Aßling:Säen, ernten, kochen

Haus der Forscher - AWO KiGa Aßling

Mit Spaten und Spitzhacke: Die Kleinen kümmern sich auch weiterhin um ihr Ackerfeld, obwohl sie das Projekt schon abgeschlossen haben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Awo-Kindergarten "Villa Kunterbunt" in Aßling ist als "Haus der jungen Forscher" zertifiziert worden

Von Viviane Rückner, Aßling

"Haus der jungen Forscher": Diese Auszeichnung durch die gleichnamige Berliner Stiftung hat die "Villa Kunterbunt" in Aßling mehr als verdient. Für die Förderung früher naturwissenschaftlicher Bildung wurde der AWO Kindergarten damit nun zertifiziert. Denn mit ihrem Projekt "Ab in die Gummistiefel - raus ins Feld" haben die Erzieherinnen dort allen Drei- bis Sechsjährigen die Chance gegeben, ihre Agrar-Kentnisse auf besonders lebensnahe Art und Weise zu vertiefen. Auf einem hundert Quadratmeter großen Feld bauten sie Gemüsesorten an, dokumentierten das Wachstum der Pflanzen und kochten aus eigener Ernte leckere Gerichte. "Die Idee, Gartenarbeit zu machen, kam von uns, die Kinder waren aber sofort begeistert", erzählt Erzieherin Agnes Lanz-Chruszcz.

Nicht anders die Jury: Mit 82 Prozent der möglichen Gesamtpunktzahl hat der Aßlinger Kindergarten ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis erzielen können. Um sich für das Zertifikat "Haus der jungen Forscher" bewerben zu können, mussten die Erzieherinnen erst einmal Fortbildungen zu Themen wie Luft und Wasser, Magnetkraft und Technik absolvieren. Anschließend reichten sie die Aufzeichnungen ihres Feld-Projekts ein.

Die Kindergartenkinder konnten sich dabei die Gemüsesorten und Kräuter selber aussuchen und halfen auch sonst tatkräftig mit. "Warum ist die Paprika rot, gelb und grün?" - so lautete eine von vielen Fragen, die den Kindern in den Sinn kamen. Allerdings lief anfangs nicht alles reibungslos: Erdflöhe befielen die Kohlernte des Kindergartens. Um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, ließen sich die jungen Gärtner die Gründe von den Mitarbeitern der Gärtnerei Kellerer erklären, die ihnen auch die Samen zur Verfügung gestellt hatten. Und so haben die Kinder laut Lanz-Chruszcz vieles gelernt über Insekten, Tiere, verschiedene Gemüsesorten und Kräuterarten, aber auch darüber, wie viel Pflege ein Beet benötigt.

"Zu sehen, wie alles wächst, das Ernten, Kochen und Essen hat den Kindern wirklich sehr viel Spaß bereitet", erzählt Hausleiterin Corinna Döhmen. Auch von den Eltern habe es nur positive Rückmeldungen gegeben. "Besonders erstaunt hat sie, dass die Kinder plötzlich Salat und Gemüse aßen, was sie zu Hause nicht tun", berichtete Döhmen weiter.

Inzwischen reicht das Wissen der Kinder noch viel weiter, neben neuen Rezepten, neu entdeckten leckeren Gemüsesorten und Wissen über gesunde Ernährung haben sie sich auch Gedanken darüber gemacht, was denn nach dem Essen passiert: "Da landet alles im Bauch und da drinnen ist dann auch Eisen und Magnesium", erklärte eines der Kinder beim Besuch im Kindergarten ganz stolz.

Auch weiterhin kümmern sich die Kleinen täglich um ihr Ackerfeld, obwohl sie das Projekt offiziell schon im Oktober abgeschlossen haben. Ganze sieben Monate arbeitete der Kindergarten daran, um einen ausführlichen Bericht einreichen zu können. Auch bei den Aufzeichnungen für das Zertifikat halfen die Kleinen mit: Sie dokumentierten die Fortschritte auf dem Feld mit gemalten Bildern und Fotos.

Die Fortbildungen und der Erfolg ihres Ackerbau-Projektes haben die Erzieherinnen dazu angespornt, den Kindern noch mehr Möglichkeiten zu geben, auch in anderen Bereichen wie Natur und Technik, Sprache und Schrift oder Motorik und Mathe ihrem Forscherinstinkt nachzugehen: Mit verschiedenen Lernspielen können die Kinder Punkte sammeln. Zusätzlich gibt es Experimente mit den Erziehern, außerdem steht eine Forscherkiste zur Verfügung. Deren Inhalt wird wöchentlich ausgetauscht, so dass die Kinder die Möglichkeit haben, immer neue Phänomene zu erforschen. Wasser beispielsweise - wie erzeugt man einen Tornado, wie kann man Wasser färben, wann gefriert es? Oder Luft - wie kann man diese dazu nutzen, mit Hilfe von Luftballons Dinge zu bewegen, oder wie viel Sauerstoff benötigt man?

Am Mittwoch, 24. Mai, erhalten die Kinder offiziell ihre Forscher-Medaillen und die Erzieherinnen ihre Urkunden. Danken möchten diese ihren Partnern - dem Raiffeisen-Lagerhaus, Rewe und Gärtnerei Kellerer - und hoffen auf weitere Unterstützung von Firmen, auch in Form von Wissensvermittlung. "In zwei Jahren wollen wir uns wieder bewerben mit einem neuen Projekt, denn es hat uns allen wirklich viel Spaß gemacht", erzählt Lanz-Chruszcz begeistert.

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