Fazit zur Finissage:1000 Besucher bei Jahresausstellung des Ebersberger Kunstvereins

Fazit zur Finissage: Viel zu klein, zu groß, aus Gummi, aus Porzellan: Die Schläger der partizipativen Installation von Dennis Fuchs taugen kaum zum Spielen.

Viel zu klein, zu groß, aus Gummi, aus Porzellan: Die Schläger der partizipativen Installation von Dennis Fuchs taugen kaum zum Spielen.

(Foto: Christian Endt)

Kritische Kunst, ein Bar-Bus sowie Veranstaltungen und Kooperationen bescheren dem Verein einen großen Erfolg. Wie nun die Chancen auf eine Wiederholung stehen.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Das hat es beim Ebersberger Kunstverein bisher noch nie gegeben: vier Wochen, prall gefüllt mit Performances, Vorträgen, Konzert, Film- und Theater-Uraufführungen. Außerdem als Kernstück: 39 aus mehr als 300 Bewerbungen ausgewählte, höchst unterschiedliche Werke, die in und außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Alten Brennerei im Klosterbauhof von, so schätzt jedenfalls der Vorsitzende des Kunstvereins Andreas Mitterer, gut 1000 Besuchern gesehen und erlebt wurden. Das ist die stolze Bilanz von "Wo bitte geht's nach Arkadien?", der Jahresausstellung 2019, die erstmals unter einem Motto stand und von den Verantwortlichen in ein regelrechtes Festival verwandelt worden war.

Was die nackten Zahlen jedoch nicht abbilden, ist die Energie und Begeisterung von Beteiligten und Publikum, die bei der Frage nach einem Fazit greifbar wird. "Das Festival war ein Riesenerfolg!", schwärmt Initiator Peter Kees, Aktionskünstler und Filmemacher aus Steinhöring. "Die Leute haben zu mir gesagt, es sei Documenta-reif, was wir da machen. Wir konnten Ebersberg verwandeln, haben im Klosterbauhof eine ganz besondere Atmosphäre gezaubert."

Damit meint Kees nicht nur die Performance von Helmut Mühlbacher, der bei der Ausstellungseröffnung als "Kreisläufer" in ständigem Dialog mit den Besuchern von 9 bis 21 Uhr im Hof unterwegs war, oder den "modernen Nomaden" Robert Roelink aus den Niederlanden, der neben einer riesigen Installation gleich sich selbst und seine Partnerin als Teil der Ausstellung mitbrachte, indem er in seinem Wohnmobil im Hof kampierte, sondern vor allem den von Daniel Mitterer betriebenen Bar-Bus, den Kees "soziale Plastik" nennt. Er wurde zum Ort der Begegnung unterschiedlichster Menschen, die sonst wohl nicht miteinander ins Gespräch gekommen wären.

Das sagen die Besucher der Ausstellung

Fazit zur Finissage: Initiator Peter Kees führt ein letztes Mal durch die Ausstellung.

Initiator Peter Kees führt ein letztes Mal durch die Ausstellung.

(Foto: Christian Endt)

Dem schließt sich Andreas Mitterer an, der das Verlassen des Elfenbeinturms seines Kunstvereins ausdrücklich begrüßt: "Es ist wirklich erstaunlich, wie viele und welche Leute wir gerade auch durch die Bespielung des Hofes und den Bus erreichen konnten." In den passten, "wenn man will", unglaubliche 20 Personen. Auch das Einbinden örtlicher Initiativen in Form eines Bürgerparlaments oder Repair-Cafés hatte ungeahnte Auswirkungen, bekräftigt Axel Tangerding, Mitglied der Kunstpreis-Jury. "Das Projekt wurde vom Publikum wahrgenommen, es gab ein großes Gemeinschaftsgefühl - viele kamen doppelt und dreifach in die Ausstellung, was sonst eher selten der Fall ist."

Und was sagen die Besucherinnen und Besucher? Petra Knopf aus Aßling war neben der Tatsache, dass im Festival von Malerei über Musik bis zu Film und Theater so viele Bereiche der Kunst abgedeckt wurden, besonders von der Achternbusch-Aufführung beeindruckt. "Erst war es schwer zu verstehen, aber dann wurde mir klar, dass ich es wie ein abstraktes Bild auf mich wirken lassen muss."

Fazit zur Finissage: Dennis Fuchs und Robert Roelink freuen sich über die Gunst des Publikums.

Dennis Fuchs und Robert Roelink freuen sich über die Gunst des Publikums.

(Foto: Christian Endt)

Auch Verena Ditterich aus Grafing lobt das fantastische Spiel der Protagonisten und den Inhalt, der sich "von vulgär-ordinär bis in hoch-philosophische Sphären bewegte". Eine ältere Dame aus Ebersberg ist von der Gesamtidee begeistert: "Arkadien als Sehnsucht nach einem Land, in dem die Menschen naturnah und mit Achtung voreinander leben können." Zur höchst unterschiedlichen Umsetzung des Gedankens sagt sie: "Manches kann man nachempfinden, anderes nicht."

Wird es eine Wiederholung geben?

Als sehr spannend hat Babsi Lux vom Alten Kino die Gesamtausstellung mit ihren verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven erlebt. Sie wurde durch den Film von Peter Kees "Versuchungen des Glücks oder die Suche nach Arkadien" angeregt, sich mit dem Thema zu befassen und findet, dass ihr das viel gebracht habe. "Je mehr man das tut, umso intensiver wird es. Der Film bietet keine Lösung - jeder hat sein eigenes Arkadien." Bei einer Neuauflage des Festivals "wäre das Alte Kino als Veranstaltungsort sofort wieder dabei!"

Und? Wird es eine Wiederholung geben? Ginge es nach Peter Kees, der von einer Arkadien-Biennale mit unterschiedlichen Unterthemen träumt, unbedingt. Auch Andreas Mitterer findet die Idee, "die natürlich noch vom Beirat geprüft werden muss", grundsätzlich nicht schlecht. Zumal die Finanzen dieses Mal gestimmt hätten, dank Unterstützung von Sponsoren, Gemeinden, Privatspenden und hoffentlich eines Zuschusses von Seiten des Bezirks. Der Vorsitzende betont aber auch, dass das alles nicht möglich gewesen wäre, ohne den unbezahlten Einsatz etwa der Grafiker und vieler anderer, oft unsichtbarer Helfenden sowie der Eigenleistung der Künstler.

Wie sagt Peter Kees? "Kunst muss nicht gleich die Welt verändern, aber zum Nachdenken anregen." Das ist bei "Wo bitte geht's nach Arkadien?" zweifelsohne gelungen.

Für alle, die die Premiere von "Arkadien - der Film" verpasst haben: Die Transition Town Initiative Grafing zeigt die Dokumentation von Peter Kees am Freitag, 15. März, um 20 Uhr in der Casa Creativa, Grandauerstraße 4 in Grafing.

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