Anzeige erstattet:Wer ist der rätselhafte Schilder-Zerstörer?

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Rätselhaft ist auch, warum die Vorfälle beim Waldfriedhof passieren, also östlich der Ortsgrenzen - wo die Straße doch im Westen gebaut werden soll. (Foto: Privat)

Ein Unbekannter zerstört bei Forstinning Plakate der Gegner der geplanten Umgehungsstraße. Weil sich die Taten häufen, ermittelt nun die Polizei.

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Ein Windstoß kann das kaum gewesen sein, da ist sich Ludwig Seebauer recht sicher. Der Forstinninger hat im Ebersberger Forst Plakate aufhängen lassen und irgendjemand hat sie jetzt zerstört. Jedenfalls hängen einige Plakate nicht mehr an ihrem Platz, sondern liegen im Wald herum, zerbrochen, zerkratzt, heruntergerissen. "So geht das schon den ganzen Sommer", sagt Seebauer am Dienstag, er ist der Sprecher der Umfahrungs-Gegner. Ein dummer Lausbuben-Streich? "Das kann ich mir kaum vorstellen", so Seebauer weiter. Ob hier die Befürworter der Umgehungsstraße am Werk waren? "Das wäre Spekulation." Wer es war, ist bislang nicht bekannt, Seebauer hat jetzt Anzeige bei der Polizei erstattet.

Die Forstinninger Schildbürgerstreiche läuten die nächste Runde in einem jahrzehntelangen Zank ein: Den einen kann die Umgehungsstraße durch den Ebersberger Forst nicht schnell genug kommen, die anderen wollen das Großprojekt verhindern. Für das Vorhaben des Freistaats und des Forstinninger Gemeinderats soll eine etwa tausend Meter lange Schneise durch den Wald geschlagen werden. Seebauer und seine Mitstreiter kritisieren, dass damit im Ebersberger Forst erstmals nach 200 Jahren wieder großflächig Bäume für eine Straße gefällt würden. Die Befürworter fordern die Straße ein, weil ihnen das Verkehrschaos im Ort zunehmend zu schaffen macht. Vor den Sommerferien hat es Gespräche gegeben, im Kern sind die Fronten aber nach wie vor verhärtet.

Nachfrage bei Carl Teine, er ist der Sprecher der Dorfbewohner, die im Forstinninger Ortsteil Schwaberwegen an der Hauptstraße wohnen, dort ist der Verkehrslärm am lautesten. Ob er eine Idee hat, wer da im Forst am Werk ist? "Ich kann mir nicht vorstellen, wer das war", sagt er. Um eine geplante Sabotage seiner Leute handle es sich jedenfalls nicht. "Das wäre genau der falsche Weg, so Teine.

Von 50 Schildern sind 20 kaputt

Die Sprecher beider Lager hatten zuletzt stets betont, dass man sich um einen Dialog bemühe. Seebauer schlägt ebenfalls einen defensiven Ton an: "Mir geht es mit der Anzeige nicht darum, Öl ins Feuer zu gießen." Weil zuletzt aber in kurzer Zeit vier Plakate demoliert wurden, wolle sich die Initiative nun zur Wehr setzen. Schließlich hat die Forstdirektion die Plakate genehmigt. Pro Schild haben Seebauer und seine Leute um die 20 Euro investiert. Und von 50 Schildern sind jetzt 20 kaputt.

Ein Schildbürgerstreich, den sie in Forstinning wenig amüsant finden. (Foto: privat)

Wer ist der Halunke, der im Forst sein Unwesen treibt? Seebauers Strafanzeige liegt nun bei der Polizei in Poing, "bei den Ermittlungen haben wir aber noch keine Fortschritte gemacht", erklärt der dortige Polizeichef Helmut Hintereder. Die Chancen der Polizei seien hier sehr überschaubar. "Wir haben gehofft, dass jemand etwas beobachtet hat", sagt Hintereder. Bisher habe sich aber noch niemand deswegen gemeldet. Klar liege die Vermutung nahe, dass hier jemand am Werk war, der sich die Umgehungsstraße wünscht, so Hintereder. "Diese Spekulation hilft uns aber in der Ermittlungsarbeit nicht weiter."

Das Täter-Profil einzugrenzen, ist in diesem Kriminalfall recht schwierig. Möglicherweise ist der Unbekannte recht kräftig, die Plakate sind nämlich aus wetterfestem Kunststoff und durchaus stabil. Wer jedoch ein spitzes Werkzeug besitzt, der braucht nicht viel Schmalz, um so ein Plakat zu zerdeppern, insofern kommt man hier nicht wirklich voran. Auffällig ist, dass es der Unbekannte nur auf Plakate mit der Aufschrift "Umgehungsstraße durch unseren einzigartiges Waldbiotop geplant!" abgesehen hat, gegen Schilder der Forstverwaltung scheint er hingegen nichts zu haben.

Rätselhaft bleibt, warum er immer zwischen Waldfriedhof und Parkstraße zuschlägt, also östlich der Ortsgrenzen Forstinnings - obwohl die Straße doch im Westen gebaut werden soll. Vielleicht ist der Täter ja schlecht in Erdkunde.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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