Alarmanlagen-Hersteller:Der Gaunerschrecken aus Vaterstetten

Alarmanlagen-Hersteller: Schrille Alarmanlagen schrecken Einbrecher zuverlässig ab, weiß Peter Kraus. Manche Kunden kommen aber auch mit ausgefallenen Ideen.

Schrille Alarmanlagen schrecken Einbrecher zuverlässig ab, weiß Peter Kraus. Manche Kunden kommen aber auch mit ausgefallenen Ideen.

(Foto: Christian Endt)

Peter Kraus betreibt eine Firma für Alarmanlagen, Kameras und Sicherheitsschlösser. Gerade hat er wieder Hochsaison.

Von Andreas Junkmann, Vaterstetten

An jeder Hauseckecke hängen Überwachungskameras, die den Parkplatz und den Eingangsbereich genau im Blick haben. Die Lieferantentüre ist durch ein Zahlenschloss mit eingebauter Kamera gesichert. Hier erkennt auch ein Laie sofort, dass dieses Gebäude gut geschützt ist. Aber auch ohne den ganzen technischen Schnickschnack müsste sich der dortige Mieter wegen Einbrechern nur wenig Sorgen machen.

Denn drinnen gibt es all das, was Eindringliche am meisten fürchten: Alarmanlagen, Kameras und massive Türschlösser. Der Mann, der Dieben das Leben schwer machen will, heißt Peter Kraus. Seit 1991 leitet der 54-Jährige in Vaterstetten eine Firma für Elektro- und Sicherheitstechnik. In all den Jahren hat er schon viele Häuser einbruchssicher gemacht, dennoch weiß er: "Den hundertprozentigen Schutz gibt es nicht."

Das Profil des Einbrechers habe sich verändert, sagt Kraus an einem Holztisch in seinem Ausstellungsraum sitzend. Während vor ein paar Jahren noch die klassischen Langfinger unterwegs gewesen seien, würden viele Einbrüche inzwischen auf das Konto von osteuropäischen Banden gehen. Und noch etwas ist anders: "Im Gegensatz zu früher, wird heute in Häuser mit Schutztechnik so gut wie gar nicht mehr eingebrochen." Auch das liegt im Profil des modernen Einbrechers begründet. Wenn der Dieb die Auswahl zwischen einem Haus mit Alarmanlage und einem ohne habe, dann nehme er eben letzteres. Da laut Kraus lediglich in einem Prozent der deutschen Haushalte Sicherheitstechnik verbaut ist, sei die Auswahl entsprechend groß.

Den Dieben geht es dabei nicht unbedingt um das große, aber um das schnelle Geld. "Die durchschnittliche Beute bei einem Einbruch liegt nur bei etwa 500 bis 800 Euro", erklärt Kraus. Viel wichtiger für den Dieb sei, dass alles möglichst zügig geht. In weniger als 20 Minuten ist dem Elektromeister zufolge der durchschnittliche Einbruch erledigt. "Wir als Sicherheitsfirma müssen deshalb dafür sorgen, dass die Überwindungsdauer so lange wie möglich dauert." Soll heißen: Ist der Einbrecher einmal im Haus, hält ihn kaum noch etwas auf. Dass er gar nicht erst reinkommt, dafür ist Peter Kraus zuständig.

Sinkende Zahlen

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Ebersberg ist in den vergangenen Jahren stets rückläufig. Das geht aus der jährlichen Sicherheitsbilanz des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord hervor. Demnach wurden 2015 insgesamt 149 Einbrüche registriert, 2016 waren es noch 102 und im vergangenen Jahr hat die Polizei 71 Fälle aufgenommen. Für 2018 rechnet man mit einem weiteren Rückgang, eine endgültige Bilanz gibt es aber derzeit noch nicht. Trotz der sinkenden Werte steht Ebersberg dennoch deutlich schlechter da, als etwa der Nachbarlandkreis Erding. Dort wurde 2015 lediglich 80 Mal in Wohnungen eingebrochen, 2017 lag die Zahl gar nur bei 43 Einbrüchen.

