A 94:Hoffen auf Klartext

Das neue Teilstück der Autobahn wurde für den Verkehr freigegeben - und Minister Peter Ramsauer mit großen Erwartungen konfrontiert.

Barbara Mooser

Ein weiß-blaues Bändchen durchschneiden, eine kleine Rede halten, dann noch ein bisschen feiern - eigentlich gehört es zu den angenehmeren Pflichten eines Verkehrsministers, ein neues Autobahnteilstück für den Verkehr freizugeben. Doch einen reinen Wohlfühltermin darf Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am heutigen Mittwoch nicht erwarten, wenn er bei Pastetten das neue, 6,2 Kilometer lange Teilstück der A 94 eröffnet. Zum einen gibt es immer noch laute Proteste aus der Erdinger Gegend gegen die umstrittene Isentaltrasse. Zum anderen wollen die Politiker im nördlichen Landkreis Ebersberg - sie begrüßen den Bau der Autobahn auch in der jetzt geplanten Form - Ramsauer ganz genau auf den Zahn fühlen, wie es mit der A 94 denn jetzt weitergeht - und vor allem, wie schnell. Denn die Finanzierung der weiteren Bauabschnitte ist noch ungeklärt.

Die Hohenlindener Bürger, die sich in der Aktionsgemeinschaft "A 94 jetzt!" engagieren, haben sich jedenfalls gerüstet für die feierliche Verkehrsfreigabe. 30 bis 40 von ihnen werden nach Angaben von Thomas Riedl (CSU), der auch zweiter Bürgermeister in Hohenlinden ist, mit dem Bus zum Festakt kommen - mit großen Plakaten im Gepäck. "Weiterbau jetzt" steht unter anderem darauf. "Es gibt eine politische Aussage, dass die Baumaschinen nicht still stehen werden, bis die Autobahn ganz fertig ist. Daran wollen wir erinnern", so Riedl. Und außerdem werde man ganz genau zuhören, was Ramsauer so zu sagen habe: "Vielleicht fällt seine Rede ja so positiv aus, dass wir gleich in Freudenschreie ausbrechen."

Auch Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) erhofft sich vom Verkehrsminister eine klare Aussage, "und dass den guten Worten dann gute Taten folgen". Während Riedl zuversichtlich ist, dass die Autobahn bis 2018 fertig ist, wie das die Autobahndirektion Südbayern einmal versprochen hat, mag Maurer das allerdings nicht so ganz glauben: 2020 ist in seinen Augen eher ein halbwegs realistischer Termin.

Bis dahin wird Hohenlinden nicht auf Entlastung hoffen dürfen. Im Gegenteil: Riedl rechnet damit, dass künftig vielleicht sogar noch ein bisschen mehr Autofahrer durch die Ortschaft irren, beispielsweise wenn sich der Verkehr bei Hohenlinden auf der B 12 staut und die Autofahrer versuchen, durch Hohenlinden zur A 94 zu kommen. Auch Rückstaus an der Anschlussstelle Hohenlinden sind nach Prognosen Riedls wahrscheinlich. "Wir sind bereit, dieses Mehr noch einmal mitzutragen - aber nur, wenn wir damit rechnen können, dass die Entlastung so schnell wie möglich kommt", sagt der zweite Bürgermeister.

Tatsächlich wird der Großteil des Verkehrs wie bisher an der neuen Anschlussstelle Hohenlinden auf die B 12 wechseln. So sehe es die "großräumige Verkehrsführung" vor, teilt die Autobahndirektion Südbayern mit. Wer Richtung Passau will und aus Versehen auf dem neuen Autobahnstück weiter fährt, müsste über die Staatsstraße 2331 - und durch Hohenlinden - wieder zurück zur B 12. Eine Zeitersparnis wäre dieser Weg sicher nicht. Eine echte Verkehrsentlastung liegt für Hohenlinden also noch in weiter Ferne.

Die Forstinninger hingegen rechnen fest damit, dass sich durch das neue Autobahnteilstück der Verkehr durch ihren Ort jetzt schon verringert. "Wir erhoffen doch eine spürbare Entlastung", sagt Rupert Ostermair, geschäftsführender Beamter der Gemeinde. Denn bisher wählen viele Verkehrsteilnehmer aus Gemeinden weiter im Osten, also Buch am Buchrain, Isen oder Pastetten, den Weg durch die Forstinninger Ortsmitte und den Ortsteil Moos, um auf die Autobahn - und wieder zurück - zu kommen. Diese Autofahrer werden künftig, so hofft man jedenfalls in Forstinning, das neue Autobahnteilstück nutzen.

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