Amtsgericht:"Die haben den Sepp abgebügelt"

Der Prozess Emberger gegen Linhart geht weiter - doch was wirklich bei Grafings CSU passierte, bleibt unklar

Wieland Bögel

Seit Anfang August wird die Verleumdungsklage des ehemaligen CSU-Stadtrates Josef Emberger gegen Grafings zweite Bürgermeisterin Susanne Linhart vor dem Amtsgericht Ebersberg verhandelt. Bislang sieht es für den Kläger nicht besonders erfolgversprechend aus. Auch am gestrigen Montag, dem dritten von insgesamt fünf Verhandlungstagen, konnte Emberger seine Vorwürfe nicht untermauern. Zwei Zeugen waren geladen, beide konnten zur Sache keine Angaben machen.

Der erste Zeuge, ein Rechtsanwalt aus Grafing, beschrieb die Stimmung in der CSU zum Zeitpunkt der Hauptversammlung vor zwei Jahren: "Es kochte gewaltig." Grund dafür war dem Zeugen zufolge, dass es schon seit Monaten Streit zwischen den Anhängern Embergers und Linharts gegeben habe - was nicht zuletzt an Emberger gelegen habe: "Es ist unbestritten, dass der Sepp rum gefahren ist und versucht hat Stimmung gegen Susanne Linhart zu machen."

Die damalige CSU-Ortsvorsitzende Linhart habe "dieses Thema" auch in ihrem Rechenschaftsbericht angesprochen, erinnerte sich der Zeuge. Daraufhin habe es Beifall aus dem Lager ihrer Anhänger gegeben. "Die haben den Sepp richtig abgebügelt." Den genauen Wortlaut von Linharts Rede konnte der Zeuge nicht mehr wiedergeben - auch nicht, ob dabei das Wort "Unterschriftenliste" gefallen war.

Der zweite am Montag angehörte Zeuge konnte überhaupt keine Angaben zu Linharts Rede machen: "Den Streit habe ich nicht mitgekriegt." Er sei zunächst zwar im Saal gesessen, aber als plötzlich Karl-Heinz Fröhlich, damals noch Grünen-Stadtrat, zu der Versammlung erschienen sei, habe er aus Protest den Saal verlassen und sich einen Platz im Nebenraum gesucht. Aus Ärger über den ungeladenen Gast habe er der Rede Linharts und den Ereignissen im Saal überhaupt keine Beachtung mehr geschenkt, so der Zeuge. Lediglich die Aufregung, die auf Linharts Rede folgte, habe er wieder mitbekommen: "Auf einmal ist der Josef Emberger ausgebuht worden. Den Anlass dafür weiß ich aber nicht."

Somit endete auch der dritte Verhandlungstag mit einer Schlappe für den Kläger. Bislang konnten Josef Emberger und sein Anwalt Mike Tschirschwitz nur wenige Belege für ihre Anschuldigungen vorbringen. Die meisten der in den bisher drei Verhandlungstagen gehörten acht Zeugen konnten sich nicht mehr an den Wortlaut von Linharts Rede erinnern.

Zwar hatten in der vergangenen Woche zwei von Emberger benannte Zeugen bestätigt, dass das Wort "Unterschriftenliste" gefallen sei. Auf Nachfrage von Linharts Anwalt Herwig Eder-Richter konnten sich die Zeugen aber an auffällig wenige andere Details des betreffenden Abends erinnern. Weder waren ihnen andere Aussagen aus Linharts Rede geläufig, noch konnten sie den Saal beschreiben. Eine Zeugin wusste nicht einmal mehr, wann sie die Versammlung verlassen hatte.

Lediglich am ersten Verhandlungstag hatte ein Zeuge die Vorwürfe Embergers bestätigt - und sich auf eigenen Wunsch sogar vereidigen lassen. Sollte Embergers Klage scheitern, könnte dieser Zeuge der wahre Verlierer der Verhandlung sein: Denn auf Meineid stehen Strafen von sechs Monaten bis hin zu fünf Jahren.

Die Verhandlung wird am kommenden Montag, 26. September, um 9 Uhr fortgesetzt.

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