Auch in Gesamtdeutschland gehen die Wohnungseinbrüche - einschließlich der Versuche - zurück, waren es 2016 noch 151 265, wurden ein Jahr später nur noch 116 540 gezählt. Wie die Polizeiliche Präventionsabteilung bekannt gibt, würden inzwischen mehr als 40 Prozent der Einbrüche misslingen, was nicht zuletzt an der vorhandenen Sicherheitstechnik und aufmerksamen Nachbarn liege. Die Aufklärungsquote dagegen ist mit 17,8 Prozent deutschlandweit eher gering. Insgesamt haben Diebe 2017 einen Stehlschaden von 302 Millionen Euro verursacht. Eingebrochen werde den Beamten zufolge meist über leicht erreichbare Fenster sowie Wohnungs- und Terrassentüren. aju

"Der beste Schutz ist immer noch die Alarmanlage"

Um Gauner aufzuhalten gibt es viele Möglichkeiten. "Der beste Schutz ist immer noch die Alarmanlage", sagt Kraus. Allerdings nur dann, wenn diese in einem sinnvollen Gesamtkonzept verbaut und durch mechanische Sicherungssysteme - etwa einem soliden Türschloss - ergänzt werde. Von sogenannten Smarthome-Lösungen zur Selbstinstallation, wie auf das Handy übertragbare Videos von der Türklingel, hält Kraus deshalb wenig. Neben der Qualität der Produkte, müsse vor allem der Einbau vom zertifizierten Fachmann übernommen werden. Hier würden auch die Präventionsbeamten der Polizei kostenlose Informationen anbieten und an entsprechende Stellen verweisen.

Wer sein Haus schützen will, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine vernünftige Grundsicherung beginnt laut Kraus bei etwa 4000 Euro. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Aber der Experte rechnet vor: "Vielleicht kann man dann ein, zwei Mal nicht in den Urlaub fahren. Dafür aber die nächsten 20 Jahren mit ruhigem Gewissen." Neben den "Klassikern" wie Alarmanlagen, Türschlösser und Kameras haben Kunden mitunter auch etwas speziellere Wünsche.

So habe Kraus schon Anfragen gehabt, ob er nicht eine Nebelmaschine, wie sie in einigen Kaufhäusern zum Einsatz kommt, einbauen könne. "Wenn jemand einbricht, wird ein so dichter Nebel erzeugt, dass der Dieb nicht mehr aus dem Gebäude findet. Es ist allerdings fraglich, ob das bei Privathäusern so viel Sinn macht."

Geld für die normale Grundausstattung in die Hand zu nehmen, kann dagegen sehr wohl sinnvoll sein, sagt er. "Bei einem Einbruch ist vor allem der psychologische Schaden nicht zu unterschätzen", sagt Peter Kraus. Materielle Dinge seien ohnehin oft versichert, was beim Haus- oder Wohnungsbesitzer persönlich hängen bleibt, ist eine ganz andere Sache. "Ich habe schon mehrere Kunden gehabt, die nach einem Einbruch ihr Haus verkauft haben, weil sie dort nicht mehr leben wollten", erzählt er.

Ansonsten gilt: Möglichst Anwesenheit zu simulieren

Dabei mache es einen großen Unterschied, ob ein Täter tatsächlich in das Gebäude reinkommt, oder ob es beim Versuch bleibt. Kraus kann das beurteilen, denn bei etwa jedem Dritten, der bei ihm Beratung sucht, ist bereits eingebrochen worden. Um sein Haus zu schützen muss man aber nicht gleich die ganz große Technik auffahren. Oft reicht schon wenig, um Einbrecher gar nicht erst anzulocken. "Wichtig ist, dass man Türen nicht nur zuzieht, sondern auch wirklich absperrt", rät Peter Kraus.

Ansonsten gilt: Möglichst Anwesenheit zu simulieren, etwa dadurch dass der Nachbar den Briefkasten im Urlaub leert oder in der Wohnung auch mal das Licht anschaltet. "Einbrecher steigen nicht einfach so ein, sondern spionieren das Objekt vorher gründlich aus."

Über mangelnde Arbeit kann sich der Sicherheitstechniker über die Wintermonate nicht beklagen. Wenn die Tage kurz und die Nächte lang sind, herrscht für Diebe auch im Landkreis Ebersberg Hochsaison. Peter Kraus ist dafür gut gerüstet, denn aus seiner Erfahrung weiß er: "Mit Einbrüchen ist es wie bei Winterreifen, von Oktober bis April muss man aufpassen."

Wie man sich richtig gegen Einbrecher sichert, dazu geben auch Fachleute von der Polizei Tipps. Bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Erding stehen unter Telefon (08122) 968-444 Ansprechpartner zur Verfügung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: