1123 Mitglieder, 695 Wohnungen:Stetig gesundes Wachstum

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Die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg zieht positive Bilanz und will Mieten weiter günstig halten

Von Franziska Bohn, Anzing

Ebersberg ist einer der am schnellsten wachsenden Landkreise in Deutschland. Mieten steigen, bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Wohnungsgenossenschaften können noch bezahlbare Mieten anbieten. Die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg zog nun auf der Mitgliederversammlung Bilanz. Nahezu jeder Platz war im Gasthaus Forsthof in Anzing besetzt.

Anzings Bürgermeister Franz Finauer lobte in seinem Grußwort die Leistung der Genossenschaft, 46 bezahlbare Wohnungen seien 2018 geschaffen worden: "Die Genossenschaft schreibt Erfolgsgeschichte".

Wirtschaftlich steht die Genossenschaft gut da: 55 Millionen Euro Bilanzgewinn konnten sie für 2018 verzeichnen. "Das ist ein gesundes Wachstum", bestätigte Vorstand Ulrich Krapf in seinem Vortrag. Welche Konsequenzen Neubauten auslösen können, sei allerdings strittig.

Mit neuen Wohnungen bräuchte man auch mehr Straßen, Kitas und Schulen. Auch ändere sich das Ortsbild und Teile der Bevölkerung hätten Angst vor zu vielen fremden Neubürgern und Veränderungen. Das sei "nicht wertend gemeint", sondern eine "menschliche Eigenschaft". Deshalb sei es wichtig, diese Argumente bei größeren Neubaumaßnahmen abzuwägen. "Um den Frieden in den Kommunen zu erhalten", erklärte der Vorstand, "müssen sowohl die politischen Verantwortlichen, die Investoren und die einheimische Bevölkerung Kompromissbereitschaft zeigen."

Zur Vermeidung weiter steigender Mieten und Kaufpreisen würde allerdings mehr Angebot benötigt - und damit mehr Neubau. Der Wohnungsbestand der Genossenschaft werde sich noch in diesem Jahr auf 695 erhöhen. Weitere Bauvorhaben sollen in Kirchseeon, Grafing und Ebersberg entstehen. Die durchschnittliche Nettomiete beträgt laut Vorstand 5,89 Euro pro Quadratmeter, für Wohnungen am freien Markt zahle man das Doppelte.

Auch die Mietnebenkosten seien gering: Dank guter Dämmung und moderner Heiztechnik, günstigem Sammeleinkauf von Gas und Strom, günstigen Versicherungen über den Verband und der Mitarbeit von eigenen Hauswarten, könne man eine Monatsmiete einsparen. Auch deshalb gab es wohl auf 24 Wohnungen in der Bergfeldstraße in Poing 200 Bewerber. In vielen Härtefällen konnte keine Wohnung zur Verfügung gestellt werden. Auch der Druck der einheimischen Bevölkerung sei mittlerweile enorm: "Drei Viertel der Bewerber kamen aus Poing und der näheren Umgebung", stellte Ulrich Krapf bei seinem Vortrag fest.

Für die steigende Nachfrage nach Wohnraum gebe es zwei Gründe: Die Zahl der kleinen Haushalte ohne Kinder nehme zu und der Zuzug in den Großraum München hält seit vielen Jahren an, und das aus gutem Grund, wie Ulrich Krapf verdeutlicht: "Bei uns ist einfach Lebensqualität gegeben". Die Genossenschaft lege allerdings auch Wert auf die Pflege der bestehenden Wohnanlagen: "Wir wollen auch die Alten erhalten und nicht nur neu bauen." 629 000 Euro investierten sie 2018 für die Modernisierung von Wohnungen, auch um sie barrierefrei zu machen. Im Jahr 2019 werden mehr als eine Millionen Euro in Modernisierung und Instandhaltung investiert werden.

Leider gab es im Oktober vier Brände zu verkraften, vermutlich Brandstiftung: "Das war sehr dramatisch, das hatten wir Gott sei Dank zuvor noch nie", der Vorstand zeigt dazu Fotos von einem Keller mit geschmolzenen Kabeln und verkohltem Holz. Daraufhin seien Videokameras installiert worden und die Bewohner sollen "aufmerksam beobachten, wer sich in den Wohnanlagen aufhält".

1123 Mitglieder hat die Genossenschaft derzeit. Trotz der schnell steigenden Mieten am freien Wohnungsmarkt wird sie laut Ulrich Krapf ihre Politik der nur mäßig steigenden Bestandsmieten fortsetzen. Und damit wohl noch mehr Bewerber anlocken.

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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