Drohende Mieterhöhung:Lach- und Schießgesellschaft kämpft gegen Umzug

Drohende Mieterhöhung: Ende September läuft der Mietvertrag für die Räume der Lach- und Schießgesellschaft aus.

Ende September läuft der Mietvertrag für die Räume der Lach- und Schießgesellschaft aus.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Zum 30. September läuft der Mietvertrag der Lach- und Schießgesellschaft an der Ursulastraße in Schwabing aus.
  • Nun sucht die Institution wegen der Pachterhöhung eine neue Spielstätte.
  • Offiziell sind die Räume der Lach- und Schießgesellschaft bis heute an die Löwenbrauerei vermietet, die wiederum an das Kabarett verpachtet hat.

Von Franz Kotteder

Nächstes Jahr gibt es etwas zu feiern bei der Lach- und Schießgesellschaft: das 60-jährige Bestehen. Ob "der Laden", wie Münchens altehrwürdige Kabarettinstitution in der Szene bis heute liebevoll genannt wird, allerdings in der Ursulastraße 9 feiern wird, ist ungewiss. Denn zum 30. September läuft der Mietvertrag aus - und Lach-und-Schieß-Geschäftsführer Till Hofmann schlägt Alarm.

"Wegen angekündigter Pachterhöhung" suche die Kleinkunstinstitution mittelfristig eine neue Spielstätte, heißt es in der E-Mail, die Hofmann am Donnerstag an einen größeren Verteiler schickte. Und weiter: "Wer was weiß und welchem Vermieter ein unsubventioniertes Kabaretttheater wichtiger ist als mit ein paar tausend Euronen mehr ins feuchte Grab zu gleiten, der oder die möge sich bei mir melden."

Seit 1956 an der Ursulastraße in Schwabing

Hofmann möchte mit seinem Vorstoß wohl erreichen, dass die Hauseigentümer von ihrer Forderung doch noch abrücken. Seit 1956 hat die bekannteste Kabarettinstitution Deutschlands, unter anderem von Sammy Drexel und Dieter Hildebrandt gegründet, ihr Domizil in dem Schwabinger Eckhaus an der Ursulastraße 9. Damals gehörte das Haus noch der Löwenbrauerei, deren Grundstücksbeteiligungsgesellschaft Monachia 2002 jedoch von dem Immobilien-Unternehmer Alfons Doblinger übernommen wurde. 2004 verkaufte dessen Gesellschaft das Haus an eine dreiköpfige Eigentümergemeinschaft.

Offiziell sind die Räume der Lach- und Schießgesellschaft bis heute an die Löwenbrauerei vermietet, die wiederum an das Kabarett verpachtet hat. Till Hofmann, der in Schwabing auch das Lustspielhaus, das Vereinsheim und das Café Ringelnatz betreibt, hatte die Bühne 2001 als Geschäftsführer übernommen und zusammen mit den Gesellschaftern Dieter Hildebrandt, Bruno Jonas, Wolfgang Nöth und der Brauerei gut 160 000 Euro in die Renovierung gesteckt. 2004 kam dann eine Mieterhöhung um 500 Euro monatlich sowie eine jährliche Steigerung um weitere 100 Euro. Die letzte Erhöhung habe bereits Löwenbräu übernommen, so Hofmann, "die hätten wir sonst gar nicht tragen können".

Mietforderungen seien "keineswegs unverschämt"

Nun also eine weitere Erhöhung. Angelika Remmel, die Sprecherin der Eigentümergemeinschaft, sagt: "Wir haben Löwenbräu mitgeteilt, dass wir zu den bisherigen Bedingungen nicht weitervermieten können und um einen Gesprächstermin bitten." Darauf habe es allerdings keinerlei Reaktion gegeben. Zahlen will sie nicht nennen, aber die Mietforderungen der Eigentümer seien "keineswegs unverschämt" und gingen auch "auf gar keinen Fall" über ortsübliche Mieten hinaus. Man sei der Lach- und Schießgesellschaft in der Vergangenheit schon "sehr, sehr weit entgegengekommen. Wir sind aber auch nicht dazu da, die Kultur zu finanzieren."

Wie immer der Vertragspoker um die Ursulastraße ausgeht: Weiterleben soll die Lach- und Schießgesellschaft auf alle Fälle. Hofmann plant sogar für Oktober mit einem neuen Ensemble - nach mehrjähriger Pause, in der es "im Laden" ausschließlich Gastspiele gab. Genaueres will er in Kürze bekanntgeben. "Natürlich wäre es schön, wenn die Lach- und Schieß dort bleiben könnte, wo sie jetzt ist", sagt er, "aber zur Not gehen wir halt woandershin, wo man auch gewollt ist."

Mit den neuen Mieten lasse sich das bisherige Programm aber nicht kostendeckend machen. Und dann bricht in Hofmann der Satiriker durch: "Ich prüfe jetzt noch, ob wir die Lach- und Schieß so durchorganisieren können, dass sie sich doch trägt. Als Lifestyle-Kabarett mit nebenher Latte macchiato, Nobelfriseur und einem besonderen Service mit sexuellen Handlungen für Premiumkunden? Dann könnte es gehen!"

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