Aufforstung geplant:Freistaat sucht Ausgleichsflächen für Forstinninger Umfahrung

Aufforstung geplant: Auf drei Hektar Fläche soll ein Wald entstehen, der dem im Ebersberger Forst ähnelt. Noch sucht die Behörde nach passenden Grundstücken.

Auf drei Hektar Fläche soll ein Wald entstehen, der dem im Ebersberger Forst ähnelt. Noch sucht die Behörde nach passenden Grundstücken.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Staatliche Bauamt sucht bereits - auch wenn noch unklar ist, wann die Straße tatsächlich gebaut wird.

Von Wieland Bögel, Forstinning/Rosenheim

Bäume zu pflanzen gilt als Ausweis des Optimisten - oder als Aufgabe einer Behörde. Etwa des Staatlichen Bauamtes in Rosenheim, dort sucht man derzeit Flächen, auf denen künftig Bäume wachsen, die den Ebersberger Forst vergrößern sollen. Allerdings nicht aus reiner Freude an bewaldeter Landschaft, sondern als Ausgleichsflächen für die geplante Umfahrung in Forstinning.

Diese wäre die erste neue Straße durch den Forst seit Jahrhunderten, die Verkehrswege durch das Waldgebiet wurden in der Vergangenheit zwar gelegentlich ausgebaut, ihr Verlauf blieb dabei aber immer gleich. Nicht so bei der im Norden des Forstes geplanten Trasse. Sie soll den Ortsteil Schwaberwegen vom Durchgangsverkehr auf der Staatsstraße 2080 entlasten. Dazu, so der Vorentwurf des Staatlichen Bauamtes, ist eine Art Bypass geplant.

Er würde im Norden zwischen der Ortschaft Moos und dem Gewerbegebiet an der A94 von der jetzigen Staatsstraße Richtung Westen abzweigen, nach Süden zur Münchner Straße/EBE5 verlaufen und diese etwa 100 Meter östlich von Niederried kreuzen. Danach sieht der Entwurf einen Bogen südlich von Schwaberwegen in Richtung der Staatsstraße vor, diese würde etwa auf Höhe des Parkplatzes am Rothsäuerl-Geräumt mit der neuen Straße verbunden.

Und genau dieser letzte Streckenabschnitt der Umfahrung ist hochumstritten - aus mehreren Gründen. Zum einen verliefe die neue Straße relativ nahe am westlichen Ende Schwaberwegens vorbei, eine Aussicht, die den Bewohnern dort verständlicherweise wenig gefällt. Zum anderen läge der größte Teil dieser Südschleife im Wald, und dass der dafür weichen müsste, wird sowohl von Umweltschützern als auch Erholungssuchenden heftig kritisiert. Die Gegenposition nehmen die Anlieger der jetzigen Staatsstraße durch den Ort ein. Sie verweisen auf die extreme Belastung durch Lärm und Abgase sowie die nicht ganz ungefährliche Verkehrssituation, besonders durch die dicht an einem Schulweg vorbeifahrenden Lastwagen.

Für die Forstinninger Kommunalpolitik sind die Argumente der Befürworter gewichtiger, der Gemeinderat hat im vorvergangenen Jahr für die umstrittene Trasse votiert - einstimmig. Was wiederum Proteste der Umfahrungsgegner zur Folge hatte, diese veranstalteten unter anderem eine Demo im Forst, es gab mehrere Infoveranstaltungen und Unterstützung vom Kreisverband der Grünen, der ein Bürgerbegehren empfahl.

Trotz aller Differenzen im Ort gingen die Planungen für die von den einen ersehnte und von den anderen gefürchtete Trasse weiter. Das Staatliche Bauamt bereitet seit dem vergangenen Jahr das Planfeststellungsverfahren vor - und dafür werden nun die Ausgleichs- und Aufforstungsflächen gesucht, wie Planer Bernhard Bauer von der Behörde erklärt. Für den Fortgang des Verfahrens sei es hilfreich, wenn man die Ausgleichsflächen schon vorweisen könnte.

Benötigt würden etwa drei Hektar, auf denen sich möglichst noch keine Bäume befinden sollten. Denn, wie Bauer sagt, um einen Teil des Forstes entfernen zu dürfen, müsste an anderer Stelle neuer Wald entstehen. Und das nicht irgendwo, sondern im Ebersberger Forst, also etwa in Lichtungen, oder unmittelbar an den Wald angrenzend. Was auf den Flächen dann gepflanzt wird, entscheiden unter anderem das Amt für Landwirtschaft und Forsten sowie die Untere Naturschutzbehörde.

Der neue Wald soll sich möglichst nahtlos an den bestehenden anpassen, darum werden je nach Fläche verschiedene Baumarten gepflanzt. Dies geschieht übrigens völlig unabhängig vom Fortgang des Planfeststellungsverfahrens und der weiteren Entwicklung des Straßenbauprojektes, sagt Bauer. Sobald eine Fläche verfügbar sei, werde diese aufgeforstet.

Wie lange es dagegen dauert, bis die Straße fertig ist, für welche der neue Wald ja eigentlich angelegt wird, darüber könne man nur spekulieren, sagt Bauer. Voraussichtlich im Sommer dieses Jahres wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, wann dieses abgeschlossen werde, sei völlig unklar. Bauer verweist auf ein Verfahren für ein Projekt bei Frasdorf, dieses war in neun Monaten erledigt, "bei der Westtangente Rosenheim hat es sechs Jahre gedauert plus fünf Jahre vor Gericht".

Ob auch die Forstinninger Umfahrung einmal auf einem Richtertisch landet? "Das muss man fast befürchten", sagt Bauer, bei Projekten solcher Größenordnung und Komplexität seien Klagen und Gerichtsverfahren nicht ungewöhnlich. Gut möglich also, dass die Ersatzbäume für die Forstinninger Umfahrung schon ein richtiger Wald geworden sind, bevor diese tatsächlich gebaut wird.

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