160 Teilnehmer:Sie ziehen weiter

Demo Ebersberg Fridays for Future

Nach den ersten beiden Kundgebungen in Grafing gehen junge Demonstranten zum dritten Mal im Landkreis Ebersberg für den Klimaschutz auf die Straße. Die Polizei zählte insgesamt 160 Teilnehmer.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Fridays For Future" erstmals in Ebersberg unterwegs

Von Hoda Shoeir, Ebersberg

Eineinhalb Stunden ist sie von ihrer Münchner Uni nach Ebersberg gefahren, denn der Klimaschutz ist für sie wichtiger als die Klausurphase. Während ihre Freunde in der Bibliothek sitzen, organisiert die 19-jährige Kira Mennerich die "Fridays For Future"-Demonstration (FFF) mit. "Es ist mir einfach unglaublich wichtig und es müssen Leute auch helfen", sagt die Organisatorin aus Glonn.

Mennerich ist eine von vielen Studenten, die am Freitagnachmittag am Marienplatz im Zentrum der Kreisstadt stehen, darunter auch welche, die gerade ihre Masterarbeit schreiben - so wie Hauptorganisatorin, Miriam Böhlke. Die Botschaft der jungen Leute ist klar, die Umwelt hat in ihrem Leben Priorität, sie verlangen die gleiche Einstellung von der Politik. 160 Menschen haben sich laut Polizei an diesem warmen Tag versammelt. Erstaunlich viele sind keine Schüler mehr. Die 78-jährige Erika Hamm erklärt das zahlreiche Erscheinen älterer Demonstranten treffend mit ihrem bunten Schild: "Wir Alten wollen unsere schöne Welt für Enkel und Kinder erhalten." Sie ist das erste Mal auf einer FFF-Demo und wurde von ihrer Seniorenhausgemeinschaft in Ebersberg animiert mitzumachen. Sie zeigt in die Runde, ein Mann hält ein Schild mit der Aufschrift "Opa for Klima" in die Höhe. Erika Hamm hört unterdessen aufmerksam den Rednern zu.

Marte Glonne verbindet Klimawandel und Migration: "300 Millionen Menschen sind vom Anstieg der Meeresspiegel betroffen, ich wohne da unten am Klostersee, mein Haus ist dann weg. Soll ich da drinnen im Schlauchboot rumschwimmen? Nein! Dann gehe ich mit meinen Kindern weg", ruft die 40-Jährige energisch, ihre Mitstreiter klatschen.

Ebersbergs Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr lässt von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) grüßen und spricht über die Dringlichkeit des Handelns. Poings Bürgermeister Albert Hingerl stimmt nickend zu. Den Klimanotstand auszurufen, sei ein Mittel, um die Thematik zu priorisieren, sagt er. "Ist es nicht Notstand genug, wenn die Eisberge schmelzen? Der Notstand ist wenn die Welt untergeht? Dann ist es doch zu spät!"

Kira Mennerich hilft währenddessen die Megafone für den Demozug bereitzustellen. Die Kinder ganz weit vorne, darunter die 13-jährigen Nina, Luis, Leo und Zeno, allesamt Schüler am Gymnasium Grafing, haben ein großes Schild mitgebracht: "Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit." Die vier Schüler demonstrieren das sechste Mal, das zeigen sie auch souverän, lautstark rufen sie: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" - und die Menge stimmt mit ein.

Der Umzug, eskortiert von zwei Polizeiautos, dauert eine Stunde, einige schließen sich auf dem Weg an, andere jubeln oder klatschen aus dem Auto heraus. "Wenn der Nordpol schmilzt, soll das Meer um sieben Meter steigen. Ich habe Angst davor, dass die Küstenstädte gefährdet werden, deshalb bin ich hier", sagt die 13-jährige Nina. Die Jüngsten laufen ganze vorne weg, auf ihren Schildern warnen sie, dass nicht mehr viel Zukunft übrig bleibt - ihre Zukunft.

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