Bayerns Antisemitismus-Landesbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) hat die Markt Schwabener gelobt, die bei der Polizei Anzeige wegen eines antisemitischen Flugblattes erstattet haben. Dies zeige, ebenso wie das Eingreifen von Zeugen bei einem antisemitischen Vorfall in einem Bus in München, dass viele Bürger mittlerweile sehr sensibel auf Antisemitismus reagierten.
"Das ist ein sehr gutes Zeichen und zeugt von einer aktiven Zivilgesellschaft und einem vorbildhaften Bürgersinn." Die Kriminalpolizei und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hatte zuletzt über stark steigende Zahlen antisemitischer Taten berichtet, oftmals im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Spaenle sieht nun durch die jüngsten Vorfälle auch eine wachsende Solidarität mit Jüdinnen und Juden.
Bei dem Flugblatt, das Anfang Mai in Markt Schwabener Briefkästen gesteckt wurde, hat mittlerweile die Kriminalpolizei Erding die Ermittlungen aufgenommen. Das Flugblatt sei offenbar auch in Poing sowie im Erdinger und im Stuttgarter Raum verteilt worden, so ein Ermittler der Kripo. In Poing waren auch in der Vergangenheit schon häufiger rassistische oder antisemitische Flugblätter verteilt worden, insbesondere in den Jahren nach 2015, als viele Geflüchtete im Landkreis Schutz gesucht hatten. Damals hatte die rechtsextreme Kleinstpartei "Der III. Weg" sich als Verfasserin des Pamphlets zu erkennen gegeben.
Tatsächlich zur Anzeige kommen aber nur wenige Fälle. Die Statistik des Landeskriminalamts zeigt für den Landkreis Ebersberg eine relativ gleichbleibende Zahl von Taten, die offiziell als antisemitisch eingestuft werden. Im Jahr 2018 war es ein Fall, 2019 und 2020 wurden zwei Fälle registriert, 2021 waren es drei Fälle. Ermittelt wurde in den meisten Fällen wegen Volksverhetzung.