Aktionswochende im Landkreis:Heizen mit Sonne und Föhn

Optimal gedämmt, extrem sparsam und hocheffizient: Passivhäuser sind Energiesparwunder.Im Landkreis können drei von ihnen besichtigt werden

Luisa Seeling

Noch herrscht Baustellenchaos. Die Wände sind kahl, es riecht nach Lösungsmitteln. Und doch entsteht ein Eindruck davon, wie dicht dieses Haus ist: Es zieht nicht. Es ist kuschelig warm, obwohl draußen eine feucht-kalte Novembernacht hereinbricht. Das ist der Clou an dem Passivhaus, das Alexandra Singer und Sven Zschörnig bauen lassen und das sie im Dezember beziehen werden: Es ist perfekt gedämmt und kommt mit einem Bruchteil der Heizenergie aus, die ein gewöhnliches Wohnhaus benötigt.

Die Entscheidung fiel im Gespräch mit dem Markt Schwabener Bauingenieur Walter Kressirer, einem zertifizierten Passivhausplaner. "Wir haben darüber gesprochen, was die effizienteste und günstigste Heizart ist", erzählt Zschörnig. Nun sind die beiden nicht nur unabhängig von steigenden Heizölpreisen. Sie müssen überhaupt nur noch sehr wenig Heizenergie zuführen. Die Maschine, die das möglich macht, gewissermaßen das "Herzstück" eines Passivhauses, wird demnächst im Keller installiert: ein Wärmetauscher, der mit Strom aus einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach betrieben wird. Dieses Gerät erhitzt mit Energie, die aus Erdwärmekörben im Garten gewonnen wird, das Wasser zum Duschen - und schafft eine angenehme Raumtemperatur. Denn die Maschine saugt die Außenluft an und erwärmt sie. Über ein Schlauchsystem werden alle Räume versorgt. Damit keine Wärme verloren geht, ist das Haus optimal abgedichtet. Die Maschine arbeitet so effizient, dass nur noch wenig zusätzliche Wärme zugeführt werden muss. "Im Prinzip reichen Körperwärme, Teelichter oder ein Föhn und natürlich die Sonneneinstrahlung aus, um den Temperaturunterschied auszugleichen", sagt Zschörnig. Ein weiterer Vorteil des Passivhauses: Man kann, muss aber nicht manuell lüften - und ist über das Belüftungssystem trotzdem immer mit Frischluft versorgt.

Welche Baustoffe verwendet werden dürfen und welche Grenzwerte für ein Gebäude gelten, damit es als "Passivhaus" gilt, ist weitgehend festgelegt. Die Standards hat das Darmstädter Passivhaus-Institut entwickelt, das auch Zertifikate an Architekten vergibt. Der Branchenverband IG Passivhaus wirbt damit, dass Passivhäuser im Vergleich zu einem Niedrigenergiehaus etwa 75 Prozent weniger Heizenergie benötigt, im Vergleich zu einem durchschnittlichen Bestandsgebäude mehr als 90 Prozent. In Heizöl umgerechnet kommt ein Passivhaus mit weniger als anderthalb Liter pro Quadratmeter aus.

Singer und Zschörnig schätzen, dass sie für der Bau des Passivhauses 20 Prozent mehr bezahlt haben als für ein herkömmliches Haus. Wann sich die Investition amortisiert, wissen die beiden nicht genau - schließlich kann keiner vorhersehen, wie sich die Energiepreise entwickeln. Aber sie wissen: Sie haben sich unabhängig gemacht - und schonen außerdem das Klima. Im Rahmen der "Tage des Passivhauses" kann man ihr Haus am Sonntag, 10. November, zwischen 14 und 16 Uhr besichtigen. Anmeldungen nimmt Walter Kressirer unter (08121) 425 83 oder info@kressirer.de entgegen. In Poing öffnet ein Musterhaus seine Türen, das zu einem Ensemble von 22 Reihenhäusern gehört, gebaut vom Architekturbüro Vallentin in Dorfen. Die Begehung findet ebenfalls am Sonntag von 14 bis 16 Uhr in der Gebrüder-Grimm-Straße 24a statt. Das dritte teilnehmende Passivhaus steht in Egmating und wurde von der Bad Aiblinger Firma Lebensraum Holz gebaut. Die Besichtigung ist für Sonntag von 14 bis 16 Uhr angesetzt. Interessenten melden sich bei Uli Zimmermann, Geschäftsführer von Lebensraum Holz, unter Telefon (0176) 24 56 86 51 an.

Die an den "Tagen des Passivhauses" teilnehmenden Häuser sind unter www.passivhausprojekte.de aufgeführt. Allgemeine Informationen finden sich auf den Seiten des Passivhaus-Instituts und des Branchenverbands IG Passivhaus unter www.passiv.de und www.ig-passivhaus.de. In den Landkreisen Rosenheim und Traunstein bietet der Verein "Passivhaus-Kreis" (www.passivhauskreis) ebenfalls Besichtigungen an.

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