DTM im Olympiastadion:Mehr Show als Rennen

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Mehr als 54.000 begeisterte Fans: Die DTM macht Station in Münchnen. Das erste Rennen im Fußballstadion wird zum Erfolg für Fahrer und Veranstalter. Eine Bilanz über das Rennen, die Show und die Zukunft des Events.

Ralf Tögel

Mercedes-Pilot Bruno Spengler hat das DTM-Wochenende gewonnen, der Kanadier führt auch in der Gesamtwertung, ergo eine Bestätigung seiner Dominanz? Das kann man so nicht sagen, denn die Deutsche Tourenwagen-Masters hat Neuland betreten. Christian Vietoris, Markenkollege von Spengler und im Halbfinale gegen den späteren Sieger ausgeschieden, brachte es auf den Punkt: "Ich bin das erste Mal in einem Fußballstadion gefahren."

DTM im Olympiastadion
:Begeisterte Fans

DTM

Das Rennen

Ist ja eigentlich gar keines, es gibt keine Punkte für die Gesamtwertung der Deutschen Torurenwagen-Masters (DTM). Der Parcours erinnerte auch irgendwie an eine Spielzeug-Rennbahn. Das wird natürlich niemand sagen, kein Fahrer, kein Offizieller. Aber, dass es ein Rennen ist, sagte auch keiner direkt. Die meist benutzte Vokabel war "Show-Event". Dennoch gab es Sieger und Verlierer: Am Samstag ermittelten die Piloten markenintern ihre Schnellsten, dann fuhren die jeweils schnellsten Audi- und Mercedes-Fahrer gegeneinander um den Tagessieg.

Der ging an den italienischen DTM-Neuling Edoardo Mortara, er besiegte Spengler. Spengler revanchierte sich am Sonntag, er darf sich nun erster - was nun eigentlich? - nennen: Demonstrationsrennen-Champion, Showrennen-Sieger, Münchner Meister? Er war jedenfalls der Schnellste.

Die Show

In der Pressekonferenz hatte Christian Vietoris eine Idee: "Vielleicht sollte man nachts fahren, das wäre noch spektakulärer. Man würde sehen, wie die Flammen aus den Auspuffrohren schießen." Das ist der Kern der Veranstaltung: eine möglichst große Show. Und das Konzept ging auf: Ralph Huber, Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, hoffte vor dem Wochenende auf " 50.000 plus X" Zuschauer, 54.000 kamen. "Das ist sicherlich ausbaufähig, aber wir sind gut gestartet."

Die Veranstalter hatten sich viel überlegt, ein asphaltiertes Olympiastadion, Fahrerlager, Formel-1-Demonstrationen, Markenpräsentationen. Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich fasste das Ziel so zusammen: "Alle die hier waren, haben einen schönen Tag genossen - mit Motorsport."

Der sportliche Wert

Ist gemessen an der DTM-Serie überschaubar. "Natürlich ist es ein Rennen, aber die Autos sind völlig anders eingestellt, man muss ganz anders fahren", sagte Sieger Spengler: "Man sollte es als Show-Event lassen. Ich sehe keine Notwendigkeit, um Punkte zu fahren. Wenn das der Fall wäre, würden alle Fahrer vorsichtiger fahren. Ein Fehler und das Rennen ist definitiv vorbei. So aber kann man den Leuten mehr bieten.

Aber es wäre auch kein Problem, wenn es um Punkte geht." Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug kann sich das Stadionevent als regulären Bestandteil der Meisterschaft nicht vorstellen. Kollege Ullrich formulierte es ähnlich: "So eine Entscheidung muss man jetzt nicht aus der Hüfte schießen. Man muss sehr gut überlegen, vielleicht findet man ja eine Form, dieses Rennen mit Punkten so zu versehen, dass es in die Runde hineinpasst. "

Die Zukunft

Ist zumindest für zwei Jahre gesichert, es gibt einen Dreijahresvertrag mit dem DTM-Vermarkter "Internationale Tourenwagenrennen" (ITR). Im nächsten Jahr mit regulären Meisterschaftspunkten, das glaubt zumindest Ralph Huber. Das werden der "Deutsche Motor Sport Bund" (DMSB) und die ITR entscheiden. "Ich gehe davon aus, dass das im nächsten Jahr so sein wird", sagte der Chef des Gastgebers Olympiapark GmbH.

Huber kann sich auch andere Motorsportveranstaltungen im Stadion vorstellen, "das muss man nicht ausschließen". Er habe sich ein Bild gemacht von der Veranstaltung, war viel auf dem Gelände unterwegs und habe viele Gespräche geführt: "99,9 Prozent der Leute waren absolut begeistert."

Die Vision

Der Weg, in die Stadt zu kommen, war richtig", sagte Hans Werner Aufrecht, Chef der ITR. Aufrecht verfolgt die Idee, mit der DTM in Städte zu kommen schon seit Jahren. Er kann sich eine ganze Serie mit Rennen in anderen Städten vorstellen, auch in Übersee. "Dieses Format hat Potenzial, die Mixtur ist gut", meinte auch Haug, der besonders vom Olympiapark schwärmte: "Diese Anlage ist schon 40 Jahre alt, aber immer noch State of the Art." Nächsten Jahr wird auch BMW mit von der Partie sein, der Münchner Autobauer nutzte das Wochenende ausgiebig, sich zu präsentieren.

© SZ vom 18.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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