Arbeiten in Grafing:Mehr Gewerbe, mehr Geld

Arbeiten in Grafing: In Grafings bislang jüngstem Gewerbegebiet Schammach II wird derzeit noch fleißig gebaut, da denken der Bürgermeister und einige im Stadtrat schon darüber nach, weitere Flächen zu erschließen.

In Grafings bislang jüngstem Gewerbegebiet Schammach II wird derzeit noch fleißig gebaut, da denken der Bürgermeister und einige im Stadtrat schon darüber nach, weitere Flächen zu erschließen.

(Foto: Christian Endt)

In Grafing startet die Suche nach neuen Gewerbeflächen. In einem ersten Schritt soll das Rathaus dem Stadtrat die zeitnahe Machbarkeit ausarbeiten

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Grafinger freuen sich über ihr schickes Freibad, sind stolz auf ihr Eisstadion, den EHC Klostersee und überhaupt: ihr Sportzentrum. Eltern schicken ihre Kinder gerne in die Musik- oder Volkshochschule, freuen sich über Vereinsleben, Spielplätze, Stadtpark und, auch wenn die schon zu den Pflichtaufgaben gehören, jede Menge Kitas. Zur kommunalfinanziellen Logik gehört aber auch: Wer auf großem Fuß lebt, braucht ein großes Portemonnaie. Tendenziell ist der Grafinger Geldbeutel aber ein kleiner - weswegen der Stadtrat am Dienstag den Aufschlag für eine groß angelegte Suche nach neuen Gewerbeflächen getätigt hat.

"Wir müssen doch nur mal die Gewerbesteuereinnahmen von vergleichbaren Städten wie Ebersberg oder Wasserburg anschauen", sagte der Initiator des Antrags, FDP-Stadtrat Claus Eimer. "Da ist unseres mit Abstand am geringsten. Und das wird uns bald enorm an der Entwicklung hindern."

Hintergrund ist, dass die Gewerbesteuer der örtlichen Unternehmen unmittelbar in den Stadtetat fließt. Mehr Gewerbe bedeutet daher in der Regel auch mehr Geld. "Wir sehen längst einen ungebremsten Boom bei der Wohnbebauung", argumentierte Eimer. Die Menschen müssen hier auch arbeiten, oder wollen wir zur Schlafstadt werden?" Die wenigen noch freien Gewerbeflächen seien allen voran in privater Hand. Auf sie hat die Stadt also keinen Einfluss. Kurzum: "Ich will, dass wir uns jetzt Gedanken machen, weil der Prozess bis neue Flächen bezogen werden können, Jahre braucht!"

Dass Bürgermeister Christian Bauer (CSU) die Sache als ehemaliger Kämmerer wenig anders sieht, kam nicht überraschend. "Ich bin sehr einverstanden mit dem Vorschlag, der ist genau richtig. Jeder, der in Grafing arbeitet und nicht nach München fährt, schont das Klima."

In der Vergangenheit seien zu wenige Gewerbeflächen ausgewiesen worden. Den Fehler dürfe man nicht nochmals machen. "Das ist eine Sache, bei der wir in Vorleistung gehen sollten." Wichtig sei ihm: "Dass eine neue Gewerbeentwicklung flächensparend geschieht."

Letztendlich stehe die Stadt vor einer großen Abwägung, sagte Christian Kerschner-Gehrling (SPD). "Was wollen wir opfern, welches Gewerbe wollen wir haben? Mir ist wichtig: Was setzen wir auf die wertvolle Fläche drauf. Mit einem gut geplanten neuen Gewerbegebiet habe ich kein Problem." Er schlage eine Stadtratsklausur vor, in der Kriterien erarbeitet werden sollen.

Allerdings gab es in der Sitzung auch weniger wohlwollende Perspektiven, etwa die von Walter Schmidtke (Bayernpartei). "Ein neues Gewerbegebiet ist doch nicht automatisch ein neuer Goldesel", sagte er. Bevor ein Gewerbegebiet Geld abwerfe, müsse die Stadt erst einmal einiges hineinstecken. "Ich kann hier einfach nicht den Zeitdruck erkennen."

Hermann Maier (Grüne) ging es ums Grundsätzliche. "Die Zeiten, in denen einfach so Gewerbegebiete auf der grünen Wiese gebaut worden sind, die sind doch vorbei!" Erst einmal müssten innerstädtische Flächen genutzt werden - etwa hinter der Fahrschule in der Rosenheimer Straße, dem Parkplatz hinterm "Mode Bald" oder westlich von Grafing Bahnhof hinter den Parkplätzen.

Die Frage sei allerdings, waren Bürgermeister Bauer und Antragssteller Eimer einig: Welche dieser Flächen seien tatsächlich verfügbar? "Wenn das Privatflächen sind, können wir da nicht einfach als Stadt herkommen und ein Gewerbegebiet draus machen", warnte der Bürgermeister.

Eimer wiederum streckte die Hand in Richtung Grüne aus. Wo die Stadt neue Gewerbeflächen ausweise sei ihm ziemlich egal - solange sie welche ausweise. Letztendlich wurde dies die Brücke zum einstimmigen Beschluss: Das Rathaus schlüsselt dem Stadtrat alle denkbaren neuen Gewerbeflächen auf. Dann folgt die Stadtratsklausur - und dann eine Entscheidung über denkbare Innenstadtverdichtungen oder die Entwicklung der sogenannten Potenzialflächen entlang der Ostumfahrung und nördlich der Münchner Straße.

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