Dritte Liga:Am Berg der Emotionen

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Parade mit Selbstüberlistung: Bayern-II-Torwart Michael Wagner lenkt einen Eckball der Kaiserslauterer an den eigenen Pfosten. (Foto: Werner Schmitt/imago)

Der FC Bayern II erkämpft sich in Kaiserslautern in Unterzahl ein 1:1-Unentschieden. Auch ohne Fans wird es intensiv, sogar zwischen den beiden Trainern.

Von Stefan Galler, München/Kaiserslautern

Das Duell hat eine jahrzehntelange Tradition, auch wenn es früher die Bundesligaprofis des FC Bayern waren, die sich auf die meist beschwerliche Reise zum Betzenberg machten. Und dort schon mal nach 4:1-Führung noch 4:7 verloren (1973), eine 0:5-Klatsche kassierten (1978) oder sich nach einem 0:0 mit Bier beschütten lassen mussten (Thorsten Fink, 2002). Mittlerweile ist der 1. FC Kaiserslautern durch sportliches und wirtschaftliches Missmanagement bis in die dritte Liga abgerutscht - und hat es dort nun mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern zu tun. Emotional geht es dennoch immer zu, wenn diese beiden Vereine aufeinandertreffen. Das war auch beim 1:1-Unentschieden am Samstagnachmittag so, obwohl nicht einmal Fans der extrem verbissen geführten Partie im Fritz-Walter-Stadion beiwohnten.

Vor allem die beiden Trainer hatten den ein oder anderen verbalen Zweikampf zu bestehen, immer wieder kam es zu Wortgefechten, die dann nach dem Spiel am Mikrofon von Magentasport noch fortgesetzt wurden. "Ich habe den Kollegen erst heute kennengelernt, er sollte mal über sein Verhalten nachdenken", blaffte der neue FCK-Trainer Marco Antwerpen. Die Retourkutsche gab Bayern-Coach Holger Seitz ein paar Minuten später: "Das sollte man nicht überbewerten. Es war eben ein Spiel auf sehr hohem kämpferischen Niveau mit viel Intensität und Leidenschaft. Das hat sich eben am Ende auch auf die Trainerbänke ausgewirkt", sagte Seitz.

Der FCK attackiert aggressiv - und kommt immer wieder hinter die Abwehr der Bayern

Er hatte auf Timo Kern (Achillessehne), Nicolas Kühn (muskuläre Probleme) und Fiete Arp (Wade) verzichten müssen, dennoch waren die Bayern von Beginn an spielbestimmend. Allerdings standen die Gäste so hoch, dass die aggressiv attackierenden Lauterer immer wieder relativ leicht hinter die letzte Abwehrkette kamen, etwa in der 13. Minute, als Marius Kleinsorge nach einem langen Ball alleine auf FCB-Coach Michael Wagner zusteuerte, dieser das Duell aber ebenso für sich entschied wie vier Minuten später, als abermals Kleinsorge am Strafraum querte und abzog: Wagner parierte.

Die beste Chance der kleinen Bayern vor der Pause leitete Angelo Stiller mit einem Freistoß ein, dann prüfte FCK-Verteidiger Alexander Winkler seinen eigenen Torwart Avdo Spahic (20.). Ein Eckball brachte dann noch einmal Gefahr auf der Gegenseite, der 20-jährige Keeper Wagner lenkte den Ball an den eigenen Pfosten (37.).

Die Partie blieb auch nach der Pause umkämpft, allerdings gab es gleich einen Dämpfer für die Gäste: Bright Arrey-Mbi, der kurz vor der Pause für ein taktisches Foul Gelb gesehen hatte, brachte Kenny Redondo am eigenen Strafraum zu Fall und musste vorzeitig vom Platz (51.). Es war der zweite Platzverweis im neunten Drittligaspiel für den 17 Jahre alten Deutsch-Engländer. "Ich weiß nicht, ob man die erste gelbe Karte geben muss, die zweite ist dann klar", sagte Trainer Seitz. "Jetzt müssen wir Bright die richtigen Hinweise geben, wie er sich nächstes Mal geschickter verhält."

Nach dem Platzverweis gegen Arrey-Mbi gehen die Münchner in Unterzahl in Führung

In Unterzahl gelang den Bayern das Führungstor: Stiller bediente Christopher Scott, dessen Zuspiel für Dimitri Oberlin perfekt temperiert war: Der Winterzugang vom FC Basel traf zum 0:1 (67.). "Ich bin sehr glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte und hoffe, ich bekomme noch viele Chancen und kann mehr Tore schießen", sagte der 23-Jährige.

Der FCK reagierte prompt auf den Rückstand, nur fünf Minuten später flankte der eingewechselte Marlon Ritter von rechts, Bayerns Jamie Lawrence verlängerte den Ball unglücklich und der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Daniel Hanslik schloss aus kurzer Distanz ab (72.). Drei Minuten später sah es aus, als wäre die Partie komplett gedreht, doch der Treffer von Redondo wurde zu Unrecht von Schiedsrichter Nicolas Winter aberkannt. Und kurz vor Schluss zog Marvin Pourié einen Schuss von links am langen Eck vorbei (87.).

Letztlich war es ein glückliches Remis für die Bayern, denen Trainer Seitz "eine reife Leistung" attestierte: "Wir haben in Unterzahl immer wieder einen Fuß dazwischen gebracht und unser Tor verteidigt. Das gelingt nur, wenn man einen Reifeprozess hinter sich gebracht hat."

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