Auf dem Gelände des FC Bayern:Treffsicheres Mädchen

Für Veronika Maier erfüllt sich ein Traum: Die 15-Jährige aus Antholing nimmt an einem internationalen Fußballcamp mit Jugendtrainern des deutschen Rekordmeisters teil

Christian Hufnagel

Es mag noch Mädchen geben, die in ihrer Freizeit mit Puppen spielen. Veronika Maier (Foto: Endt) zählte zweifelsohne nicht zu ihnen. Als es mit ihrer Leidenschaft anfing, war sie neun Jahre alt. Sie kam von der Schule, schnappte sich einen Ball und drosch ihn über das elterliche Haus. Dieser Spaß hatte sich aber bald erschöpft. Einerseits, weil es ihr zu leicht gelang, andererseits aber auch, weil die Gartenblumen der Mutter unter diesem Erfolg nachhaltig zu leiden begannen. Also versuchte sich das Mädchen an der angrenzenden Scheune, um schnell bei der eigentlichen Herausforderung zu landen: dem stattlichen einstöckigen Bauernhof des Großvaters. Dieser verstand es im Übrigen durchaus, den Ehrgeiz der Enkelin mit einer kleinen Geldprämie für jeden geglückten Versuch anzustacheln. Es dürfte in dem beschaulichen Antholing kein alltägliches Bild gewesen sein, dass da ein Mädchen mitten im Hof stand und einen Ball, und zwar einen aus Leder, wie die inzwischen 15-Jährige betont, über ein durchaus wuchtiges Gebäude schoss. Immer und immer wieder.

Jedenfalls hatte die damalige Grundschülerin ihren Sport entdeckt, der sich in der Folge so intensiv entwickeln sollte, dass ihre Mutter zu einem liebevoll gemeinten Urteil kommt: "Veronika hat nur Fußball im Kopf." So kann man sich leicht vorstellen, dass die Tochter "ausgeflippt" ist und "vor Freude fast explodiert" wäre, als sie die Zusage erhielt: Sie darf am dreitägigen, diesen Freitag beginnenden "Allianz Junior Football Camp" teilnehmen. Was nun gleich aus mehreren Gründen für die Jugendliche emotional gewissermaßen explosive Momente beinhaltet. Die junge Antholingerin wird Nachwuchskicker - Buben wie Mädchen - aus der ganzen Welt kennenlernen, kommen die 65 Teilnehmer doch aus 22 Ländern, aus Deutschland sind es mit ihr nur vier. Und dann findet das Camp nicht nur auf dem Trainingsgelände des FC Bayern München statt, sondern wird auch noch von dessen Jugendtrainern abgehalten.

Was beides zusammen für Veronika Maier einer Traumerfüllung gleichkommt. Denn sie "liebt und lebt den FC Bayern", wie ihre Mutter es treffend beschreibt. Diese Liebe fand bereits im Kindheitsalter einen sichtbaren Ausdruck, als das Mädchen ihr Zimmer mit allem, was sie in Zeitungen über die Bayern-Stars fand, "plakatierte". Das hat sie inzwischen zwar wieder stark reduziert, weil sie sich "bei den Hausaufgaben gar nicht mehr richtig konzentrieren konnte", wie der Fan selbstkritisch einräumt. Aber der Enthusiasmus für den weltberühmten Verein kühlte deshalb nicht ab. In der Allianz-Arena war sie zwar erst einmal, aber vor dem Fernseher verpasst sie kein Spiel und also auch nicht die gesamte Bundesliga.

In die Frauen-Fußballbundesliga würde die B-Juniorin des SV Baiern auch gerne hin: "Das wär schon etwas", sagt die Mittelschülerin, fügt aber ganz pragmatisch hinzu, dass sie nächstes Jahr eine Schreinerlehre beginnen werde. Fußball wird sie in der Ausbildung natürlich weiter spielen. Und das vermutlich so erfolgreich wie bisher, ist die Stürmerin doch äußerst treffsicher. Vergangene Saison wurde sie Torschützenkönigin. Was den Schluss zulässt: Mancher gestandene Fußballprofi mit Ladehemmung hätte in seiner Kindheit wohl auch mal den Ball über das elterliche Haus schießen sollen.

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