70. Geburtstag:Das Volksfest hat zum ersten mal eine Harry-Potter-Geisterbahn

Ferienreporter Volksfest Ebersberg

Ursprünglich sollte auf dem Ebersberger Volksfestplatz nur drei Tage gefeiert werden. Als die Premiere 1948 von Besuchern regelrecht gestürmt wurde, kam es ganz schnell zu einer Verlängerung des Volksfestes. 70 Jahre später geht es nun über elf Tage.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Ebersberger Volksfest feiert runden Geburtstag. Verglichen mit dem Vorjahr gibt es zwei Neuheiten: eine zum Fahren - und eine zum Gruseln.

Von Konstantin Schätz, Ebersberg

Der Geruch von gebrannten Mandeln liegt in der Luft. Obwohl es bereits später Nachmittag ist, sind hier noch viele Kinder zu sehen. Mit einem Lächeln im Gesicht ziehen sie ihre Eltern über das Gelände. Bei manchen könnte man meinen, dass sie alles gleichzeitig machen wollen. Sie schauen von der Losbude zum Dosenwerfen. Doch als die Musik am Autoscooter beginnt, gibt es kein Halten mehr.

Es ist Dienstag, Kinder- und Seniorennachmittag am Volksfest in Ebersberg. Festwirt Martin Lohmeyer ist mit der Besucherzahl am Nachmittag zufrieden: "700 Senioren waren es bestimmt. Ich denke, dass es heute über 1000 Besucher waren." Es ist das 70. Volksfest, das in Ebersberg stattfindet. Als das erste Fest 1948 in der Stadt eröffnete, wurde es begeistert angenommen.

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Autoscooterfahren gehört auf dem Ebersberger Volksfestplatz dieses Jahr wieder zum Repertoire.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Anno 1948 stürmten geschätzte 20.000 Menschen die Premiere (die dann prompt von drei auf neun Tage verlängert wurde)", so schreibt es Lohmeyer in der Volksfest-Zeitung, die auf den Tischen im Bierzelt liegt. Und nach 70 Jahren dürfen sich die Besucher noch über Veränderungen freuen. Neben den altbekannten Fahrgeschäften gibt es auch neue Attraktionen. Eine davon dürfte für viele das Highlight des diesjährigen Volksfestes sein.

Bumm. Bumm. Immer wieder knallen kleine Fahrzeuge gegeneinander. Heuer gibt es wieder das Autoscooter-Geschäft. Während einige versuchen ihren Flitzer unbeschadet durch das Getümmel zu lenken, suchen andere die Konfrontation. Trotz der unterschiedlichen Fahrstile haben alle eines gemeinsam: Sie haben Spaß daran, wenn es rumst. Auch der ein oder andere Vater ist zu sehen. Ob ihre Kinder sie dazu überredet haben, oder das Kind in ihnen ausgebrochen ist? Schwer zu sagen.

Den Kletterbaum gibt es auf dem Volksfest schon seit über 60 Jahren

Matthias Lick aus Ebersberg ist einer von ihnen. Gerade hat er mit seinen beiden Buben Fabian und Benjamin die letzte Runde Autoscooter beendet. Die Euphorie ist noch in den Augen der drei zu erkennen. "Es macht voll Spaß", sagt Benjamin. Er war alleine in einem der Flitzer. Sein kleiner Bruder Fabian ist mit seinem Vater mitgefahren. Benjamin hat auch die zweite Neuheit am Volksfest schon ausprobiert: Das Harry-Potter-Laufgeschäft.

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Seit jeher beliebt: Das Kettenkarussel - es dreht sich noch bis zum Montag, 20. August.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Es ist eine Märchen- und Fantasiewelt", erklärt Karl Brumbach aus Neumarkt-Sankt Veit (Kreis Mühldorf am Inn). Er hat die Welt von Harry Potter zusammen mit Peter Brumbach nach Ebersberg gebracht. Sie vereint den Grusel einer Geisterbahn mit der Geschichte des englischen Zauberers. Skelette in Zauberkostümen, mystische Lebewesen und die ein oder andere bekannte Figur sind in dem Gang zu finden. "Es ist lustig", erklärt Benjamin. "Nur leider ein bisschen kurz."

Die erfahreneren Volksfestgäste dürfte eine Attraktion nostalgisch werden lassen: der Kletterbaum. "60 Jahre gibt es ihn bestimmt schon", sagt Martin Lohmeyer. Heute wie damals klettern Kinder den Holzpfosten hinauf, um die Spielsachen von der Spitze zu holen. Gesichert werden sind sie vom Deutschen Alpenverein. "Das war bei uns noch anders. Wir sind ungesichert hochgeklettert", erinnert sich Lohmeyer. Eine gute Änderung, findet der Festwirt. "Früher hat das keinen interessiert."

Es dämmert jetzt. Ein Bub trägt eine Carrerabahn-Schachtel vor sich her wie eine Trophäe, gleich geht's heim zum Aufbauen. Er hat über mehrere Jahre Gewinnlose gesammelt, um dieses Jahr einen großen Preis mit nach Hause nehmen zu können. Im und seiner Mutter kommen jetzt immer mehr junge Erwachsene entgegen, die auf den Festplatz strömen. Genau genommen Richtung Bierzelt, da wo Bier aus Fässern strömt. Durstig und in Lederhosen und Dirndl eingekleidet nähern sie sich der Musik und dem Klirren der Gläser. Bierkrüge werden zu den Tischen gebracht. Das hat sich in 70 Jahren nicht verändert. Der Durst hat die Zeit überdauert.

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