Aufführungen am Wochenende:Wifling - mehr als ein Kaff?

Theaterverein Markt Schwaben spielt "Wifling. Zwischen Baggersee und Leberkas" von raffael Scherer

Um ein altes Wirtshaus geht es in "Wifling - zwischen Baggersee und Leberkas", dem neuen Stück des Theatervereins Markt Schwaben.

(Foto: Veranstalter)

Der junge Poinger Autor Raffael Scherer widmet dem Nachbardorf ein ganzes Bühnenstück

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Wifling ist ein kleines, idyllisch an der Sempt gelegenes Dorf zwischen Erding und Markt Schwaben. Die Bewohner schreiben auf ihrer Homepage: Das Motto "Wifling is a Weltmacht" - geprägt von einem ehemaligen Vorstand des Verschönerungsvereins - spiegle den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft wider. Eine Haltung, die offenbar zu Widerspruch, wenn nicht gar Provokationen einlädt, zumindest in Markt Schwaben. Beim dortigen Theaterverein nämlich gelte Wifling schon seit Jahren als Sinnbild für einen Ort, in dem absolut nichts geboten sei, erzählt Raffael Scherer und lacht: "Wifling ist halt ein Kaff - einfach durchfahren, fertig." Damit habe es der Ort sogar auf der Bühne zum Running Gag geschafft. Im Markt Schwabener "Hamlet" etwa antwort der Geist des Königs auf die Frage, wie es denn sei, tot zu sein, mit einer schlichten Gegenfrage: "Warst Du schon mal in Wifling?"

Der junge Autor Raffael Scherer hat sich nun ganz explizit dieser Thematik angenommen: "Wilfling - zwischen Baggersee und Leberkas" heißt sein Stück, das am Wochenende im Theater am Burgerfeld zu sehen ist. Bereits in seinem Bühnenerstling, der 2017 Premiere feierte, habe er "Wifling-Zitate" gebracht, erzählt der 24-Jährige, weswegen einige Dorfbewohner zu ihm gekommen seien - mit der Frage: "Warum immer wir?"

Schon damals sei die Idee entstanden, einmal mit einem Stück zu zeigen, wie falsch dieses Wiflingbild eigentlich sei, wie viel auf dem Land entgegen aller Erwartungen passieren könne. Dazu inspiriert hat Scherer, der bis vor kurzem Film- und Fernsehregie studiert hat, auch seine Bachelorarbeit über "Hindafing": Die BR-Serie handelt von einem Dorf und seinem korrupten Bürgermeister. "Ist doch schön, wenn man sich in so einem Setting mal kreativ auslassen kann!" Herausgekommen ist eine mörderische Komödie um den ewigen Streit zwischen Dorfbewohnern und Zuagroasten aus der Stadt.

Ganz wichtig sei ihm aber, dass die Wiflinger dabei nicht schlecht wegkämen, sagt Scherer, der selbst aus Poing stammt, aber Verwandtschaft im Nachbarort Hörlkofen hat. Weil es in seinem neuen Stück vor allem um einen Metzger geht, lud er eben jenen aus besagtem Dorf zu einer Probe ein - mit dem erfreulichen Ergebnis, dass das Catering für die Theatertruppe fortan aus Wiflinger Leberkas bestand.

Raffael Scherer ist schon seit Jahren als Darsteller in Markt Schwaben aktiv, das Schreiben für die Bühne bietet ihm nun - neben meist kurzen Filmskripts - eine willkommene Abwechslung. "Allerdings fühlt man sich als Theaterautor viel machtloser, die Aufregung ist daher deutlich größer", gesteht er. Wenn dann aber die eigene Fantasie das erste Mal auf der Bühne Realität werde - das sei ein "wirklich magischer Moment".

Im Vergleich zu "Diesel 1,50 DM", dem ersten Stück Scherers, steht bei "Wifling" nicht der Klamauk im Vordergrund, sondern eine "starke, spannende Handlung", inklusive Cliffhänger und Plot-Twist. Doch ganz ohne Gags geht es bei Scherer nicht, so viel steht fest.

"Wifling - zwischen Baggersee und Leberkas" im Theater am Burgerfeld Markt Schwaben, Freitag, 2. November, und Samstag, 3. November, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es online unter: www.theater-marktschwaben.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: