"Architektouren" im Landkreis Ebersberg:Weiter Horizont

Am Wochenende finden wieder die "Architektouren" statt. Im Landkreis kann man sieben Objekte besichtigen. Sogar ein Wertstoffhof ist dabei.

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Was haben Gebäude wie Pfarrheim, Wertstoffhof, Einfamilienhaus, Gewerbebau und Gutshof gemeinsam? Sie sind am kommenden Samstag und Sonntag, 27. und 28. Juni, Ziele der "Architektouren" im Landkreis Ebersberg.

Bei der Auswahl der Objekte prallen Welten aufeinander, treffen minimalistische kubische Baukörper auf verspielte englische Landsitz-Architektur wie bei Gut Sonnenhausen bei Glonn, einem herausragenden Beispiel für Denkmalpflege und behutsame Veränderung. Hier ist es die von kunstvollem Gebälk überspannte Reithalle des ehemaligen Gestüts, die zu einem Festsaal umgebaut wurde.

Den Architekten, Helgo von Meier und Stefan Mohr aus Schondorf oblag diese Aufgabe. Es gibt zwei Führungen: Sonntag, 15 bis 16 und 16 bis 17 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz. Auch Kinder dürfen sich auf dem Gelände baulich austoben. In der Zeit von 13 bis 15 Uhr haben sie Gelegenheit, aus natürlichen Baustoffen ihr eigenes Haus zu errichten. Die Aktion findet bei jedem Wetter statt, bei Regen raten die Veranstalter zu wetterfesten Hosen und Gummistiefeln.

Dass auch ein Wertstoffhof zum Besichtigungsobjekt auserwählt wurde, klingt ungewöhnlich. Gelungene Architekten lässt sich aber nicht immer nur mit ästhetischen Maßstäben beurteilen, manchmal ist die Funktion wichtiger. Bei der Erweiterung und Neugestaltung mit ressourcenschonendem Holz war die geschützte und stufenlose Entsorgung Ziel der Maßnahme des Marktes Kirchseeon, der hier als Bauherr auftritt. Architekturbüro war das Bauamt mit Leiter Florian Ernst unter Mitarbeit von Sigrid Weidlich und Andrea Horny. Termin ist am Samstag, 14 bis 15 Uhr.

Für klare Formen und Strukturen und eine Bauweise nach ökologischen Kriterien steht auch der Büro- und Gewerbebau in Grafing, Am Schammacher Feld 29. Die Grafinger Architekten, Wolfgang Betz und Michael Aschauer hatten den Auftrag, zwei Bauherren und deren Firmen räumlich zusammenzulegen. "Gewerbegebiet bedeutet in der Regel die architektonische Diaspora, es zählt nur der Kubikmeter-Preis umbauten Raumes", sagt Wolfgang Betz. Die Herausforderung sei gewesen, ein prägnantes Erscheinungsbild zu schaffen, den Mitarbeitern ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen und trotzdem wirtschaftlich und zugleich ökologisch zu bauen.

Ergebnis ist ein dunkelgrauer Bau in Hybridbauweise mit teils offenem Erdgeschoß, Tragwerk aus Sichtbeton und einer Hülle aus Holz und Trapezblech. Highlight, so Betz, sei der Aufenthaltsraum oben mit großflächiger Verglasung nach Süden und anschließender Dachterrasse - für den besseren Weitblick. Die Wärme wird regenerativ mittels einer Grundwasserpumpe erzeugt, bei Gewerbebauten eine Seltenheit, wie Betz betont. Besichtigen kann man das Objekt am Samstag, 14 bis 15 Uhr, und am Sonntag, 16 bis 17 Uhr.

Als "Treffpunkt, Wohltat, Fluch und Segen in einem" wird im blauen Katalog der Architektenkammer das Pfarrheim Sankt Johannes der Täufer in Glonn, Professor Lebsche-Straße, präsentiert. Bauherr ist das Erzbischöfliche Ordinariat. Fluch? Architekt Ulrich Häfner vom Büro "Plan-Z", lacht: "Das hat damit zu tun, dass es ein sehr langer Entscheidungsprozess war bis zum Baubeginn." Es habe heterogene Meinungen im Pfarrgemeinderat darüber gegeben, ob man neu bauen oder doch lieber sanieren solle, berichtet er.

Das Besondere an dem Gebäude sei, dass es sich mit seinem Dachstuhl aus Holz und der Verschalung aus Lärchenholz gut in das Ensemble Pfarrhof, Pfarramt und Stadel füge. An der Gestaltung des Anwesens auf dem hügelartigen Plateau haben auch die Landschaftsarchitekten Ingrid Liebald und Michael Ebers mitgewirkt. Am Samstag, 10 bis 12 Uhr, kann man sich anschauen, was das Pfarrheim Segensreiches zu bieten hat.

Bauherren in spe interessieren sich naturgemäß für die Häuser anderer Familien. Besonders ins Auge fällt das "schwarze Häuserpaar" in Ebersberg im August-Birkmaier-Weg 3. Die Münchner Architekten Wollmann und Wang haben die Gebäude höhenversetzt errichtet, die geflammte Bretterschalung gibt der schlichten Form eine rustikale Komponente. Termin für Besucher ist Samstag von 15 bis 17 Uhr.

Eine großzügige Verglasung nach Süden ist das hervorstechende Merkmal des Einfamilienhauses mit Büro in der Feldkirchener Straße 16 in Weißenfeld/Vaterstetten. Die ortsansässigen Architekten Alexander Grund und Carolin Jakob-Grund haben mit Beton und Fertigbauweise gearbeitet. Anschauen kann man sich das Haus am Samstag von 10 bis 13 Uhr.

Gegensätze miteinander zu vereinbaren, das war das Ziel der Architekten Uli Gassner und Peter Zarecky aus Riemerling bei dem Neubau eines Familienhauses aus Holz in Moosach. "Unsere Idee war", sagt Zarecky, "ein an die ländliche Umgebung und an die Bauvorschriften angepasstes Familienhaus zu bauen, aber trotzdem den Horizont ein wenig zu erweitern." Das Dach hat, wie vorgeschrieben, Ziegel, aber sie sind nicht rot, sondern dunkel; das Haus wirkt wie ein Kubus, aber es ist keiner. "Es ist ein subtiles Spiel mit dem spitzen Winkel, entsprechend der Form des Grundstücks." Samstag von 13 bis 15 Uhr kann man sich das Haus anschauen. Hierzu ist eine Anmeldung bei peter.zarecky@gassner-zarecky.de erforderlich.

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