Altes ParsdorferRathaus: Abreißen oder sanieren:Sitzungspause

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Vaterstettens Gemeinderat vertagt sich in der Frage, was mit dem alten Parsdorfer Rathaus geschehen soll. Zwar ist die Mehrheit grundsätzlich für einen Erhalt des 90 Jahre alten Gebäudes, aber nicht um jeden Preis

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In Vaterstetten gibt es Dinge, die es in anderen Gemeinden auch gibt, aber viel mehr davon. Mehr Einwohner, mehr Partnerstädte - und mehr Rathäuser. Während sich die meisten Kommunen mit einem zufriedengeben, gibt es in Vaterstetten zwei, und beide weisen erhebliche Baumängel auf. Wie und ob man jene im alten Parsdorfer Rathaus beheben kann, war nun Thema im Gemeinderat, ein Ergebnis gab es in der Debatte indes keines, der Tagesordnungspunkt wurde auf eine spätere Sitzung vertagt.

Bis in die frühen 1970er Jahre fanden diese Sitzungen in Parsdorf statt - damals Namensgeber und Hauptort der Gemeinde. Dort, am Dorfplatz neben der Feuerwehr, steht noch heute das im Jahr 1927 errichtete alte Rathaus. Nach dem Auszug von Verwaltung und Gemeinderat hatte das Gebäude verschiedene Nutzungen. So dienten einige Räume im Erdgeschoss der Feuerwehr bis zur Erweiterung des Feuerwehrhauses als Materiallager. Daneben war ein Teil des Gebäudes als Gewerbeimmobilie vermietet, im Obergeschoss gibt es eine Wohnung und den Kinderpark, außerdem bestehen noch Wohnräume im Dachgeschoss. Doch bis auf den Kinderpark wird derzeit kein Gebäudeteil genutzt, Grund ist vor allem der fehlende Brandschutz, aber auch die Ausstattung des Hauses ist nicht mehr unbedingt zeitgemäß, wie Ralf Schloemilch vom Bauamt nun im Gemeinderat erklärte.

Er hatte drei Vorschläge mitgebracht, wie man das Gebäude wieder besser nutzen könne. Hintergrund ist, so erklärte es Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), dass es einen potenziellen Mieter für die Wohnung gebe, eine Familie, die sich auch mit Eigenleistung an einem Umbau beteiligen würden. Dieser sähe in seiner einfachsten Form so aus, dass für das Dachgeschoss ein zweiter Rettungsweg und eine bessere Dämmung eingebaut wird, außerdem soll die Elektrik erneuert werden. Möglichkeit zwei wäre die Generalsanierung, die aber nach einer ersten vorsichtigen Kostenschätzung bei mindestens 1,3 Millionen Euro liegen würde - Keller und Dach noch nicht einberechnet. Als dritte Möglichkeit gebe es noch einen Abriss und Neubau als reines Wohnhaus, neun Wohnungen könnten dort entstehen. Dies würde zwar mindestens drei Millionen Euro kosten, so Schloemilch, aber das Kommunale Förderprogramm des Freistaates übernehme bis zu 30 Prozent der Kosten, außerdem gebe es zinsgünstige Landesbank-Darlehen in Höhe von bis zu 60 Prozent der Herstellungskosten.

"Den Abriss können wir immer noch machen", meinte Stefan Ruoff (Grüne), und erinnerte daran, dass man in den Kinderpark bereits einiges Geld investiert hatte. Bei einem Neubau wäre nicht nur die Investition verloren, man müsste auch einen neuen Platz für die Kita finden. Leo Spitzauer (CSU) sprach sich ebenfalls gegen einen Abriss des alten Rathauses aus, genau wie Peter Reitsberger (FW): "Wir sollten diesen Teil der Geschichte erhalten."

Aber nicht um jeden Preis, forderte Manfred Vodermair (CSU), zuerst müsse sicher sein, dass sich die Investition auch rechne, etwa durch künftige Mieteinnahmen. Die lägen laut Verwaltung zwischen sieben und neun Euro pro Quadratmeter, je nach Variante. Ob dies aber ausreiche, die Sanierungskosten zu decken und bis wann, lasse sich derzeit tatsächlich nicht beantworten, meinte Sepp Mittermeier (SPD). Denn in der Vorlage fehle die Summe, was eine Teilsanierung kosten soll: "Ohne diese Grundlage ist das heute nicht entscheidungsreif, wir brauchen mehr Daten." Dem stimmte auch Renate Will (FDP) zu, "da muss noch gerechnet werden", meinte sie in Richtung der Verwaltung. Und vielleicht auch anders geplant, sagte Albert Wirth (CSU). Er kenne das Gebäude aus seiner Zeit als Parsdorfer Feuerwehrkommandant und zeigte sich von den Vorschlägen wenig angetan: "Wir haben hier drei schlechte Optionen, wir sollten es vertagen, bis wir wenigstens Zahlen dazu haben."

Auch CSU-Fraktionschef Michael Niebler sprach sich für "eine Denkpause" aus. Ohnehin hätte er die "gespenstische" Debatte am liebsten nur hinter verschlossenen Türen geführt. Schließlich gehe es hier um "ein Einzelschicksal", also jenes der mietwilligen Familie, dies gehöre eindeutig in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Ohnehin könne es nicht sein, dass die Gemeinde "für einen einzigen Mieter etwas herrichtet, das ist bedenklich" - auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Die Verwaltung gab den Einwänden nach, der Tagesordnungspunkt wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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