Attentat in Grafing:"Ich habe überlegt, ob er Hilfe braucht"

Bei einer Messerattacke in Grafing-Bahnhof ist ein Mensch getötet worden. Drei weitere wurden schwer verletzt. (Foto: Getty Images)

Kurz bevor die 19-jährige Cassandra Fürstenau den Kiosk in Grafing-Bahnhof aufschloss, begegnete sie dem Attentäter. Wenige Minuten später ersticht er einen Mann und verletzt drei Menschen schwer.

Protokoll von Korbinian Eisenberger, Grafing

Die Grafingerin Cassandra Fürstenau hatte gerade den Bahnhofskiosk aufgesperrt, als ein Mann aus Hessen einen Menschen tötete und drei mit einem Messer verletzte. Am Tag danach erinnert sich die 19-Jährige daran, was sie in Grafing-Bahnhof in den frühen Morgenstunden des 10. Mai erlebte:

"Ich sperre meinen Kiosk immer um fünf Uhr früh auf, wenn die erste S-Bahn fährt. Angst hatte ich dabei bisher nie, meistens ist es um diese Zeit ruhig, höchstens dass mal Betrunkene rumgrölen. Am Dienstagfrüh kam ich wie sonst auch um kurz vor halb fünf in Grafing-Bahnhof an. Dabei fiel mir ein Mann auf, der am hintersten Bahnsteig zu einer Bank ging und sich hinsetzte.

Er war barfuß und legte den Kopf auf seinen Wanderrucksack, den er vor sich hingestellt hatte. Ich habe überlegt, ob er Hilfe braucht. Er machte aber einen unheimlichen Eindruck, deshalb überlegte ich es mir anders und ging zum Kiosk.

Eine halbe Stunde später hörte ich draußen Schreie. Erst dachte ich, dass es dabei um eine Prügelei ging. Als ich rauskam, sah ich Menschen auf dem Boden liegen, auf dem Bahnsteig waren Blutlachen. Ich bin raus und habe Verbandszeug gebracht. Der Mann, der das angerichtet hatte, war da schon nicht mehr zu sehen. Als die Polizei kam und ihn festnahm, erkannte ich den Mann von der Bank wieder. Wer weiß was passiert wäre, wenn ich zu ihm hingegangen wäre."

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