Süddeutsche Zeitung

Aufgeschlossener Konservativer:Hermann Beham gestorben

Alt-Landrat hat den Landkreis vor allem kulturell geprägt

Carolin Fries

- Hermann Beham ist tot. Der früherer Landrat starb gestern im Alter von 76 Jahren in der Ebersberger Kreisklinik. Von 1966 bis 1978 war Beham Mitglied des Kreistags. Als stellvertretender Landrat folgte er 1978 Remigius Streibl nach, der sein Amt altersbedingt abgeben musste. "Damals schon war er einer, der nicht zu den ländlichen Gegebenheiten passte", erinnert sich Hans Vollhardt, der ihn 1994 als Landrat beerbt hat. "Er war einfach eine Etage zu hoch."

Hermann Beham hat den Landkreis vor allem kulturell geprägt. Er war der erste Landrat, der der CSU angehörte, sein Weltbild war bis zuletzt konservativ geprägt. "Und dennoch war er immer offen für neue Entwicklungen", meint Hans Vollhardt. In Erinnerung ist vielen politischen Weggefährten bis heute sein Eingeständnis, gerne ein Chamäleon zu sein. Damit umschrieb er, wenn ein Antrag der Roten oder Grünen leicht verändert als schwarzer wieder auftauchte. "Er war ein sehr gerechter Mann, zurückhalten in allen politischen Auseinandersetzungen", sagt Vollhardt.

In jungen Jahren war der Grafinger Vorsitzender des Kreisjugendrings, später schlug er eine Karriere im Kultusministerium ein, wurde Regierungsdirektor. 1966 trat der gebürtige Aßlinger in die CSU ein und kandidierte für das Bürgermeisteramt in Grafing. Er verlor die Wahl, wurde aber in den Kreistag gewählt. Von 1971 bis 1978 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Geschäftsführer der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag.

Als Landrat war es stets sein Ziel, dem kulturellen Niemandsland eine Identität zu geben. Hans Vollhardt erinnert sich an eine Feierstunde im westlichen Landkreis, dessen Bewohner er als "Außenmünchner" bezeichnete. Seine Liebe zur Kultur- und Heimatgeschichte offenbarten auch seine Kolumnen, die er viele Jahre für die Ebersberger SZ schrieb. Sprachlich habe er immer "niveauvolle Akzente" gesetzt, so Vollhardt. Krankheitsbedingt musste Beham 1994 sein Amt niederlegen. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim in Grafing. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Töchter.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2012
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