Süddeutsche Zeitung

A94:Die Baustelle nach der Baustelle vor der Baustelle

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Gerade erst sind auf der A94 Teile der Fahrbahn repariert und Ausfahrten ausgebaut worden. Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zu dem, was in den kommenden Jahren ansteht.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer in den vergangenen Wochen die A94 genutzt hat, musste zwischen Hohenlinden und Anzing runter vom Gas: Nicht nur einige der Betonplatten, die der A94 ein so einzigartiges Fahrgefühl verleihen, wurden ausgetauscht. Auch zwei Beschleunigungsspuren in Anzing und Markt Schwaben wurden verlängert, die in Forstinning soll im Juli noch folgen. Doch das ist nichts gegen das, was die Autofahrer auf dieser Strecke vom kommenden Jahr an erwartet: Denn die marode Fahrbahndecke muss komplett erneuert werden, elf Kilometer der viel befahrenen Autobahn zwischen Hohenlinden und dem Autobahnkreuz München-Ost sind betroffen. Und wenn das abgeschlossen ist, steht eine gewaltige andere Baumaßnahme an: Die Ertüchtigung des Ostkreuzes, die zum Ziel hat, dass die Ewigkeits-Staus an dieser vielbefahrenen Stelle ein Ende haben. Schließlich gibt es noch ein drittes Großprojekt: den Ausbau der A94 vom Ostkreuz Richtung Osten auf sechs Spuren. Die Maßnahmen im Überblick:

Fahrbahnsanierung zwischen Ostkreuz und Hohenlinden

Eigentlich hätte die Fahrbahnsanierung bereits über die Bühne gehen sollen, erläutert Josef Seebacher, Sprecher der Niederlassung Südbayern der Autobahn GmbH des Bundes. Man habe gehofft, ein "Corona-Loch" mit weniger Verkehr auf der Autobahn für die Maßnahme nutzen zu können. Doch ein solches Loch stellte sich nicht ein: Der Verkehr war nur am Anfang der Pandemie signifikant schwächer als sonst, nach einem kurzen Einbruch 2020 wurde bereits 2021 ein Allzeit-Hoch bei den Verkehrszahlen erreicht. Verkehrszählungen am Autobahnkreuz München-Ost zeigten, dass im Jahr 2021 durchschnittlich 71 180 Pkw täglich diese Stelle passierten, außerdem 7994 Lkw. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor waren es noch 57 063 Pkw und 5685 Lkw gewesen.

Diese starke Verkehrsbelastung macht auch die Fahrbahnsanierung zu einer Herausforderung. Denn weniger als zwei Spuren in jede Fahrtrichtung würden insbesondere im Berufsverkehr zu Chaos und Mega-Staus führen, zumal dann, wenn der Verkehr selbst durch einen kleinen Rempler völlig zum Erliegen kommen kann - schließlich kann man nicht einfach drum herum leiten. Auch Feuerwehren und Gemeinden hätten davor gewarnt, den Verkehr in der Baustellenphase nur einspurig in jede Richtung abzuwickeln, sagt Seebacher. Es musste daher ein Weg gefunden werden, den Verkehr auch in dieser Zeit auf zwei Spuren zu leiten, gerade ist die Planung dafür fertig geworden. Weil die Autobahn insgesamt sehr eng ist, ist laut Seebacher eine Drei-plus-eins-Verkehrsführung vorgesehen. Das heißt, drei Spuren werden auf einer Autobahnseite untergebracht, die vierte verläuft jeweils durch die Baustelle. Danach wird die andere Seite gemacht. Etwa sechs Wochen sind pro Fahrtrichtung eingeplant.

Die elf Kilometer lange Strecke wird in zwei Abschnitten saniert: Erst ist im kommenden Jahr der östliche Bereich zwischen Hohenlinden und Markt Schwaben an der Reihe, im Jahr darauf folgt dann der Abschnitt zwischen Markt Schwaben und dem Autobahnkreuz München-Ost. Konkret soll die Planung in den kommenden Wochen auch in den betroffenen Gemeinden vorgestellt werden.

Ausbau des Autobahnkreuzes München-Ost

Zwar ist der Zeitplan für die Fahrbahnsanierung laut Seebacher ziemlich "sportlich", doch soll er auf jeden Fall eingehalten werden, damit das Projekt nicht einer wesentlich gewaltigeren Maßnahme in den Weg kommt, die ebenfalls noch in diesem Jahrzehnt ansteht: dem Ausbau des Autobahnkreuzes München-Ost. Schon jetzt ist hier, wo die A94 auf die A99 trifft, eine berüchtigte Stau-Stelle, angesichts der stetigen Verkehrszunahme wird sich die Lage weiter verschärfen. Beim Umbau geht es, wie Seebacher erklärt, deshalb vor allem darum, die bisherigen "Über-Eck-Beziehungen" durch weniger kurvenreiche Rampen zu ersetzen, auf denen der Verkehr besser fließen kann. Auch längere Ein- und Ausfädelspuren sind geplant.

Momentan ist die Autobahn GmbH wegen dieses Großprojekts gerade in Abstimmung mit den Landkreisen und Gemeinden, auch das Planfeststellungsverfahren wird gerade vorbereitet. "Aus unserer Sicht ist die Planung nun ausgereift und fundiert", so Seebacher. Wann die Baumaschinen am Ostkreuz aber tatsächlich anrücken, steht bisher noch nicht definitiv fest. In der Vergangenheit war bereits mehrmals 2028 als Startdatum genannt worden, das ist laut Seebacher "durchaus eine Zahl, die erreichbar wäre".

Sechsspuriger Ausbau Richtung Osten

Noch wesentlich unklarer ist die Lage beim dritten Großprojekt, das dann auf der A94 ansteht: dem sechsspurigen Ausbau zwischen dem Autobahnkreuz und der Anschlussstelle Markt Schwaben. Geplant wird an diesem Projekt bereits seit 2013, im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist es unter den Projekten, denen "vordringlicher Bedarf" bescheinigt wird. Allerdings gebe es bei dem Vorhaben 100 Einzelbelange zu beachten - von Kaltluftschleusen über Landwirtschaft bis hin zur Archäologie. Auch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg sind laut Seebacher im Münchner Osten immer wieder ein Problem beim Straßenbau. Und die Kommunen wollen natürlich ebenfalls ein Wörtchen mitreden, wenn es darum geht, dass in ihrer Nähe noch mehr Platz für noch mehr Autos geschaffen werden soll - schon in der Vergangenheit sind die Ausbaupläne bereits beunruhigt in verschiedenen Gemeinderäten diskutiert worden. Und schließlich müssen auch erst einmal die nötigen Grundstücke beschafft werden. Seien alle "planerischen Zwänge" überwunden, wäre der Ausbau an sich gar nicht mehr das große Problem, sagt Seebacher. Aus Sicht der Straßenbauer ist ein derartiges Vorhaben eher unkompliziert, es werde ja an sich je nur eine Spur dazu gebaut.

Wann es tatsächlich losgeht, dazu wagt der Sprecher der Autobahn GmbH zum derzeitigen Zeitpunkt keine Prognose. Weil es aber eher länger dauern könnte, bis alle offenen Fragen geklärt sind, war es jedenfalls keine Option, mit der Fahrbahnsanierung so lange zu warten, bis es auch für den sechsspurigen Ausbau grünes Licht gibt.

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