Ebersberg/Erding:"Es muss sich etwas ändern bei der Union"

Ebersberg/Erding: Andreas Lenz (rechts), Caroline Brielmair und Thomas Bauer am Wahlabend in Erding.

Andreas Lenz (rechts), Caroline Brielmair und Thomas Bauer am Wahlabend in Erding.

(Foto: Renate Schmidt)

Andreas Lenz zieht über das Direktmandat für die CSU erneut in den Bundestag ein. Nach dem verheerenden Gesamtergebnis der Partei fordert er Neuerungen.

Interview von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Erding

Spät am Wahlabend hatte Andreas Lenz sich noch per SMS erkundigt: Weiß man, ob die Magdalena drin ist? Man wusste es noch nicht, doch es war zu erahnen: Die 30-Jährige von der SPD verpasst den Einzug. Andreas Lenz bleibt der einzige Politiker aus dem Wahlkreis 213 im Bundestag. Mit 42,3 Prozent der Erststimmen sicherte sich der 40-Jährige nach 2013 und 2017 seine dritte Legislaturperiode in Berlin. Am Tag nach der Wahl spricht der Frauenneuhartinger über sein persönliches Wahlergebnis, den Absturz der Union - und seine Gegenkandidaten.

SZ: Herr Lenz, hätten Sie Magdalena Wagner gerne im Bundestag gesehen?

Andreas Lenz: Ich hätte nichts dagegen gehabt.

Was ging in Ihnen vor, als Sie am Sonntagabend im Erdinger Landratsamt die ersten Zahlen auf dem Screen gelesen haben?

Es ist schon eine Anspannung. Die allerersten Zahlen kann man meistens noch gar nicht richtig einschätzen. Auch diesmal nicht. In der allerersten Einblendung zu den Erststimmen fehlte zum Beispiel die SPD. Dann aber ist relativ schnell erkennbar, in welche Richtung es geht.

Sieht man sich Ihre Ergebnisse 2013 und 2017 an, geht die Richtung nach unten. Verglichen mit den Zweitstimmen der CSU in Bayern und der Union im Bund sind Sie allerdings deutlich stärker. Wie würden Sie Ihr Ergebnis 2021 bewerten?

Ich bin dankbar für das Vertrauen der vielen Wählerinnen und Wähler, das ist Ansporn und Verpflichtung. Der Unterschied zur Zweitstimme im Wahlkreis ist mit fast zehn Prozent groß, das persönliche Ergebnis freut mich. Dass ich zu 2017 verloren habe, stimmt trotzdem. Man kann sich von einem Trend nie ganz freimachen. Ich hatte auch keine schwachen Gegenkandidaten. Außerdem gab es anders als vor vier Jahren eine Direktkandidatur der Freien Wähler. Sieht man sich die absoluten Stimmen an, ist mein Anteil fast gleich geblieben.

Was passiert in den kommenden Tagen?

Heute hab ich noch Videoschalten, morgen geht es nach Berlin, wo sich die Landesgruppe und die Fraktion treffen. Es gibt da auch erste Wahlen - und es wird geredet und sondiert.

Rechnerisch sind für eine neue Regierung drei Konstellationen denkbar. Welche wäre ihnen am liebsten?

Am realistischsten ist die sogenannte Ampel oder Jamaika. Klar wäre mir Schwarz-Gelb-Grün die liebere Option.

Auch eine große Koalition mit der SPD wäre wohl einmal mehr möglich.

Man sollte nichts ausschließen, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Die SPD hat das ja ihrerseits schon mehrmals ausgeschlossen. Das Modell ist verbraucht.

Hatte die Union den falschen Kandidaten?

Ich war für Söder, aber es ist jetzt müßig, das noch einmal zu diskutieren. Sicher hat auch die ganze Debatte über die Kandidatenfrage der Union geschadet.

Welche Fehler hat die Union begangen?

Es wurde zu wenig auf die zentralen Zukunftsthemen abgezielt. Man hätte stärker klar machen sollen, wo man hin will.

Heißt konkret?

Europa, die Demografie, soziale Absicherung, Digitalisierung. Die Zusammenführung einer Gesellschaft, die gespalten ist. Aus meiner Sicht wurden hier die Ziele nicht klar genug benannt. Und wenn doch, wie etwa beim Thema Klimawandel, dann wurde nicht deutlich gemacht, welche Maßnahmen man dafür ergreifen möchte.

Wie würden Sie nun vorgehen?

Um inhaltlich voranzukommen, muss die personelle Aufstellung überdacht werden. Es muss sich etwas ändern in der Union. Die CDU/CSU muss das Zeichen setzen, dass man was aus dieser Wahl lernt.

Müssen Sie mit Ihrem Abgeordneten-Büro umziehen?

Das wird alles erst organisiert. Es kann sein, dass ich bleibe, wo ich bin, das ist noch unsicher. Im Großen und Ganzen geht meine Arbeit erst einmal weiter wie bisher.

Sie lassen neun geschlagene Gegenkandidaten zurück.

Klar wäre es nett gewesen, wenn auch der Lochi (Christoph Lochmüller von den Grünen) oder der Sali (Marc Salih, FDP) reingekommen wären. Der Magdalena schreib ich heute. Ich weiß nicht, ob man gratulieren darf, aber sie hat einen sehr engagierten Wahlkampf geführt. Aus meiner Sicht wäre es auch okay gewesen, wenn die anderen Kandidaten weniger gemacht hätten.

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