Süddeutsche Zeitung

Analyse:Die Landtagswahlen im Stimmkreis Ebersberg in Zahlen

Am Sonntag sind knapp 100 000 Ebersberger aufgerufen, über die künftige Zusammensetzung des Landtages und des oberbayerischen Bezirkstages mitzuentscheiden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Sie haben die Wahl: Insgesamt 102 310 Landkreisbewohner können an diesem Sonntag ihre Stimme abgeben, wenn der neue Landtag und der Bezirkstag Oberbayern bestimmt wird. Etwa 7000 von ihnen dürfen heuer das erste Mal wählen. Erfahrungsgemäß nehmen die meisten Ebersberger ihr Stimmrecht wahr, bei der vergangenen Landtagswahl wurden genau 68 034 Stimmen abgegeben, das entspricht einer Beteiligung von 70,9 Prozent, an der Bundestagswahl vor einem Jahr nahmen sogar 84,1 Prozent der wahlberechtigten Landkreisbürger teil, 83 221 Stimmen wurden abgegeben.

Traditionell kann die CSU am Wahlabend am lautesten jubeln, bei sämtlichen Landtagswahlen der vergangenen Jahre wurden die Christsozialen stärkste Partei, sowohl im Landkreis insgesamt, wie auch in jeder der 21 Kommunen. Am größten dürfte der Jubel vor 15 Jahren ausgefallen sein, als 62,8 Prozent der Ebersberger ihr Kreuz bei der CSU machten. Das bislang schlechteste Ergebnis gab es dann fünf Jahre darauf: 2008 wollten nur noch 39,7 Prozent der Ebersberger, dass die CSU im Landtag etwas zu sagen hat. Weitere fünf Jahre später war die christsoziale Wahlwelt mit 49,5 Prozent der Zweitstimmen wieder in Ordnung.

Die Rolle des ewigen Zweiten nahmen in der Vergangenheit stets die Sozialdemokraten ein, wenn auch mit unterschiedlich großem Abstand zur CSU. 2013 war das Zweitstimmenergebnis für SPD-Verhältnisse eigentlich ein gutes: immerhin 23,9 Prozent. Was tatsächlich der beste Wert ist, welchen die Sozialdemokraten in den vergangenen 20 Jahren im Landkreis erzielen konnten. 2008 waren es 18,2, fünf Jahre zuvor 18,3 Prozent gewesen und 22,7 Prozent im Jahr 1998.

Heuer allerdings könnte auf Landkreisebene eintreten, was in einigen Kommunen schon seit Jahren zu beobachten ist: Die Grünen überholen die SPD. Am nächsten dran war man bei der Landtagswahl 2008, da kam die Ökopartei bis auf 3,8 Prozentpunkte an die Sozialdemokraten heran. In insgesamt sieben Kommunen, überwiegend im Süden des Landkreises, lagen die Grünen damals vorn, in sechs weiteren nur knapp hinter oder gleichauf mit der SPD. Bei der vergangenen Wahl waren die grünen Höhenflüge aber wieder beendet, 8,6 Prozent lautete das Zweitstimmenergebnis im Landkreis, lediglich in Emmering gab es mehr Stimmen für grün als für rot.

Die Freien Wähler spielten lange keine Rolle - das hat sich geändert

Die Freien Wähler spielten lange keine Rolle, dies hat sich bei den vergangenen beiden Landtagswahlen geändert: Lagen sie 1998 und 2002 mit jeweils 1,9 Prozent noch im Bereich der "Sonstigen", waren es vor zehn Jahren 8,1 und vor fünf Jahren 5,8 Prozent. Was damals für den vierten Platz reichte, da die FDP von ihrem Rekordergebnis 2008 von 11,3 Prozent auf nurmehr 3,7 abstürzte. Schlechter lief es für die Liberalen nur noch 2003 mit 3,2 und 1998 mit 1,9 Prozent. Die beiden anderen Parteien, die heuer in den Landtag einziehen könnten, spielten bislang kaum oder gar keine Rolle: Die Linke kam 2008 auf drei, 2013 auf 1,2 Prozent, die AfD tritt heuer zum ersten Mal an.

Jubeln konnten bei der CSU übrigens auch stets die Direktkandidaten, diese haben die Wahlkreise bisher immer gewonnen. Bis 1994 war dies Richard Gürteler, die folgenden 19 Jahre dann Christa Stewens, die das Kandidatenamt 2013 an Thomas Huber weitergab. Dieser schickt sich heuer an, seinen Sitz im Maximilianeum zu verteidigen, Gegenkandidatin ist seine Landtagskollegin von der SPD Doris Rauscher, die 20013 über die Liste ins Gremium kam.

Neu in den Landtag wollen Thomas von Sarnowski (Bündnis 90/Die Grünen), Alexander Müller (FDP), Heinz Fröhlich (Die Linke), Hilmar Sturm (AfD), Markus Erhorn (Freie Wähler), Rosi Reindl (ÖDP), Robert Böhnlein (Bayernpartei), Afra Held (mut), Yasemin Capan (Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer) sowie Simon Brunner (Die Partei).

Am Sonntag steht noch eine zweite Wahl an

Auch bei der Wahl zum oberbayerischen Bezirkstag, die ebenfalls am Sonntag stattfindet, schnitt in der Vergangenheit die CSU immer am besten ab und gewann die Direktmandate. 1998 zog Direktkandidat Peter Bader ins Gremium ein, 2003 und 2008 Thomas Huber und 2013 Susanne Linhart. 2003 und 2008 schaffte Ursula Bittner von der SPD den Einzug über die Liste, 2008 gelang dies außerdem Waltraud Gruber von den Grünen. Vor fünf Jahren indes kamen neben Linhart keine anderen Bewerber aus dem Landkreis in den Bezirkstag.

Was daran liegt, dass das Zweitstimmenergebnis der Bezirkstagswahlen stets jenem der Landtagswahlen entsprach. Daher konnten bei einem schlechten Abschneiden der CSU bei gleichzeitigem Gewinn des Direktmandates, wie etwa 2008, die übrigen Parteien mehr Ausgleichsmandate aus ihren Listen besetzen.

Dass dies heuer aber zu einem höheren Anteil an Ebersbergern im Bezirkstag führt, ist unwahrscheinlich: SPD-Direktkandidatin Bianka Poschenrieder steht auf Listenplatz 18, Platz 21 auf ihrer Liste hat die Grüne Ottilie Eberl, Wilfried Seidelmann von den Freien Wählern steht auf 32, die Liberale Susanne Markmiller auf 20 und der Direktkandidat der Linken, Lukas Schmid, steht auf 51. Bei derzeit 67 Bezirksräten also für alle miteinander keine gute Ausgangsposition für Jubel am Wahlabend.

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SZ vom 13.10.2018/koei
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