Jazz:Der Eiserne mit dem goldenen Horn

Dusko Goykovich

Bis vor Kurzem übte Dusko Goykovich noch jeden Tag mindestens drei Stunden.

(Foto: Jan Scheffner)

Zu seinem 90. Geburtstag ehren das Jazzinstitut, die Unterfahrt und Enja den Trompeter Dusko Goykovich mit einem Tribute-Konzert.

Von Oliver Hochkeppel, München

Den "Mann mit dem Wunderhorn" haben ihn die Amerikaner in den Fünfzigerjahren getauft, als "bosnischer Wundertrompeter" wurde er dann auch in Deutschland bekannt. Man hätte ihn später auch "den Eisernen" nennen können, denn der Jazztrompeter Dusko Goykovich, der an diesem Donnerstag 90 Jahre alt wird, hat vielleicht die längste Karriere aller Blechbläser hingelegt, jedenfalls auf diesem Niveau. Erst seit Kurzem kann er wegen einer Erkrankung nicht mehr spielen, bis dahin hat der Mann, der immer mindestens 20 Jahre jünger aussah, als er war, sich mit eiserner Disziplin in Form gehalten. Mindestens drei Stunden pro Tag übte er, "nach einem eigenen System", wie er betonte. Das Hotel Bayerischer Hof ließ ihn dazu in den verwaisten Nightclub, später dann das Jazzinstitut in einen Raum im Gasteig, da konnte er immer auch das geliebte Glas Weißwein dazu trinken.

Als Bub hatte der 1931 im bosnischen Jajce geborene Dušan Gojkovic die Jazzsendungen von Willis Conover im Radiosender "Voice of America" gehört und Hollywood-Filme wie "Young Man with a Horn" mit Kirk Douglas gesehen. Der Trompeter Roy Edridge wurde sein erster Held, so wollte er auch spielen. Mit 15 kaufte er sich ein Kornett. Nach der Musikschule begann er 1950 bei der Belgrader Radio Bigband RTS, 1955 holte ihn Carlo Bohländer in die Rundfunkband des Hessischen Rundfunks mit dem großen Albert Mangelsdorff. In Frankfurt, damals die deutsche Jazz-Hauptstadt, konnte er im legendären "Jazzkeller" nun all den Größen begegnen, die er bewunderte: Attila Zoller, Oscar Pettiford, Dizzy Gillespie, mit dem ihn bald ebenso eine Freundschaft verband wie später mit Chet Baker und Miles Davis.

Das Musikerleben in den USA war hart

Goykovich schloss sich jeweils kurz den Frankfurt All Stars, Max Greger und Kurt Edelhagen an, bis er 1958 in die USA weiterzog. Noch im selben Jahr war er eine kleine Sensation beim Newport Jazz Festival und wurde fortan unter den US-Stars herumgereicht. Woody Herman, Gerry Mulligan oder Sonny Rollins, dann die Clarke Boland Bigband ("meine beste Zeit") - kaum ein Name von Rang, mit dem er in dieser Zeit nicht zusammengespielt hätte - während er gleichzeitig ein komplettes Studium in Berklee durchzog. "Alles, was ich weiß, habe ich da gelernt. Nicht Trompete, aber Komposition und Arrangement. Herb Pommeroy war mein Lehrer. Miles und andere Große wollten mich währenddessen in ihre Bands holen, aber ich wollte unbedingt das Studium beenden. Diese Entscheidung verfolgt mich noch heute", erzählte er später.

Doch das Musikerleben in den USA war hart. "Fünf Jahre in New York haben mir gereicht. Schwarze durften damals nicht fliegen. Tausende Kilometer sind wir im Bus gefahren," berichtete er. Er ging zurück nach Deutschland, erst nach Köln, 1968 dann nach München, damals "der Nabel der Szene", wie er sagt: "Alle sind damals nach München gegangen, von überall her: Joe Haider, Klaus Doldinger, Olaf Kübler, Nathan Davis; Mal Waldron kam zwei Monate nach mir. Es gab damals auch noch viele Studio-Jobs. Und abends ging es in die Clubs. Es war auch die große Zeit des Domicile in der Siegesstraße, wo ich lange in der Hausband spielte." Seither ist Goykovich hier zu Hause und eine Schlüsselfigur der Szene: als Gründer der Munich Big Band, als erster Leiter des Landesjugendjazzorchesters und mit zahllosen Veröffentlichungen vor allem bei seinem - den eigenen 50. Geburtstag mitfeiernden - Münchner Hauslabel Enja. Immer wieder erfand er sich da neu, stets swingend, aber mal mit Soul, mit Südosteuropäischem oder mit Brasilianischem. Was es an Preisen zu holen gab, hat er geholt, vom Jazz Echo über den Musikpreis der Stadt München bis zum unlängst überhaupt erst zum zweiten Mal vergebenen "Berklee Master of Global Jazz Award".

Früher hat ihm sein Freund Peter Wortmann die Geburtstagssausen veranstaltet, nun widmen ihm in der Unterfahrt Mitglieder des U.M.P.A. unter Leitung von Claus Reichstaller ein Tribute, zu dem diverse Gäste erwartet werden. Allerdings ist es auch das erste Geburtstagskonzert, auf dem Goykovich nicht selbst spielt.

Tribute-Konzert zum 90. Geburtstag von Dusko Goykovich, Donnerstag, 14. Oktober, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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