Sie hatte immer für alle eine Schachtel Pralinen dabei und kümmerte sich um das Wohlergehen aller an den Schulen im Landkreis Ebersberg: Von „i“ wie „interessiert“ bis „d“ wie „diensttreu“ wird Sigrid Binder als ehemalige Schulamtsdirektorin von ihrer Nachfolgerin beschrieben und geschätzt. Zum 31. Dezember legte Binder ihr Amt und die fachliche Leitung des staatlichen Schulamts im Landkreis Ebersberg nieder und verabschiedet sich nun in den Ruhestand.
Damit endet für Binder eine 40-jährige schulische Laufbahn. Schon als Siebenjährige habe sie gewusst, dass sie Lehrerin werden wollte und unterrichtete ihre Schwester, erzählt sie. Kinder für Themen zu begeistern und sie bei Misserfolgen zu stärken, habe sie immer als sehr reizvolle Aufgabe empfunden. Später folgte das Lehramtsstudium Grundschule in München und eine Zusatzausbildung des Montessori Diploms. Binder arbeitete erst als Lehrerin, kam dann in das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung und übernahm 2003 die Schulleitung der Grundschule in Trudering. 2013 nahm sie die Stelle als Schulrätin in Ebersberg an und widmete sich bereits 2017 der Aufgabe als stellvertretende fachliche Leitung, bis sie 2019 die fachliche Leitung übernahm und Schulamtsdirektorin wurde. Knapp sechs Jahre hatte sie dieses Amt nun inne.
Mit feuchten Augen blickt Binder bei der feierlichen Amtsübergabe in der Karlheinz-Böhm-Grund- und Mittelschule in Vaterstetten auf ihre Amtszeit, ihre Begegnungen und den fachlichen Austausch zurück. Für musikalisches Programm sorgen bei der Veranstaltung mehrere Chorklassen der Schule sowie ein Lehrerensemble. Als Ehrengäste sind nicht nur die Schulleiter und Schulleiterinnen und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis gekommen, sondern auch Anne Radlinger, Abteilungsdirektorin der Regierung von Oberbayern, und der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß.
Sigrid Binder hat in ihrer Amtszeit, wie Radlinger lobt, außerordentliches Engagement gezeigt, schwierige Herausforderungen gemeistert und anderen Respekt und Dankbarkeit gezollt. Auch Landrat Niedergesäß zeigt sich begeistert von Binders Leistungen und hebt ihren Umgang mit Herausforderungen im Schulalltag hervor, vor allem zu Zeiten von Corona. Ihre Amtsnchfolgerin Marion Gröbe hat sich extra ein Akrostichon für Binders Namen ausgedacht und beschreibt sie unter anderem als „integer“, „gewissenhaft“ und „ruhig“. Katrin Dung, die Rektorin der Grundschule Pliening, sagt, sie habe besonders Binders „Gesten“ geschätzt: Dank dieser habe sie sich gesehen, geschätzt und respektiert gefühlt. Zur Stärkung für die Mitarbeitenden habe die scheidende Direktorin auch immer eine Schachtel Pralinen dabeigehabt.
Während sich für Binder die Tür als fachliche Leitung im Schulamt Ebersberg geschlossen hat, wurde diese für Marion Gröbe nun geöffnet. Seit 1. Januar ist sie die neue Schulamtsdirektorin. Binder ist sich sicher, dass ihre Nachfolgerin weitere Entwicklungen in den Schul-Netzwerken vorantreiben wird. Die beiden hätten ja auch einiges gemeinsam, betont Gröbe. Allen voran die „Freude am Umgang mit Menschen“ und das „Interesse am Gegenüber“.
Als gebürtige Münchnerin hat Gröbe ihr Referendariat in Erding absolviert. 1996 kam sie an die Grundschule am Grünen Markt in Erding und war auch als Schulpsychologin im Einsatz. Es folgte ein Wechsel an die Grundschule am Lodererplatz in Erding und eine weitere Station an der Grundschule am Ludwig-Simmet-Anger, ebenfalls in Erding. 2022 wechselte Gröbe an das Schulamt und wurde Schulrätin an zwei Ämtern: in Erding und in Ebersberg.
Die Regierung von Oberbayern lasse niemanden im Regen stehen, heißt es
Das Schulamt in Ebersberg ist allerdings bis heute nicht voll besetzt, wie Gerd Nitschke, der Vorsitzende des Hauptpersonalrats im Kultusministerium, unterstreicht: „Nur eine statt zweieinhalb Stellen als Schulrat in Ebersberg sind aktuell besetzt.“ Nitschke wünsche sich für das Amt eigentlich drei. Gröbe muss also mit dieser besonderen Herausforderung nun als fachliche Leitung umgehen – immerhin seit April 2024 in den neuen Räumlichkeiten des Schulamts in Ebersberg. Die Regierung von Oberbayern werde sie allerdings nicht im Regen stehen lassen, versichert ihr Radinger und überreicht Gröbe zusammen mit dem Schreiben, das die Position amtlich macht, einen Regenschirm als symbolisches Geschenk. Gröbe erhofft sich nun einen „fließenden Übergang“ in ihr Amt und wünscht sich „Freiheit für Ideen und Visionen“.
Während Gröbe nun mit den Herausforderungen ihrer neuen Aufgabe und eines personell unterbesetzten Schulamts kämpfen muss, beginnt für Binder die Herausforderung des Ruhestands. Zum Schluss teilt sie noch einmal für alle Pralinen aus – so wie man sie halt kennt.
