Dritte Liga:Die Zukunft zählt

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Trainer auf Abruf: Dass Serdar Dayat über die Saison hinaus bei Türkgücü bleibt, ist unwahrscheinlich. (Foto: Wagner/Fotostand/imago)

Türkgücü München enttäuscht beim 0:2 gegen Abstiegskandidat Uerdingen. Die Planungen für die kommende Saison laufen auf Hochtouren. Für den KFC ist es der erste Sieg im Olympiastadion.

Von Stefan Galler, München

Einmal war es besonders schmerzhaft: Mit 4:0 wurden die Uerdinger Fußballer im Juni 1981 aus dem Olympiastadion geschossen, es gab sogar einen Platzsturm der Bayern-Fans, ehe Rummenigge, Breitner und Co. die Meisterschale überreicht bekamen, während sich der damalige Werksklub aus Krefeld in die Zweitklassigkeit verabschiedete und Ex-Nationalspieler Siggi Held seine aktive Karriere beendete.

Nur eine von 19 sieglosen Partien unter dem Zeltdach für Bayer 05 oder den KFC Uerdingen, wie der Klub seit dem Ausstieg des Pharmakonzern heißt. Die Serie endete an diesem Samstag: Ausgerechnet unter der Leitung des Bayern Stefan Reisinger gewannen die Rheinländer gegen Türkgücü München mit 2:0 (0:0) und liegen damit nur einen Punkt hinter dem rettenden 16. Tabellenplatz. "Ein tolles Ambiente, ich war als Kind oft als Zuschauer hier", schwärmte Interimscoach Reisinger vor dem Spiel bei Magentasport. Hernach war der gebürtige Landshuter völlig aus dem Häuschen: "Jetzt muss der Akku immer voll sein, wir haben noch fünf Endspiele. Und wenn wir nicht drinbleiben, wird das Buch hier sowieso zugeklappt." Damit spielte der frühere Sechziger auf die Schuldenlast an, die den insolventen Klub drückt, zuletzt war von zehn Millionen Euro die Rede.

Türkgücü will nächste Saison oben angreifen und sucht "vier bis fünf Key-Spieler"

Derlei Probleme hat man bei Türkgücü nicht, wie Kaderplaner Roman Plesche am Rande des Spiels bekannt gab, ist der Verein derzeit auf der Suche nach "vier bis fünf Key-Spielern" für die kommende Saison. Insgesamt haben beim ambitionierten Aufsteiger, der nach eigener Aussage in den nächsten zwei Jahren in die zweite Liga aufsteigen will, nur elf aktuelle Akteure einen für die kommende Saison gültigen Vertrag. Auch mit Kapitän Sercan Sararer plane der Klub, das Thema sei "so gut wie erledigt", sagte Plesche, "wir gehen davon aus, dass er bei uns spielt".

Gegen Uerdingen fehlte der 31 Jahre alte frühere türkische Nationalspieler weiterhin wegen anhaltender Wadenprobleme. Und wie bei mehreren Auftritten zuletzt konnte die Mannschaft seinen Ausfall kaum kompensieren. Vor allem im Spiel nach vorne gab es so gut wie keine Ideen, Torchancen fanden kaum statt. In der ersten Halbzeit köpfelte Nico Gorzel nach guter Vorarbeit von Kilian Fischer aus der Distanz Richtung Tor, jedoch deutlich zu hoch. Nach dem Wechsel hatte dann Omar Sijaric einen Abschluss, KFC-Torwart Hidde Jurjus entschärfte den Ball. Das war es in Sachen Offensivbemühungen des Tabellenneunten.

Dementsprechend bedient war Trainer Serdar Dayat: "Ein verdienter Sieg für den Gegner, wir waren nicht auf dem Platz, haben verschlafen. Bis wir wach waren, war die erste Halbzeit vorbei", schimpfte er. Man habe schlecht gespielt, sei nicht präsent und aggressiv genug gewesen, nicht in die Zweikämpfe gekommen, auch das Passspiel habe nicht geklappt. Dayat machte die schwache Vorstellung auch an der Tabellensituation fest: "Nach oben und unten geht nichts mehr."

Bei den Gegentoren drängt sich der Verdacht auf, dass es an der Einstellung fehlt

Exemplarisch für das fehlende Bemühen bei den Gastgebern seien die beiden Tore der Uerdinger erwähnt: Beim 0:1 ließ Rechtsverteidiger Fischer den Angreifer Gustav Marcussen mit Respektabstand ins Dribbling gehen und zum Abschluss kommen, Abwehrkollege Maxime Awoudja schaute interessiert zu (51.). Und beim 0:2 machte es die linke Deckungsseite von Türkgücü kaum besser: Sirajic kam nicht ins Duell mit dem Torschützen Kolja Pusch, der mit Zug zur Mitte lief und Keeper René Vollath mit einem sehenswerten Schlenzer keine Chance ließ (68.).

Und so legen sie bei Türkgücü also den Fokus schon voll auf die kommende Saison, auch in der Trainerfrage tut sich laut Plesche einiges: "Es gibt mehrere Optionen, in den nächsten Tagen oder Wochen werden wir uns entscheiden", sagte er im Bezahlfernsehen. "Wir brauchen einen 24-Stunden-Coach, der alles gibt, akribisch arbeitet und uns nach vorne bringt." Offenbar sieht man dieses Profil bei Dayat nicht erfüllt. Der bleibt vor diesem Hintergrund zumindest verbal gelassen: "Ich bin zum Helfen gekommen. Als Profitrainer ist man heute hier und morgen anderswo. Das spielt keine Rolle."

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