Süddeutsche Zeitung

An der Elisabethstraße:Steigende Pegel

Stadt Grafing prüft Entwässerung von Bauland

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Stadt Grafing muss ihre Baulandentwicklung an der Elisabethstraße in Richtung Westen bremsen. Seit zwei Jahren läuft in der Gegend um den St.-Elisabeth-Kindergarten die Aufstellung eines Bebauungsplans. Doch in der Zwischenzeit ist der Grundwasserspiegel am Südteil des Drei-Hektar-Areals stark angestiegen. Jetzt soll ein Gutachten klären, ob eine Entwässerung der Gegend machbar ist. Der Beschluss aus der jüngsten Stadtratssitzung ist ohne Auswirkungen auf den nördlichen Geländeteil, wo ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen geplant ist.

Stadträtin Yukiko Nave (Bündnis für Grafing), die in der Nähe wohnt und oft an den Feldern vorbeikommt, drückte ein paarmal auf den Auslöser und schickte die Fotos ans Rathaus und ihre Stadtratskollegen. Auf jedem der Bilder steht Wasser auf der Wiese. Mal nur ein bisschen, aber oft richtig viel. "Jeder weiß, wie schwierig die Untergrundverhältnisse in dem torfigen Areal sind", schrieb sie dazu. Am Kindergarten St. Elisabeth müsse zudem "jedes Jahr über Monate" Wasser abgepumpt werden. Mache es denn wirklich Sinn, das oft wochenlang überflutete Südteil zum Bauland zu deklarieren? Nein, gab das Bündnis auch gleich die Antwort und beantragte einen Stopp des Verfahrens

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) kam auf eine andere Antwort. Naves Frage sei natürlich berechtigt. "Denn ganz offensichtlich - man muss ja nur die Bilder anschauen - treffen die alten Gutachten nicht mehr zu." Nur warnte Obermayr davor, eine Baulandentwicklung womöglich vorschnell einzustellen. Die Gutachten, von denen die Bürgermeisterin sprach, hatte die Stadt in den Jahren 2014 und 2015 in Auftrag gegeben. So wollte sie eine verlässliche Entscheidungsgrundlage für die Planungen erhalten. Die Quintessenz aus zusammen fünf Prüfungen lautete sinngemäß: Schwierig, aber mit wasserdicht konstruierten Unterkellerungen oder Lichtschächten durchaus machbar.

"Offensichtlich hat sich die hydraulische Situation in der Gegend ganz grundlegend verändert", konstatierte Freie Wähler-Stadtrat und Architekt Christian Einhellig. "Vor dem Hintergrund der neuen Situation müsste jetzt ein Fachmann die Gutachten von damals zusammenfügen." Gut möglich, dass sich dabei die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen herausstelle.

Bauamtsleiter Josef Niedermaier zufolge könnte sich auch der Neubau eines Regenwasserkanals als gute Option herausstellen. Dessen Machbarkeit soll nun überprüft werden, beschloss der Stadtrat. Danach geht die Beratung weiter. Ebenfalls gut möglich, dass der nächste Schritt dann das von Einhellig vorgeschlagene übergreifende Gutachten ist.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2019
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