Jazz:Starke Stimmen

Die Organisatoren des EBE-Jazz-Festivals trotzen Corona und stellen ein großes Programm auf die Beine.

Von Oliver Hochkeppel, Ebersberg

Ein internationales Musikfestival zu planen und vorzubereiten, das gehörte in den vergangenen eineinhalb Jahren zu den undankbarsten Aufgaben. Die Macher des EBE-Jazz freilich wollten einfach nicht klein beigeben. Schließlich ist ihr Festival ohnehin nur alle zwei Jahre, und den Aufschwung der bisherigen drei Ausgaben zur opulentesten Veranstaltung ihrer Art im Münchner Raum (was allerdings leider kein großes Kunststück ist) wollte man nicht abwürgen. Also plante man, was optimalerweise möglich sein könnte, mit ein paar Auffangnetzen. Und jetzt ist also tatsächlich eine Menge möglich geworden: vierzehn Veranstaltungen, etliche mit internationalen Stars, an zehn Tagen vom 8. bis 17. Oktober.

"Ladies first" heißt es zum Auftakt. Mit Sheila Jordan kommt eine der letzten lebenden Jazzlegenden in den wunderschönen Alten Speicher Ebersberg. Eine 92-Jährige, die als "First Lady of Bebop" mit den Größten dieser Epoche arbeitete. Ihr Gesang war immer experimenteller als im Swing üblich, und so wurde sie zu einer der wichtigsten Lehrerinnen. Von ihr gelernt haben auch Sabine Kühlich und Anne Czichowsky, heute selbst renommierte Dozentinnen; zusammen mit Laia Genc am Piano und Lindy "Lady Bass" Huppertsberg am Tieftöner zeichnen sie "A Portrait of Sheila Jordan 2021", mit dem Titel von Jordans jüngstem Album "Lines for Ladies" als Motto.

"The Thelonious Monk Story" zum 104. Geburtstag des Jazzpiano-Unikums

Mit starken Stimmen geht es weiter. Erst gibt der Sizilianer Mario Biondi mit seinem aktuellen Programm "Dare!" die italienische Antwort auf George Benson und Barry White. Dann präsentiert Stefanie Boltz ihr neues Duo Jazzbaby! mit dem Innsbrucker Pianisten Christian Wegscheider. Seine Sprechstimme stellt der Rundfunkmoderator (und Jazzgeiger) Marcus Woelfle in den Dienst von "The Thelonious Monk Story", die er anlässlich des 104. Geburtstags des Jazzpiano-Unikums erzählt. Damit es nicht zu trocken wird, begleitet ihn Claus Raible, der Monk unserer Breiten.

Seinen Bass singen lässt der Franzose Michel Benita, seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten Stilisten seines Fachs. Quasi als Landsmann kann der Schweizer Schlagzeuger Daniel Humair gelten, lebt er doch seit 1958 in Paris. Zu seinem Schweizer Trio mit dem Posaunisten Samuel Blaser und dem Bassisten Heiri Kaenzig stößt hier als Gast der ungarische Pianist Emil Spányi dazu. Oft hat Humair auch schon mit dem letzten Star des Festivals gespielt, dem Schweizer Trompeter Franco Ambrosetti. Zum 50-Jährigen seines Stammlabels Enja spielt der Trompeter erstmals gemeinsam mit den Labelkollegen Anke Helfrich (samt ihrem Trio) am Klavier und Johannes Enders am Saxofon. Von Anfang an also geballte Star-Power, die von einer Ausstellung, einem Talk, Filmvorführungen, Jazz-Matineen, Jam-Sessions und Workshops (mit Abschlusskonzert der Bavarian South Africa Band) umrahmt wird.

EBE-Jazz 21, Do., 8. Okt. bis So., 17. Okt., Alter Speicher Ebersberg und andere Spielorte

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: