Anzing: Logistikzentrum:XXXL-Mehrheit

Der Weg für ein Logistikzentrum des Möbelhauses XXXLutz in Anzing ist frei. Der Gemeinderat hat eine Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen - begleitet von emotionalen Szenen.

Lena Grundhuber

In der Sache konnte es nicht überraschen: Wie erwartet, hat der Anzinger Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag den Weg frei gemacht für eine Ansiedlung des Möbelriesen XXXLutz (wir berichteten). Gegen die beiden Stimmen der Grünen beschloss der Rat auf Antrag des österreichischen Unternehmens eine Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans für das geplante Logistikzentrum - gegen letztere stimmte auch Gerhard Strasser (ABA).

Anzing: Logistikzentrum: Hinter wogendem Korn erhebt sich - der Lidl. Daneben soll bald ein weiterer großer Komplex stehen: Die Gemeinde hat nun den Weg für ein Möbellager geebnet.

Hinter wogendem Korn erhebt sich - der Lidl. Daneben soll bald ein weiterer großer Komplex stehen: Die Gemeinde hat nun den Weg für ein Möbellager geebnet.

(Foto: Christian Endt)

Damit kann das nördliche Gewerbegebiet um 6,65 Hektar erweitert werden. XXXLutz will auf der Fläche neben dem dort befindlichen Lidl-Lager ein 40.000 Quadratmeter großes Lager errichten - die nächste Filiale des Konzerns liegt unweit, in Aschheim.

Interessanter als das erwartbare Ergebnis der Sitzung gestaltete sich der ungewöhnlich lebhafte Verlauf des Abends. Mitten in der Abstimmung nämlich verließ Gemeinderatsmitglied Bernhard Haimmerer (CSU) geradezu fluchtartig - und sichtlich emotional bewegt - den Sitzungssaal. Der Landwirt, der das größte der betreffenden Grundstücke zu verkaufen hat, wollte partout nicht bei der Abstimmung anwesend sein.

Da half kein Zureden des Bürgermeisters und auch Haimmerers spontane Besprechungen mit den Fraktionskollegen auf dem Gang schienen ergebnislos zu bleiben. Der CSU-Gemeinderat enthielt sich und ließ auch am folgenden Tag auf Anfrage nur verlauten, er finde es nicht passend, über die eigene Fläche abzustimmen: "Ich will nicht, dass es heißt, ich will mich persönlich bereichern."

Angst vor Verkehrsbelastung

Diesen Vorwurf machten ihm an jenem Abend auch die Grünen nicht. Doch die Gelegenheit, erstmals in öffentlicher Sitzung Kritik äußern zu dürfen, wollte sich Fraktionssprecher Reinhard Oellerer dann doch nicht entgehen lassen. Die Gemeinde habe sich nicht gefragt "was wollen wir, was heißt es, wenn wir zwei so große Betriebe haben und einer wegbricht". So kritisierte der Grüne, der nach eigener Aussage ein kleinteiliges Gewerbegebiet favorisiert hätte. Auch wenn das geplante Logistikzentrum zwei Meter niedriger als Lidl ausfallen soll - das Ortsbild werde mit XXXLutz noch mehr verbaut als bisher.

Die größte Sorge der Grünen ist jedoch die zusätzliche Verkehrsbelastung, die möglicherweise auf den Ort zukomme. Ihrem Antrag, ein Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben, sei man nicht rechtzeitig nachgekommen, klagt Oellerers Fraktionskollegin Barbara Spachmann-Bückers. Stattdessen habe nur eine Schätzung von XXXLutz vorgelegen - "und das war schon sehr viel". Das Gutachten werde erst jetzt erstellt, "wir kriegen das also erst, wenn alles über die Bühne ist". Wie Verwaltungsleiter Helmut Wimmer bestätigt, werde das Gutachten Ende Juli fertig sein, theoretisch könne man das Verfahren dann immer noch einstellen. Der Bebauungsplan sei schließlich noch nicht fertig, betont auch Bürgermeister Franz Finauer (UBA), der ohnehin nicht an eine Verkehrszunahme glaubt.

Für die meisten Gemeinderäte überwogen bei der Abstimmung offenbar die Vorteile der Ansiedlung: Da wären Gewerbesteuereinnahmen, die in den Bau eines Seniorenheims oder einer Turnhalle fließen könnten. Außerdem zählt Bürgermeister Finauer darauf, dass die Kreisstraße nach Poing aus dem Ort verlegt werden kann.

Zum Stand der Planungen ist bei XXXLutz momentan nichts zu erfahren, weil der Zuständige im Urlaub weilt. Bernhard Haimmerer hatte zwar in der Sitzung fallen lassen, dass noch nichts verkauft sei, will sich aber nicht weiter äußern. Franz Finauer nennt immerhin einen Zeitpunkt: Ende 2011 wolle der Möbelriese schon einen Teil des Lagers gebaut haben.

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