Süddeutsche Zeitung

Dreiste Form des Scheckbetrugs:Überweisung bitte direkt an den Täter

Die Münchner Polizei warnt vor einer dreisten Form des Scheckbetrugs: Regelmäßig werden Menschen aus Südbayern um mehrere Tausend Euro gebracht. Die Masche der Täter ist fast immer dieselbe.

Anja Perkuhn

Eigentlich sind die Rechtschreibfehler auf den Schecks offensichtlich: "der vorgedruckte Schecktext darf night geaendert oder gestrichen werden", steht da zum Beispiel, oder "Unterschrift des Asstellers".

Oft sieht man aber nicht so deutlich, dass bei den Schecks etwas nicht stimmen kann, vor allem wenn es sich um internationale Schecks handelt. Deshalb sind die Täter häufig erfolgreich bei einer relativ neuen Form des Betrugs, vor der die Polizei in München und Oberbayern ausdrücklich warnt: den sogenannten Überzahlschecks. Durch sie werden regelmäßig Menschen aus Südbayern um mehrere Tausend Euro gebracht.

Der Betrug ist dabei sehr variantenreich, der Grundmodus aber immer derselbe, sagt der Münchner Kriminalhauptkommissar Nikolaus Papoutsoglou: Die Geschädigten haben eine Verkaufsanzeige für ein Auto, einen Kinderwagen oder sonstiges ins Internet gestellt.

Ein Interessent aus dem Ausland meldet sich, es kommt zum Geschäftsabschluss. Der vermeintliche Käufer überweist das Geld aber nicht, sondern schickt einen Scheck mit der Post. "In 99 Prozent der Fälle ist der Scheck gefälscht, er kann aber auch gestohlen sein", sagt Papoutsoglou. Er ist im Regelfall über eine höhere Summe ausgestellt, als die Ware kostet. Auf Nachfrage entschuldigt der Betrüger das zum Beispiel mit einem Fehler seiner Sekretärin und bittet den Verkäufer, ihm die Differenz per Überweisung auf ein Konto über einen internationalen Dienst wie Western Union zurückzuzahlen.

Es kann Wochen oder gar Monate dauern, bis sich schließlich herausstellt, dass der Scheck gefälscht und nicht gedeckt war. Er wird dann bei der Bank storniert - die Überweisung des angeblich zu viel gezahlten Geldbetrages kann aber nicht mehr rückgängig gemacht werden. "Im Durchschnitt bedeutet das einen Schaden von 1000 bis 10.000 Euro", sagt Papoutsoglou.

Durchschnittlich gebe es in München zwei solche Vorfälle pro Woche, in ganz Bayern sind es etwa vier wöchentlich. "In etwa 20 Prozent dieser Fälle hat der Betrug funktioniert", sagt Papoutsoglou. Das Bundeskriminalamt gibt an, dass täglich weltweit mehrere Tausend dieser Schecks verschickt werden. Erste Fälle dieser Art gab es bereits 2003.

Die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei sind sehr gering, weil die Täter aus dem Ausland und über das Internet vorgehen. Die beste Methode, nicht Opfer so eines Betruges zu werden, ist laut Papoutsoglou: "Schecks aus dem Ausland nur von langjährigen Geschäftspartnern akzeptieren." Weitere Beratung gibt es bei der Münchner Polizei unter 089/2910-10.

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Quelle:
SZ vom 12.08.2011/sonn
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