Firmenporträt:"Es geht nicht um PS, sondern um ein Gefühl"

Firmenporträt: Historische Autos brauchen viel Pflege. Dafür ist die Wallner Classic GmbH zuständig.

Historische Autos brauchen viel Pflege. Dafür ist die Wallner Classic GmbH zuständig.

(Foto: Christian Endt)

In dieser Werkstatt werden Träume wahr: Die Wallner Classic GmbH hat ihren Sitz nach Anzing verlegt - und bringt dort Klassiker der Automobilgeschichte auf Vordermann. Aber auch die Kunden aus aller Welt kommen nicht zu kurz.

Von Viktoria Niggemann, Anzing

Lichtdurchflutete, großzügige Räume in modernem Look - optisch ist das ein ziemliches Kontrastprogramm zu dem, um was sich hier alles dreht: Oldtimer. Die Wallner Classic GmbH hat ihren Sitz jüngst von Trudering nach Anzing in den Landkreis Ebersberg verlegt. Dort soll nun die Geschichte des Familienunternehmens fortgeschrieben werden. Im neuen "Wallnerwerk" werden Träume für Autofans wahr, schließlich stehen hier einige der edelsten Karossen, die in den vergangenen Jahrzehnten vom Band gerollt sind. Solche Schmuckstücke brauchen natürlich ihre Pflege - und genau dafür ist die Wallner Classic zuständig. Selbstverständlich kommen aber auch die Autobesitzer dabei nicht zu kurz.

Firmenporträt: Auf insgesamt 4500 Quadratmeter werden am neuen Firmensitz in Anzing die Träume von Autofans wahr.

Auf insgesamt 4500 Quadratmeter werden am neuen Firmensitz in Anzing die Träume von Autofans wahr.

(Foto: Christian Endt)

Insgesamt 4500 Quadratmeter umfassen die zwei Gebäude und die Tiefgarage am neuen Firmensitz in Anzing. Angefangen hat alles jedoch ein ganzes Stück kleiner in einer Truderinger Tankstelle, die Gründer Fritz Wallner vor etwa 50 Jahren zu einer Werkstatt umbaute. Inzwischen bedarf es deutlich mehr Platz, um der Nachfrage gerecht zu werden, wie der heutige Geschäftsführer und Schwiegersohn des Gründers, Rouven Genz, sagt. Damals kaufte Wallner Autos als Schrott an, schlachtete sie aus und machte sie von Grund auf wieder flott. Das Wachstum des Unternehmens rüttle jedoch nicht am ursprünglichen Leitgedanken des einstigen Gründers - es gehe nach wie vor in erster Linie um Geschichten und Emotionen, um Leidenschaft. Denn die Autos, die im Wallnerwerk gebaut, restauriert und gepflegt werden, erzählen allesamt ihre eigene Geschichte, so Genz - "da geht es nicht um PS, sondern um ein Gefühl". Eine gewisse Nostalgie und den Genuss des Autofahrens in seiner Ursprungsform also.

Die Kunden gehen mit der Wallner GmbH eine "lebenslange Partnerschaft" ein

"Eine lebenslange Partnerschaft", so beschreibt Genz das Verhältnis zwischen der Wallner Classic und ihren Kunden. Dafür vereint das heutige Wallnerwerk Technik und Emotion. Neben Wartung, Reparatur und Restauration von Klassikern vor Ort, handelt die Firma mit den wertvollen Gefährten, lagert sie für ihre Kunden ein und bewegt sie von Zeit zu Zeit. "Vom Ölwechsel bis zum individualisierten Auto ist alles dabei", sagt Genz. Er und seine elf Mitarbeiter betreuen Sammler und Fahrenthusiasten dabei vollumfänglich. Durch Schaufenster können sie etwa die "Diagnosebühne" vom Foyer aus beobachten, während ihre Schätze begutachtet werden, und auch die Werkstatt ist großzügig verglast.

Firmenporträt: Wallner hat sich zwar auf Mercedes spezialisiert, in der Werkstatt stehen aber auch andere Marken - wie etwa Sportwagen von Ferrari.

Wallner hat sich zwar auf Mercedes spezialisiert, in der Werkstatt stehen aber auch andere Marken - wie etwa Sportwagen von Ferrari.

(Foto: Christian Endt)
Firmenporträt: Historische Modelle von Porsche stehen ebenfalls in der Anzinger Tiefgarage.

Historische Modelle von Porsche stehen ebenfalls in der Anzinger Tiefgarage.

(Foto: Christian Endt)
Firmenporträt: Aber auch moderne Supersportler, wie dieser Porsche 911 GT3 RS, finden hier ein behütetes Plätzchen.

Aber auch moderne Supersportler, wie dieser Porsche 911 GT3 RS, finden hier ein behütetes Plätzchen.

