche und Anliegen der Zielgruppe geklärt.

Allgemein gesprochen sollen im Jugendkonzept unter anderem Ziele und Maßnahmen für die offene Kinder- und Jugendarbeit verankert werden. Dass ein solches Konzept notwendig ist, begründen Gemeindejugendpflegerin Martina Venus und Thorsten Gürntke, Leiter des Sachgebiets Pädagogik im Rathaus, mit Bestandszahlen der Bürgerinnen und Bürger in Poing sowie mit deren Prognose: Demnach ist im Oktober 2020 ein Fünftel der Bewohner jünger als 18 Jahre, der Anteil der zehn- bis 20-Jährigen beträgt zwölf Prozent. Außerdem: 18- bis 20-Jährige gibt es aktuell 497, es kommen aber 371 mehr Jugendliche nach, denn Sechs- bis Neunjährige gibt es aktuell 868.

Über diese Entwicklung hinaus rechnet die Gemeinde damit, dass sich mit dem geplanten Poinger Gymnasium mehr Jugendliche im Ort aufhalten - zum einen solche aus anderen Gemeinden, die über die Unterrichtszeit in Poing sind, zum anderen solche, die durch ein Gymnasium direkt am Ort nicht mehr in eine andere Gemeinde pendeln müssen, um zur Schule zu gelangen. "Deshalb sollten wir die Jugendlichen auch hören", sagte Jugendpflegerin Martina Venus. Thorsten Gürntke ergänzte die Wichtigkeit der Differenzierung der Zielgruppe. "Ein Zehnjähriger hat andere Bedürfnisse als ein 20-Jähriger." Das mache die Erarbeitung eines sinnvollen Jugendkonzepts so komplex.

Martina Venus stellte daraufhin das bereits bestehende Angebot für Kinder und Jugendliche dar, das Poing zu bieten hat. So gebe es am Ort insgesamt 94 Vereine, Institutionen oder Gruppierungen, von denen etwa ein Viertel auch spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche in ihrem Programm aufgenommen haben. Vor allem die Bereiche Sport und Musik seien hier gut abgedeckt. Auch nannte Venus als weiteres gemeindliches Angebot das Jugendzentrum, das Konzerte, Partys und andere Veranstaltungen organisiert sowie Kindern und Jugendlichen einen Ort des Zusammenkommens und Austausches bietet - in Zeiten der Corona-Pandemie zwar leider nicht, ab umso mehr dafür bei regulärem Betrieb. Daneben gebe es aber auch öffentliche Plätze, die als Rückzugs- und Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche gelten, wie etwa der Reuterpark, die Skateanlage sowie der daran angrenzende Volksfestplatz, der Sportplatz, der Marktplatz oder der Bergfeldsee. Gürntke betonte jedoch: "Wir müssen auch über virtuelle Räume sprechen."

Dementsprechend sollen beispielsweise digitale Möglichkeiten geschaffen werden, damit Jugendliche per Smartphone an der Weiterentwicklung bestehender oder neuer Angebote angemessen beteiligt werden können. Wenn Jugendliche mehr in die Planung einbezogen werden, dann stärke das auch die Bindung an die entsprechenden Orte und damit an die Gemeinde im Allgemeinen, so Gürntke weiter.

Martina Venus betonte, dass die Arbeit mit Jugendlichen stets prozessorientiert und weniger ergebnisorientiert erfolgen sollte. Deshalb sei es auch ratsam, die bestehenden Angebote am Ort regelmäßig zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. In diesem Zuge sollen auch etwa die Förderung der Ausbildung ehrenamtlicher Jugendleiterinnen und -leiter wieder aufgenommen, das Ferienangebot für Jugendliche ausgebaut sowie wiederkehrend und in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten Befragungen durchgeführt werden, um Verläufe abzubilden und Entwicklungen transparent verfolgen zu können.

Was sich viele Jugendliche laut einer bereits stattgefundenen Umfrage wünschen, so Martina Venus weiter, seien Vergnügungsangebote, wie ein Kino, eine Kletter- und Boulderhalle oder jugendgerechte Café- und Clubangebote, ebenso wie Einkaufsangebote, wie ein größeres Bekleidungs- oder Elektrogeschäft. Hier sei es jedoch schwierig bis unmöglich für die Rathausverwaltung, aktiv einzugreifen und den Wünschen nachzukommen. Solche Angebote zu schaffen, liege einfach nicht im Handlungsrahmen des Jugendreferats.

Sehr wohl beeinflussen kann die Gemeinde jedoch andere gewünschte Dinge, wie beispielsweise ein Bike-Parcours für Jugendliche. Dass der Bedarf an einem solchen vorhanden ist, wurde zuletzt durch eine Petition klar - ein geeigneter Standort dafür wird derzeit gesucht und geprüft, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Außerdem äußerte Gürntke die Idee, das Theatron zu reaktiveren und ein generationenübergreifendes Angebot zu schaffen, beispielsweise ein Open Air Kino oder andere kulturelle Veranstaltungen.

Wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekanntgegeben wurde, ist für das zweite Quartal des kommenden Jahres 2021 vorgesehen, das Jugendkonzept fertigzustellen. Ebenso soll dann auch das Ferienprogramm und Aktionen für Jugendliche ausgeweitet werden sowie ein Planspiel mit Jugendlichen und der Politik stattfinden, um Ideen zu entwickeln, wie und welche Jugendangebote in Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen am Ort geschaffen werden können. Darüber hinaus soll noch in diesem Dezember ein Kerngruppentreffen stattfinden, um das bisherige sowie das weitere Vorgehen abzustimmen.

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