Süddeutsche Zeitung

Drittes Programm:Theater um die Tiger

Circus Krone zeigt Partnerakrobatik mit Biss

Von Barbara Hordych

Die Premiere des dritten Jubiläums-Programms des Circus Krone war schon von der Dauer her eine Ausnahmeshow: Erst eine halbe Stunde vor Mitternacht betraten die 30 Artisten aus zehn Nationen zum Finale die Manege. Dafür kam das Publikum in den Genuss von Anekdoten und Hintergrundinformationen, die Martin Lacey in locker-sympathischem Plauderton vortrug. Gemeinsam mit der BR-TV-Moderatorin Uschi Dämmrich führte der Ehemann der Krone-Chefin Jana Mandana nur an diesem Abend durch das Programm. Das Käfigrund überließ der britische Dompteur dabei seiner französischen Kollegin Sarah Houcke, die mit ihren fünf Tigern allerdings in eine missliche Situation geriet: Nur zögerlich wollen die Bengalen nach der Vorführung die Manege verlassen. Ein ums andere Mal muss Houcke sie mit Fleischbrocken, ja ganzen Steaks zum Verlassen der Manege animieren.

Schließlich springt Lacey ein, erklärt, dass seine Löwen draußen "Theater" machten. Sie brüllten dort herum, um die Tiger zu ärgern. Vielleicht, weil sie ihnen drinnen die Show stehlen wollen? Jedenfalls würde Sarah alles richtig machen, das Verhalten seiner Löwen "ist nicht fair", entschuldigt er sich. Beruhigende Worte, die nach gebanntem Warten des Publikums auch den letzten Tiger überzeugen.

Nach seinen Erlebnissen beim Festival in Monte Carlo befragt, bei dem Lacey jüngst den zweiten Goldenen Clown seiner Karriere einheimste, erzählt er von der Polizeieskorte, die ihn dort empfangen habe. "In Monte Carlo gilt Circus als Kulturgut. Hier dagegen unterstehen wir dem Landwirtschaftsministerium", ulkt Lacey.

Ein Kulturgut, das sich technisch hochmodern präsentiert, wenn die Schweizer Artistenfamilie Bauer, Vater Pierre mit den Töchtern Rachel und Luzia, mit dem Motorrad hoch oben unter der Zirkuskuppel über ein Stahlseil braust. Aber auch die traditionellen circensischen Künste feiert, in mitreißender Partnerakrobatik, die allein dem Können der Körper vertraut: Etwa bei der Tango-Jonglage des französisch-holländischen Paars Menno & Emily van Dyke, das sich ein taktsicheres Duell mit Keulen und Bällen liefert. Oder bei der Strapaten-Nummer des Duos "Flash of Splash" aus Kiew: In schwindelnder Höhe führt es in den Seilen seine Spezialität, den doppelten Zahnhang, vor. Bei dem Amalia nicht nur sich, sondern auch ihren Mann Yevgen beim rotierenden Wirbel mit den Zähnen zu halten vermag.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4352661
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.