Advent:Heilige Nacht in Heuboden und Höhle

An diesem Samstag wird zusammen mit dem Ebersberger Christkindlmarkt auch der 50 Stationen umfassende Krippenweg eröffnet. Initiator Franz Kisters und andere Sammler stellen Stadel, Landgüter und orientalische Bauten aus

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Der Evangelist Lukas hat es sich bei seiner Schilderung der Geburt Christi ziemlich einfach gemacht: Von Maria, dem vertrauten Weibe Josefs aus Galiläa, heißt es lediglich, dass sie schwanger war; dass sie ihren ersten Sohn in Windeln wickelte und ihn in eine Krippe legte, "denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten auf dem Felde bei den Herden, die hüteten des Nachts ihre Herde." Was hätten sie auch sonst tun sollen? Von A bis Z unbefriedigend, dieser an Fakten und pittoresken, herzerwärmenden Details arme Bericht vom bedeutendsten Geschehen der Christenheit. Kein Wunder, dass Fantasie und Volksfrömmigkeit bis heute hinzudichten und -bauen, was der biblische Korrespondent unerwähnt gelassen hat.

Advent: Still, still, still, weil's Kindlein schlafen will? Nicht in der Krippe aus Maitenbeth mit Dudelsack spielendem Hirten.

Still, still, still, weil's Kindlein schlafen will? Nicht in der Krippe aus Maitenbeth mit Dudelsack spielendem Hirten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf dem Ebersberger Krippenweg, der an diesem Samstag anlässlich des Christkindlmarktes eröffnet wird, kann man sich ein Bild machen von den Gegenden und Gebäuden, in die Menschen seither die Geburt des Heilands verlegen. Der Krippenweg, der von der Kreisklinik über Wildermuth- und Ulrichstraße rund um den Marienplatz und die angrenzenden Straßen zum Klosterbauhof, Landratsamt und in die Heinrich-Vogl-Straße führt, ist mit mehr als 50 Krippenbauten bestückt. Die Schau reicht vom alpenländischen Stadel bis zur Kasbah, die Figuren sind aus Ton, Oliven- und Lindenholz, aus Wachs, Gips und Terrakotta. Es gibt die Krippe als Papiertheater, als Buch, in der Truhe, im Glassturz und als Fatschenkindl, sie stammen aus Peru, Schweden, Israel, Afrika, die Figuren sind bemalt oder bekleidet. Mal ist es nur die Heilige Familie mit Ochs und Esel, mal läuft ein ganzes Dorf zusammen samt Dudelsack spielendem Hirt und Ziegenbock, sogar Katze und Kauz huldigen dem göttlichen Baby.

Advent: Ein außergewöhnliches Exponat ist auch die in 300 Stunden Arbeit entstandene Buchkrippe von Manfred Sturm.

Ein außergewöhnliches Exponat ist auch die in 300 Stunden Arbeit entstandene Buchkrippe von Manfred Sturm.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Weg geht zurück auf eine Idee des Ebersberger Krippenbauers Franz Kisters, der sich als Sammler und Restaurator einen Namen gemacht hat. Organisiert hat den Weg der Ebersberger Bund der Selbständigen (BDS). Martin Freundl und seine Vorstandsmitglieder haben 50 Geschäfte und öffentliche Einrichtungen für die Idee gewonnen, ausgewählte Krippen zu präsentieren. Einen von Kisters gebauten Krippenstall, der im Schaufenster der SZ Ebersberg ausgestellt ist mit Schindeldach, Holz vor der Hütte, Kieselsteinen und Moos, mit Hörnerschlitten und Heuboden, kann man sogar gewinnen. Am liebsten, so erklärt er, siedele er die Weihnachtsgeschichte im bayerischen Voralpenland an, er bedient sich aber auch orientalischer und römischer Architektur. Kisters kommt aus einer Münchner Familie, deren Haus im Krieg beschädigt wurde. Nur die Krippe wurde verschont. "Der heilige Josef ist nicht einmal umgefallen", berichtet Kisters. Sein Lebenswerk, eine Krippe mit mehr als 200 Figuren, vermachte er vor fünf Jahren der Stadt Ebersberg. Sie ist als letzte Station des Weges am Schlossplatz aufgebaut. Ein Höhepunkt der Krippenkunst ist auch die Landschaft der Osterrieder Krippe in der Pfarrkirche St. Sebastian. Osterrieder, der von 1864 bis 1932 lebte, gilt als Erneuerer der künstlerischen Weihnachtskrippe.

Advent: Einem Bergbauerngehöft in Südtirol nachgebildet ist die von Felsen umgebene Krippe von Wolfgang Kürten aus Egmating.

Einem Bergbauerngehöft in Südtirol nachgebildet ist die von Felsen umgebene Krippe von Wolfgang Kürten aus Egmating.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viel Liebe und erzählerische Fantasie hat die Künstlerin Anni Schierl in ihre Tonkrippe investiert, die im Schaufenster der Barmenia Versicherung aufgebaut ist. In dem Stall aus Stroh wiegt die Gottesmutter das Kind in ihrem Schoß. Eine Bäuerin trägt als Gabe für das Kindl eine Steige mit Äpfeln im Arm, sie hält die Hand eines kleinen Mädchens, das eine Puppe an sich drückt. Ein Prachtstück gleich nebenan, in der Boutique Helga, ist die Krippenlandschaft von Wolfgang Kürten aus Egmating. Das Werk mit Felsen, Wohnhaus und Stall ist die Nachbildung eines Südtiroler Gutes. Drum herum hat der Krippenbauer liebevoll das Alltagsleben inszeniert. In einer Ecke steht ein Fass, eine Frau kommt mit einem Weinkrug im Arm die Treppe herunter, im Hof picken die Hühner, neben der Toreinfahrt steht ein Karren. Das Jesuskind liegt in einer Nussschale.

Da aber Jesus Christus nun mal nicht in Bozen oder Oberammergau geboren ist, sondern in Bethlehem, haben Krippenbauer viel Mühe auch in orientalische Krippen investiert. Ein schönes Beispiel dafür ist die Krippe von Georg Staber aus Nussdorf, die im Fenster der Marien-Apotheke aufgebaut ist. Aus Steinen, Wurzeln, Gips, Leim, Sand und Sägemehl hat er Haus und Höhle erbaut, dahinter erhebt sich die wuchtige Stadtmauer. Um die Krippe scharen sich musizierende Kinder, neben Elefant und Kamel trabt jeweils ein Kleines. Was hätte Lukas nicht alles zu erzählen gewusst, hätte man die Heilige Familie damals einigermaßen anständig einquartiert.

Der Krippenweg ist bis 3. Januar zu sehen. 1. Preis beim Gewinnspiel ist ein Krippenstall von Franz Kisters, als 2. und 3. Preise kann man Eintrittskarten für das Kulturfeuer 2016 gewinnen, die restlichen Preise sind Gutscheine im Wert von 30 und 10 Euro. Den gesuchten Lösungssatz findet man in der Krippenweg-Broschüre. Der Teilnahmeschein kann bis 30. Dezember, 12 Uhr, im Bürgerbüro der Stadt und am 3. Januar bis 15.30 Uhr persönlich an der Stadtkrippe abgegeben werden, wo um 16 Uhr die Verlosung stattfindet.

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