SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 85:Alles wie immer

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Dass an vielen Orten wie hier in München nur wenige Stunden zuvor noch ein Feuerwerk am Himmel zu sehen war und Silvesterpartys mitten im Gange waren, merkt man in der Frühschicht an Neujahr im Krankenhaus nicht. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Seit Jahren arbeitet Pola Gülberg in der Frühschicht an Neujahr - eigentlich ein Dienst wie jeder andere auch. Nur die eine oder andere Leckerei findet sich in der Personalküche und manchmal gibt es einen Überraschungsanruf um fünf Uhr morgens.

Protokoll: Johanna Feckl

Seitdem ich Mutter bin, habe ich Weihnachten für gewöhnlich frei - dafür arbeite ich rund um Silvester, denn an einem von beiden Festen müssen wir bei uns auf der Station arbeiten. Alles andere wäre auch unfair. In den vergangenen Jahren hatte ich immer Frühschicht an Neujahr. Konkret heißt das: Ich stehe um 4.50 Uhr auf - zu einer Uhrzeit, zu der sich andere gerade erst auf den Heimweg von ihrer Silvesterfeierei begeben.

Mir macht das nichts aus. Zwar stehe ich sogar etwas früher auf im Vergleich zu Frühdiensten an anderen Tagen. Denn man weiß nie, wie gut es am 1. Januar zu so einer frühen Uhrzeit geräumt und gestreut ist, sollten die Temperaturen das notwendig machen. Und so bin ich auf jeden Fall rechtzeitig zum Schichtbeginn um sechs Uhr in der Klinik. Aber die paar Minuten hin oder her sind dann auch schon egal.

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Silvester ist für viele Pflegekräfte und Patienten gleichermaßen ein Tag wie jeder andere auch. Das findet auch Julia Rettenberger: Sie wird auch heuer wieder wenige Stunden vor dem Jahreswechsel arbeiten.

Protokoll: Johanna Feckl

Auf der Station selbst merkt man kaum etwas davon, dass nun ein neues Jahr ist. Wenn wir Glück haben, ist noch etwas von den Leckereien der Kolleginnen aus der Nachtschicht übrig. Das hat Tradition bei uns: Sowohl in der Heilig-Abend-Schicht als auch in der Silvester-Nachtschicht bringt jeder etwas zu Essen mit, sodass ein kleines Buffet für die Pause bereitet werden kann.

Selbst vom Klientel unserer Patienten kann man in der Regel nicht darauf schließen, dass noch vor wenigen Stunden der Silvesterabend war. Hin und wieder ist jemand wegen starker Alkoholisierung zur Überwachung da. Manchmal haben wir aber auch keinen solchen Fall bei uns. Und die Zahl an alkoholisierten Patienten, die während der Dauer des Grafinger Volksfests zur Überwachung bei uns landen, ist sowieso durch nichts zu übertreffen.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der einzige Unterschied zu anderen Tagen ist, dass die Schichten rund um Weihnachten und Silvester überbesetzt sind. Es sind also auch im Neujahrs-Frühdienst zunächst mehr Leute eingeplant, als letztlich dann tatsächlich arbeiten. Denn sollte jemand krankheitsbedingt ausfallen, ist es fast unmöglich an diesen Tagen einen Ersatz zu finden. Die Überbesetzung ist also personeller Puffer. Läuft hingegen alles nach Plan, kann eine Person zu Hause bleiben - unsere Pflegeleitung legt von vornherein fest, wer das sein wird, und achtet sehr auf ein Rotationsprinzip, so dass nicht immer dieselben im Fall der Fälle profitieren.

Vor zwei Jahren hat es mich getroffen. Um fünf Uhr morgens klingelte mein Handy und es hieß, dass ich gar nicht kommen brauche. Also habe ich mich wieder ins Bett zurück gekuschelt - da habe ich um eine solche Uhrzeit freilich auch nichts dagegen.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 38-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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