(Foto: Christian Endt)

Zu den vier Tiefgaragen-Hallen, gewährt das Wallnerwerk seinen Kunden mithilfe eines modernen Sicherheitssystems jederzeit Zugang. Kunden seien einerseits Privatpersonen aus der ganzen Welt, andererseits Unternehmen, die wiederum die Automobil-Klassiker ihrer Kunden im Wallnerwerk betreuen ließen. "Wir kennen die Technik von null auf", erklärt Rouven Genz, deshalb bekämen sie auch internationale Anfragen.

Wer jedoch glaubt, im Wallnerwerk gehe es allein um Mercedes oder gar Autos, der irrt. Zwar hat sich die Firma seit 1976 Mercedes-Benz verschrieben, andere Marken werden jedoch nicht ausgegrenzt. So tummeln sich neben den historischen Silberpfeilen auch Klassiker von VW, BMW oder Porsche. Die meisten Wagen sind wertvolle Oldtimer - jedoch nicht alle. Entscheidend sei ihr ideeller Wert für den Besitzer oder die Besitzerin. "Wir setzten bei den Autos keine Grenzen", erklärt Genz und fügt hinzu: "Generell wollen wir im Wallnerwerk Raum für Themen geben, auch außerhalb des Automobils."

Firmenporträt: Rouven Genz ist Geschäftsführer und Schwiegersohn des Gründers Fritz Wallner.

Rouven Genz ist Geschäftsführer und Schwiegersohn des Gründers Fritz Wallner.

(Foto: Christian Endt)

Dafür gibt es neben Büros einen galerieartigen Ausstellungsraum mit Hebebühne, der sich über die volle Höhe des Gebäudes erstreckt und auch für Projekte ganz anderer Art geplant sei. Auch Kochveranstaltungen und gemeinsame "Ausfahrten für eine entschleunigte Zeitreise" stünden auf dem Programm. Eine Lounge, zur einen Seite mit Feldblick, zur anderen mit Sicht in den Showroom und Simulations-Rennsitzen, vervollständigt das neue Geschäftsmodell des Wallnerwerks - ein Gesamtpaket für die Autos und Besitzer.

Die neue Heimat Anzing bietet dem Wallnerwerk einige Vorteile: TÜV, Tankstelle sowie die A94 sind in unmittelbarer Nähe, und auch schöne Landstraßen für Ausfahrten gibt es im Ebersberger Landkreisnorden zur Genüge. Ziel sei es, dort nun Teil der Gemeinschaft Anzing zu werden. So unterstütze das Unternehmen etwa den örtlichen Handballverein, wie Genz sagt. Auch Nachhaltigkeit sei beim Wallnerwerk Programm. Neben den alten Autos, die bereits durch ihre teils jahrzehntelange Nutzbarkeit nachhaltig seien, sei auch das gesamte Areal CO2-neutral und autark. Strom bekämen sie durch Photovoltaik, Heiz- und Kühlbedarf aus einer Eisspeicherungstechnologie, die unter anderem optimale Temperatur- und Luftverhältnisse in den Tiefgaragen-Hallen ermögliche, erklärt der Geschäftsführer.

Firmenporträt: Für viele Klassiker gibt es heute gar keine Ersatzteile mehr. Bei Wallner bewahrt man die Komponenten deshalb seit Jahren auf.

Für viele Klassiker gibt es heute gar keine Ersatzteile mehr. Bei Wallner bewahrt man die Komponenten deshalb seit Jahren auf.

(Foto: Christian Endt)

Auch Ersatzteile werden seit Jahrzehnten gesammelt. Damit hatte einst Fritz Wallner aus Liebe zu Mercedes begonnen und bis heute besitzt das Unternehmen Teile, die weltweit nicht mehr verfügbar sind. Heute verfolgte man eine "Zero Waste" Politik, so Rouven Genz. Es soll also möglichst alles erhalten und repariert werden, auch weil die Verfügbarkeit der Ersatzteile für die historischen Fahrzeuge ohnehin limitiert ist.

Die moderne E-Mobilität sei spannend, es fehle aber der Sound und die Identität der Klassiker

Auf die Frage, ob auch neue Autos einmal so wertvoll sein werden, wie die heutigen Oldtimer, hat Genz eine ganz klare Antwort: "Die Brot-und-Butter-Autos sind seelenlos geworden, aber eine Wertsteigerung ist auch bei heute neuen Autos denkbar, solange sie eine Geschichte, Aura und Charakter haben." Er finde es allerdings schade, wenn es allein um die Wertsteigerung gehe. Wichtiger sei ihm die Freude am Fahrzeug - schließlich stünde bei einem Urlaub auch das Vergnügen im Fokus und keine Wertsteigerung.

Perspektivisch wird es im Wallnerwerk wohl immer um historische Fahrzeuge gehen. Die moderne E-Mobilität sei zwar technisch spannend, aber "das ist wie mit einem Kinofilm - ohne Ton geht die Emotionalität flöten", meint Rouven Genz. Genauso sei es für ihn mit den E-Autos, da fehle der Sound und die Identität, die ihn an den Klassikern so begeistere.

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