Süddeutsche Zeitung

Drinnen:Alois der Löwe und Oskar der Elefant

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Irgendwann reicht es den Tieren. Und sie stellen den Menschen ein Ultimatum: Damit sie sich endlich in Sachen Weltfrieden einig werden, entführen die Tiere die Menschenkinder aus allen Familien der Welt und verstecken sie klammheimlich in Berghöhlen und auf Inseln, wo sie sie toll verköstigen, während sie fröhlich miteinander spielen. "Die Tiere berufen sich dabei auf das Menschengesetz, das besagt, dass man Eltern, die nichts taugen, entmündigen kann, um ihre Kinder geeigneteren Erziehern anzuvertrauen", sagt Katharina Ritter. Die Geschichtenerzählerin trägt beim "Gute-Stube-Erzählfestival" (11. bis 13. November) am Samstag frei nach Erich Kästner dessen "Konferenz der Tiere" im Tams-Theater vor. "Es ist unglaublich, wie aktuell dieser Text aus dem Jahr 1949 ist", sagt Ritter. In Kästners erstem Roman nach dem Zweiten Weltkrieg behalten die Tiere unter der Führung von Alois dem Löwen, Leopold der Giraffe und Oskar dem Elefanten die Kinder so lange bei sich, bis die Staatsoberhäupter zur Vernunft gekommen sind und willens, einen Vertrag zu unterschreiben: Künftig sollen alle Grenzen aufgehoben und alle Sprengwaffen abgeschafft werden. "Aber es gibt noch eine Forderung, die die wenigsten kennen", sagt Katharina Ritter, die im Vorfeld des Festivals mit Kästners Geschichte durch mehrere Grundschulen tourte. Und wie lautet dieser geheimnisvolle Paragraf? "Die bestbezahlten Beamten sollen die Lehrer sein - denn die Kinder zu wahren Menschen zu erziehen, ist die höchste und schwerste Aufgabe", sagt Ritter. Wer noch mehr Tierisches und Vergnügliches hören möchte, hat dazu am Sonntag im Stemmerhof Gelegenheit: Da erzählt Michl Zirk - übrigens ein Lehrer - als "Herr Sammelsurium" Märchen von Mäusen, die ein Löwengebrüll anstimmen.

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SZ vom 11.11.2016 / By
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