Amtsgericht Ebersberg:Verfolgungsjagd im Drogenrausch

Amtsgericht Ebersberg: Mit mehr als 200 Stundenkilometer raste der 25-Jährige im Münchner Süden über die Landstraße.

Mit mehr als 200 Stundenkilometer raste der 25-Jährige im Münchner Süden über die Landstraße.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Ein Ex-Soldat will vor einer Polizeikontrolle flüchten und rast durch den Münchner Südosten. Nun steht er in Ebersberg vor Gericht.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Dort, wo normalerweise der Angeklagte Platz nimmt, blieb der Stuhl im Verhandlungssaal des Ebersberger Amtsgerichts an diesem Dienstagmorgen leer. Der Mann, der hier eigentlich sitzen sollte, befindet sich derzeit in einer Entzugsklinik und konnte deshalb nicht zu seinem eigenen Prozess erscheinen. Die Drogentherapie ist die unmittelbare Folge dessen, weshalb sich der 25-Jährige aus dem Raum München überhaupt vor Gericht verantworten musste: Weil er sich einer Verkehrskontrolle entziehen wollte, lieferte sich der ehemalige Soldat im November vergangenen Jahres eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei, die schließlich in der Mittelleitplanke der A 99 endete.

Startpunkt der filmreifen Hetze war ein Parkplatz in der Nähe von Grünwald, wo eine Polizeistreife den 25-Jährigen überprüfen wollte. Dieser aber hatte zuvor einiges an Drogen konsumiert und war entsprechend nicht mehr fahrtüchtig. Der Staatsanwalt sprach in seiner Anklage gar von einer "erheblichen Berauschung". Diese war wohl auch der Grund dafür, warum der junge Mann nicht anhielt, sondern aufs Gas drückte, über eine rote Ampel schoss und versuchte, den Beamten zu entkommen. In der Nähe von Unterhaching ist er dabei auch immer wieder auf die Gegenfahrbahn geraten. Es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass es dabei nicht zu einem Unfall gekommen ist, wie der Staatsanwalt sagte.

Mit gezogener Waffe holen die Beamten den 25-Jährigen aus seinem kaputten Auto

Hinzu kam, dass der Mann mit völlig überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war und mit 160 Stundenkilometern durch eine Tempo 30-Zone gerast ist. Auf der Landstraße zeigte die Tachonadel des nachfolgenden Polizeiautos zeitweise mehr als 200 Kilometer die Stunde an. Schließlich versuchte der Angeklagte über Oberhaching auf die Autobahn zu gelangen und den Beamten mit mehr als 250 Stundenkilometern zu entkommen. Das ging einige Kilometer lang gut, auf Höhe der Raststätte Vaterstetten jedoch verlor der Mann die Kontrolle über seinen Wagen, schlitterte einige Hundert Meter an der Mittelleitplanke entlang und konnte von den Beamten mit gezogener Waffe festgenommen werden.

Inzwischen scheint der bereits vorbestrafte Angeklagte seine Tat zu bereuen - zumindest ging das aus einer schriftlichen Stellungnahme hervor, die seine Verteidigerin vor Gericht verlas. Mit 18 Jahren sei er zum ersten Mal in Kontakt mit Drogen gekommen, danach habe sich sein Konsum sukzessive gesteigert. "Durch das Cannabis wurde ich viel ruhiger und konnte besser arbeiten", schrieb der 25-Jährige, die Nebenwirkungen seien allerdings Angstzustände und Selbstüberschätzung gewesen. So sei es an dem Tag auch zu der Verfolgungsjagd gekommen, nachdem er einen halben Cannabis-Keks, zwei Joints und zwei Bong-Töpfe konsumiert hatte. "Ich wusste, dass ich nicht mehr fahrtüchtig bin", räumte der Angeklagte ein.

Wegen der Tat ist der ehemalige Soldat vom Dienst suspendiert worden

Seine Drogenfahrt hatte für ihn nicht nur rechtliche Konsequenzen. Die Bundeswehr leitete gegen den Berufssoldaten ein Disziplinarverfahren ein und entließ ihn aus dem Dienst. Seitdem ist der 25-Jährige auf Jobsuche und schiebt einen Schuldenberg von mehr als 90 000 Euro vor sich her. Vor einigen Wochen nun hat sich der Angeklagte freiwillig in Therapie begeben. "Er versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen", sagte dessen Anwältin, die deshalb eine Reduzierung der ursprünglich im Strafbefehl festgelegten Summe forderte. Darauf ließ sich Richterin Vera Hörauf jedoch nicht ein, sie beließ die Geldstrafe bei einer Höhe von 2250 Euro. "Die Verkehrsverstöße sind schon ziemlich krass", sagte sie. Der Mann könne froh sein, lediglich eine Geldstrafe zu bekommen. Auf seinen Führerschein hingegen muss der 25-Jährige noch mindestens vier Monate verzichten.

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