AfD im Landkreis Ebersberg:Rechts abgebogen

AfD im Landkreis Ebersberg: Ein Bild aus besseren Tagen: Vaterstettens AfD-Gemeinderat Manfred Schmidt mit Parteigründer Lucke.

Ein Bild aus besseren Tagen: Vaterstettens AfD-Gemeinderat Manfred Schmidt mit Parteigründer Lucke.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die vier Vertreter der "Alternative für Deutschland" im Landkreis ziehen aus deren Neuausrichtung keine Konsequenzen. Ohnehin hat nur einer ein Parteibuch.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Ereignisse auf dem Parteitag der Alternative für Deutschland (AfD) am vergangenen Wochenende dürfte kaum Auswirkungen auf die Kommunalpolitik im Landkreis haben. Zwar ist die Gruppierung mit je zwei Vertretern in zwei Gremien - dem Kreistag und dem Vaterstettener Gemeinderat - vertreten. Mit Ausnahme des Vaterstettener Gemeinderates Manfred Schmidt ist aber keiner davon ordentliches Mitglied der AfD.

Kurz nach der Kommunalwahl hatte die AfD immerhin noch zwei eingeschriebene Mitglieder in den Gremien sitzen, damals hatte nämlich auch Kreisrat Hagen Theurich ein Parteibuch. Allerdings hatte er dieses kurz nach Antritt seines Mandats im vergangenen Mai wieder zurückgegeben.

Eine Entscheidung, über die Theurich im Rückblick sehr zufrieden ist. "Ich fühle mich bestätigt", sagt der Kreisrat über die jüngsten Entwicklungen in seiner früheren Partei. Der nun auf dem Parteitag vollzogenen Schwenk nach Rechts "war absehbar", so Theurich, schon vor einem Jahr habe es entsprechende Tendenzen gegeben, weshalb er auch seit mehr als einem Jahr als Unabhängiger im Kreistag sitze.

Genau wie der zweite AfD-Kreisrat, Nikolaus Adlberger, der allerdings noch nie Mitglied der AfD gewesen ist. "Ich stand nur auf der Liste, ich bin da nie eingetreten", so Adlberger. Dass er dies in absehbarer Zeit tun werde, ist wohl eher unwahrscheinlich. Er werde die Situation bei der AfD abwarten und beobachten, sein Eindruck sei aber, "das hat sich alles nicht zum Besseren gewendet." Mit der neuen politische Ausrichtung, die es in der Partei nun wohl gibt, ist Adlberger auf jeden Fall nicht einverstanden: "Der Rechtsruck, den man nun erwartet, der passt nicht in mein politisches Weltbild."

Auch die Ausschussgemeinschaft im Kreistag, zu der sich die Vertreter von AfD mit der Bayernpartei und der ÖDP zusammengeschlossen haben, dürfte von der Neuausrichtung der AfD unberührt bleiben. Die Sprecherin der Ausschussgemeinschaft, Johanna Weigl-Mühlfeld von der ÖDP, sieht keinen Grund, warum man mit Adlberger und Theurich nicht weiter zusammenarbeiten sollte.

Dass diese einst auf der Liste der AfD kandidiert haben, ist für Weigl-Mühlfeld kein Problem, "ich glaube schon, dass die Wähler differenzieren können." Sie verweist darauf, dass beide keine AfD-Mitglieder, sondern Unabhängige sind. Aber vielleicht nicht mehr lange, "ich werde die beiden mal fragen, ob sie zur ÖDP wechseln wollen."

Keinen Grund zum Parteiwechsel sieht dagegen der einzige Lokalpolitiker mit AfD-Parteibuch im Landkreis, der Vaterstettener Gemeinderat Manfred Schmidt. Er begrüßt das Votum der AfD-Mitglieder vom vergangenen Wochenende ausdrücklich. "Ich finde, dass wir mit der neuen Führung gute Vorstandsmitglieder haben."

Dass die Mitglieder Lucke abwählten, "tut mir für ihn ein bisschen leid", ist für Schmidt aber nur folgerichtig. Der Parteigründer habe sich "von seinen Zielen entfernt". Besonders in der Asyl- und Flüchtlingspolitik habe es Lucke an Engagement fehlen lassen, etwa bei der Forderung nach mehr Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber. Der neue Vorstand werde sicher entschlossener gegen Asyl- und Sozialmissbrauch Stellung beziehen, erwartet Schmidt, "ohne Rücksicht auf Tabus und Lobbygruppen".

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