Anreize für neues Personal:Warnung vor der Preisspirale

Die Pläne in der Landeshauptstadt, die München-Zulage für die Mitarbeiter zu erhöhen, sieht man in einigen Landkreiskommunen kritisch

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Gesetze von Angebot und Nachfrage machen den Kommunen seit Jahren die Personalsuche schwer. Gerade in den Wachstumsgemeinden des Münchner Umlandes werden die Aufgaben immer mehr - nicht so jedoch die Zahl potenzieller Mitarbeiter. Nun sorgt eine Idee aus der Landeshauptstadt für neue Unsicherheit: Die Stadt München will die außertarifliche Zulage für Mitarbeiter mit mittleren und niedrigen Einkommen verdoppeln, auf dann 267,74 Euro. Was besonders bei stadtnahen Gemeinden die Befürchtung weckt, bei der Mitarbeitersuche bald gar nicht mehr fündig zu werden.

Schon heute brauche es oft mehrere Ausschreibungen, um eine Stelle zu besetzen, sagt etwa Roland Frick (CSU), Bürgermeister von Pliening. Aktuell sucht die Gemeinde im Westen des Landkreises einen weiteren Techniker fürs Bauamt, auf die erste Ausschreibung hatte sich niemand gemeldet. Eine Stelle in der Kämmerei konnte die Gemeinde zwar kürzlich besetzen, allerdings war auch hier eine mehrmalige Ausschreibung nötig. Sollten die Münchner ihre Zulage erhöhen, kann sich Frick vorstellen, dass die Suche nach Personal noch schwieriger wird. Gerade weil die Gemeinde relativ nahe an München liegt.

Frick hält es darum für möglich, dass auch in seiner Gemeinde irgendwann weitere außertarifliche Zulagen gezahlt werden. Derzeit bekommen Mitarbeiter in den meisten Landkreisgemeinden die Ballungsraumzulage, die sich unter anderem nach der Zahl der Kinder richtet. Grundsätzlich dürften die Städte und Gemeinden weitere außertarifliche Zulagen zahlen - allerdings gelten dafür Vorgaben des kommunalen Arbeitgeberverbandes. Demnach sind, "in Einzelfällen" maximal 20 Prozent Aufschlag auf das Tarifgehalt der jeweiligen Entgeltgruppe zu bezahlen.

Mindestens zwei Gemeinden im Landkreis machen bereits von dieser Möglichkeit Gebrauch: So beschloss im Herbst der Vaterstettener Gemeinderat die Einführung einer solchen Zulage. Das Argument war damals, eine nicht näher genannte Nachbargemeinde im Landkreis zahle eine solche Zulage bereits.

Was aber auch nicht dazu geführt hat, dass man sich im Rathaus seitdem vor Bewerbungen nicht mehr retten kann: "Besonders Ganztagesstellen sind sehr schwer zu besetzen", sagt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Der angespannte Stellenmarkt sei "eine Belastung für jede Gemeinde und das wird auch weiter ein Thema bleiben". Mit einem weiteren Gehaltsaufschlag allein wird sich dies wohl nicht lösen lassen - falls ein solcher überhaupt möglich wäre: "Ich würde es den Mitarbeitern schon gönnen", sagt Reitsberger, allerdings müsse man auch die Haushaltslage im Auge behalten. Heuer sieht er auf jeden Fall keine Spielräume mehr, wie es künftig aussieht, müssten die Haushaltsberatungen zeigen.

In Poing geht man davon aus, dass sich die höhere Zulage der Münchner auf jeden Fall früher oder später in der eigenen Kasse bemerkbar macht: Das "führt dazu, dass Personalgewinnung und Personalbindung immer schwieriger wird", so Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Letztlich werde das dazu führen, "dass auch weitere Gemeinden im Ballungsraum München sowohl den vorhandenen Bediensteten, als auch Bewerbern für Neueinstellungen zusätzliche finanzielle Anreize bieten müssen". Mit erheblichen Kosten: Laut Hingerl wendet Poing bereits aktuell etwa 140 000 Euro jährlich für die Ballungsraumzulage auf, würde man dem Münchner Beispiel folgen, wären es also 280 000 Euro.

Außer auf Geld setzt man in manchen Gemeinden auf andere Anreize, etwa Mitarbeiterwohnungen. Reitsberger verweist auf die Pläne, im Baugebiet Vaterstetten Nordost 130 neue Gemeindewohnungen zu errichten. Einige sollen als Sozialwohnungen, die anderen vergünstigt vermietet werden - hier könnten Angestellte der Gemeinde zum Zuge kommen. In Anzing versucht man Ähnliches, sagt Bürgermeister Franz Finauer (UBA). So sollen die neuen Wohnungen, welche die Gemeinde zusammen mit dem Wohnungsbauunternehmen des Landkreises errichten will, an Mitarbeiter der Verwaltung und der örtlichen Kitas vermietet werden, so Finauer. Derzeit arbeite man aber noch an den rechtlichen Voraussetzungen, damit es möglich ist, den Mietvertrag an den Arbeitsvertrag zu binden.

Langfristig könnte man sich auch beim Landkreis selbst vorstellen, Mitarbeiter mit günstigem Wohnraum für einen Arbeitsplatz im Landratsamt zu begeistern, so dessen Sprecherin Evelyn Schwaiger. Derzeit sieht man in der Behörde indes keine Notwendigkeit auf den Vorstoß der Münchner zu reagieren und etwa kurzfristig Zulagen zu erhöhen. Laut Schwaiger gibt es aktuell auch keine Not, Stellen besetzen zu können.

Auch in der Stadt Ebersberg sieht man die mögliche Erhöhung der Münchenzulage eher gelassen, "wir haben keine Angst davor", sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Eine weitere außertarifliche Zulage - über die auch in Ebersberg gezahlte Ballungsraumzulage hinaus - einzuführen, sei darum in der Stadt derzeit nicht geplant. Dass es allerdings nicht einfach sei, Stellen neu zu besetzen, merke man auch im Ebersberger Rathaus. "Wir profitieren aber davon, dass wir selber ausbilden", sagt der Bürgermeister, "eine Zulage hilft auch nicht, wenn es die Leute nicht gibt".

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