Dreigroschenkeller:Am Tisch mit Räubern und Huren

Gefängnis, Freudenhaus, Bank: Der bühnenreif dekorierte Dreigroschenkeller in der Au ist Münchens kurioseste Kneipe.

Lisa Sonnabend

Vorsichtig öffnet man die schwere Eingangstür, geht die Stufen hinunter in den Keller, ein leicht modriger Geruch strömt einem entgegen. Auf dem letzten Meter muss man sogar den Kopf einziehen, so niedrig ist die Decke. Dann ist man in dem Kellergewölbe angekommen, in Münchens wohl kuriosester und kultigster Kneipe: dem Dreigroschenkeller.

Dreigroschenkeller München

Rotes, schummriges Licht: Im Freudenzimmer wir dem Laster gefröhnt.

(Foto: Foto: Angela Gruber)

"Das schäbige Restaurant mit den brechtigen Moritäten", nennt sich die Kneipe in der Lilienstraße in der Au. Der Dreigroschenkeller ist bühnenreif eingerichtet - frei nach den Schauplätzen der Dreigroschenoper von Bertholt Brecht, dem berühmten Theaterstück der Weimarer Republik.

Es gibt ein Freudenzimmer, ein Gefängnis, eine Dichterkaschemme, einen Hochzeitsspeicher und eine Bank. Je nachdem, in welchem Raum die Gäste Platz nehmen, verwandeln sie sich zu Huren, Räuber, Bettler oder ganz "normale" Bürger. Ein Aufeinandertreffen der Gesellschaftsschichten - genau wie in dem Stück von Brecht.

Im schummrigen Freudenzimmer brennen an großen Leuchtern Kerzen, die Gäste lümmeln auf dunkelroten Plüschsofas. Im Gefängnis dagegen sitzt man auf einer kargen Holzbank, von der Decke baumelt ein strangulierter Mann aus Gips.

Die Einrichtung bewegt sich an der Grenze zum Kitsch, ist aber absolut sehenswert. Nicht umsonst wird der Dreigroschenkeller auch in zahlreichen Reiseführern über München empfohlen. Vielleicht sollte man allerdings nicht jeden Tag hierher gehen, auch um nicht in Gefahr zu geraten, seine Moral zu verlieren. Der Dreigroschenkeller ist also mehr Erlebniskneipe als Stammkneipe.

Der Eingang zum Dreigroschenkeller liegt ein wenig versteckt im Haus der Museum-Lichtspiele - nahe am Deutschen Museum, gegenüber vom Müller'schen Volksbad. Die Adresse lautet zwar Lilienstraße 2, die Kneipe erreicht man jedoch über die Zeppelinstraße.

Jeden Donnerstag um 22 Uhr führt hier das Dreigroschenkeller-Ensemble Passagen aus der Dreigroschenoper auf. In dem Lokal werden zudem typisch bayerische Gerichte serviert wie Fleischpflanzerl, Schnitzel oder Käsespätzle - am Wochenende bis 2 Uhr.

Auf das Essen und die Getränke muss man jedoch oft lange warten. Auch die Rechnung bringt die Bedienung in der Regel so spät, dass Gäste ihre letzte S-Bahn verpassen. Doch keine Sogen, bei den Räubern und Huren übernachten musste noch niemand.

Dreigroschenkeller, Lilienstraße 2 / Eingang Zeppelinstraße, 81669 München, Telefon: 089/4890290, www.3groschenkeller.de, geöffnet Sonntag bis Donnerstag von 18 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag bis 3 Uhr

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