AOK bezahlt aufwändige Tests:Hoffnung für Brustkrebspatientinnen

Wissenschaftliche Studie an der Kreisklinik soll zeigen, wie häufig Chemotherapie vermieden werden kann.

Inga Rahmsdorf

Die Kreisklinik Ebersberg führt bei Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind, eine zusätzliche Untersuchung durch. Bei dem Test kann die Aggressivität des Tumors genauer bestimmt werden, um unnötige Chemotherapien zu vermeiden. Diese Untersuchung wird den Kliniken zwar empfohlen, sie ist aber keine Pflicht. Da der Test einen großen logistischen Aufwand erfordert und zusätzliche Kosten verursacht, gehört er in Deutschland in vielen Krankenhäusern nicht zum medizinischen Standard. Er wird in der Regel auch von den Krankenkassen nicht bezahlt. Die Krankenkasse AOK Bayern kooperiert nun mit der Kreisklinik Ebersberg, um die Tests wissenschaftlich zu analysieren und zu dokumentieren. Die Ergebnisse der Studie sollen Anfang 2012 vorliegen.

Die Kreisklinik Ebersberg ist dabei eines von sechs Brustkrebszentren bayernweit, das die AOK für dieses Projekt ausgewählt hat. Seit Januar zahlt die AOK für jeden dieser Tests 300 Euro an die Kreisklinik - bisher musste das Krankenhaus die Kosten selbst übernehmen. Das Brustkrebszentrum wiederum dokumentiert die Ergebnisse der Tests und leitet sie an die Krankenkasse weiter. So könne aufgezeigt werden, in wie vielen Fällen, sich eine Chemotherapie durch die Tests vermeiden lassen, sagt Bernhard Frey, Leiter der AOK-Geschäftsstelle Ebersberg. Auch die Akzeptanz der Tests soll durch das Projekt gefördert werden.

Die Tests werden schon seit 13 Jahren in der Kreisklinik durchgeführt, sagt Cornelia Höß, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe. Höß lehnt Chemotherapien nicht ab, im Gegenteil: Es sei gut, dass es diese Möglichkeit gebe, für viele Erkrankte sei sie lebenswichtig. Wenn sich eine Chemotherapie allerdings vermeiden lasse, können der Patientin starke Nebenwirkungen erspart bleiben.

Etwa 100 neue Fälle von Brustkrebs werden jedes Jahr in der Kreisklinik behandelt. Die Tumorerkrankungen werden in drei Kategorien unterteilt, in sehr aggressive, weniger aggressive und in eine mittlere Kategorie. Bei dieser mittleren Kategorie sei es oft schwierig zu beurteilen, ob eine Chemotherapie notwendig sei oder nicht, sagt Höß. Besonders diese Fälle werden mit dem Test untersucht. In einem technischen Verfahren werden dabei bestimmte Eiweiße, sogenannte Proteasen, bestimmt. Sie sind ein zusätzlicher Prognosefaktor für die Einschätzung des Krankheitsverlaufs. Stellt sich heraus, dass die Tumorzellen nicht drohen, sich zu verbreiten, kann eine sanftere Methode als die Chemotherapie eingesetzt werden. Die Tests seien allerdings recht aufwendig, sagt Höß. So muss bei der Operation frisches Tumorgewebe von einem Pathologe entnommen und sofort auf Eis gelagert werden, das anschließen in einem Labor des Klinikums rechts der Isar untersucht wird.

Die Tests können aber nicht nur Patientinnen die Chemotherapie ersparen, sondern den Krankenkasse auch Geld. Gemessen an den Kosten für Chemotherapien, die im günstigen Fall bei etwa 15 000 Euro liegen, ist der finanzielle Aufwand der Tests relativ gering. "Wir haben großes Interesse das Projekt weiterzuführen", sagt Frey. Ob die AOK die Kooperation auch 2012 fortgesetzt wird, entscheidet sich aber erst, wenn die Ergebnisse der Studie vorliegen.

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