Abitur:Finale, Finale

Für 550 Abiturienten an den vier Landkreisgymnasien beginnt an diesem Dienstag das Abitur. In Kirchseeon gibt es sogar eine Premiere: Dort geht der erste Abschlussjahrgang in die Prüfungen.

Von Katharina Blum, KarinKampwerth und Barbara Mooser

Wenn Ina Hesse an diesem Dienstag in aller Herrgottsfrühe ihren Dienst antritt, wird sie als erstes die Fenster aufreißen. "Damit unsere Schüler ganz viel Sauerstoff bekommen", sagt Hesse. Sie ist Oberstufenkoordinatorin am Grafinger Gymnasium und will bereits um kurz nach sechs in der Schule sein, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Denn zwei Stunden später beginnen hier für 113 Schülerinnen und Schüler die Abiturprüfungen. Ihre Kollegen an den anderen drei Gymnasien im Landkreis werden es ihr gleichtun. In Vaterstetten treten 187 junge Männer und Frauen zur Abschlussprüfung an, in Markt Schwaben sind es 159, in Kirchseeon, wo der erste Jahrgang des Gymnasiums ins Abitur geht, werden 91 Prüflinge gezählt.

Ins Schwitzen bringt die Abiturienten in diesem Jahr nicht nur die Tatsache, dass sie erstmals in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch bundesländerübergreifende Aufgabenteile beantworten müssen, sondern auch die dichte Taktung der Prüfungstermine. "Wir müssen das Abi-tur notgedrungen bis zu den Pfingstferien durchziehen", sagt Regina John. Sie ist Oberstufenkoordinatorin am Vaterstettener Humboldt-Gymnasium. Dieser Umstand, der den Abiturienten nicht wie sonst üblich eine Ferienpause zwischen schriftlichen und mündlichen Prüfungen lässt, ist dem späten Termin der Pfingstfeiertage in diesem Jahr zu verdanken.

Der enge Terminkalender ist nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer eine Herausforderung. Viele ihrer Kollegen säßen mehrere Nachmittage stundenlang in mündlichen Prüfungen und müssten zusätzlich dazu die Klausuren korrigieren, denn bis eine Woche vor Pfingsten müssten die Noten stehen, sagt Ina Hesse vom Grafinger Gymnasium. Dass dort in diesem Jahr aufgrund des ersten Abiturjahrgangs am Gymnasium Kirchseeon 63 Schüler weniger als noch 2013 geprüft würden, bringe zwar eine Entlastung für die Schule, nicht aber für die Lehrer der Abiturfächer.

In Kirchseeon haben Lehrer und Schüler hingegen zunächst einmal mit Lampenfieber zu kämpfen, schließlich geht der erste Abiturjahrgang des 2008 gegründeten Gymnasiums in die Abschlussprüfung. "Ich bin durchaus aufgeregt", räumt Oberstufenkoordinator Tobias Scheller ein. Für ihn ist es "bis auf mein eigenes" ebenfalls das erste Abitur - zumindest in seiner Lehrerlaufbahn. Das gelte auch für viele seiner jungen Kirchseeoner Kollegen. Die zurückliegenden Wochen seien deshalb sehr arbeitsreich gewesen, es mussten Prüfungs- und Aufsichtspäne erstellt werden, ohne auf die Erfahrung vergangener Jahre zurückgreifen zu können. Die wahren Pioniere aber seien natürlich die Schüler. Als erster Kirchseeoner Abiturjahrgang gingen sie mit Stolz und Selbstvertrauen in die Prüfungen.

Die einen büffeln über Mathematikformeln und Lateinvokabeln , die anderen tüfteln über Raumplänen, kontrollieren die Hilfsmittel und reden gut zu. Schüler oder Lehrer - wem in den vergangenen Tagen auch in Markt Schwaben mehr die Köpfe rauchen, ist schwer auszumachen. "Wir sind froh, dass es endlich losgeht - Schüler wie Lehrer", sagt Helmut Meyer, der am Franz-Marc-Gymnasium für die 159 Abiturienten zuständig ist. Doch selbst wenn die Aufregung bei manch einem groß ist, verbreitet Meyer auch nach den Probeklausuren Optimismus. "In der Öffentlichkeit gab es mehr Aufregung als es tatsächlich war. Da wurde vieles übertrieben", sagt er. Auch Max Schmidt, Chef des bayerischen Philologenverbands, glaubt, dass die Schülerinnen und Schüler mit keinen außergewöhnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Zwar hatte es vor einigen Wochen Aufregung gegeben über Probeklausuren in Mathematik, die in Bayern unerwartet schlecht ausgefallen waren, weil die Jugendlichen nicht - wie gewöhnlich - zu Hilfsmitteln wie Taschenrechnern und Formelsammlungen greifen durften.

Das dürfen die Abiturienten jetzt wieder, sofern sie das wollen. Allerdings haben sie dann eine halbe Stunde weniger Zeit zur Verfügung. "Die Mehrheit hat sich für Hilfsmittel entschieden", weiß der Brucker Pädagoge, der lange am Gymnasium Grafing gelehrt hat. Dort haben sich Oberstufenkoordinatorin Ina Hesse zufolge nur zwei Abiturienten gegen die Verwendung von Taschenrechner und Formelsammlung entschieden, 111 wollen diese lieber benutzen. Eine Ausnahme machen nur die Kirchseeoner Abiturienten, wo sich Tobias Scheller zufolge die meisten gegen die Verwendung der Hilfsmittel entschieden hätten. "Das liegt vielleicht daran, dass wir hier keine Abitur-Tradition haben", sagt Scheller. Deshalb würde man es so machen, wie es kommen wird.

Die erste Klausur wird in Deutsch geschrieben, am kommenden Freitag folgt die schriftliche Prüfung im dritten Abiturfach, am Dienstag, 13. Mai, die Matheklausur. In den darauffolgenden Wochen bis zum 30. Mai unterziehen sich die Abiturienten den mündlichen Prüfungen, den Kolloquien. Bis zum 6. Juni finden die mündlichen Nachprüfungen statt.

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