Dreharbeiten:Schulzentrum in Neuperlach dient als Kulisse für "Fack ju Göhte 3"

Dreharbeiten: "Sprayen verboten" steht auf der Wand - daran hat sich das Filmteam nicht so richtig gehalten.

"Sprayen verboten" steht auf der Wand - daran hat sich das Filmteam nicht so richtig gehalten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Elyas M'Barek und Karoline Herfurth brachten Glamour an die Quiddestraße.
  • In den Osterferien wurden an dem Schulzentrum in Neuperlach Szenen des Films "Fack ju Göhte 3" gedreht.
  • Zurück blieben aber fast nur Graffiti - und eine muntere Debatte, was mit ihnen geschieht.

Von Melanie Staudinger

Die Nachricht verbreitete sich schnell, selbst in der Ferienzeit. Im Internet, auf Instagram, tauchten Fotos vom Schulzentrum an der Quiddestraße auf. Die Schüler informierten sich gegenseitig per Whatsapp und SMS. Doch mit den Farben konnte etwas nicht stimmen. Viel dunkler zeigten sich die Säulen, und auf einmal waren alle blau, nicht mehr blau, grün und gelb.

"Wir dachten zuerst, da hätte jemand einen Filter darübergelegt", berichtet eine Schülerin. Die Veränderungen am Schulhaus in Neuperlach, das sich das Werner-von-Siemens-Gymnasium mit der gleichnamigen Realschule und der schulartunabhängigen Orientierungsstufe teilen, gingen weiter. Dort, wo vor Kurzem noch eine Sitzfläche war, standen plötzlich blaue Schließfächer, die Wände der sonst sehr sauberen Schule waren mit Graffiti bemalt.

Zwischen Fasching und Ostern gab es hauptsächlich ein großes Thema an den drei Schulen. Bei ihnen wird doch tatsächlich ein Teil des Films "Fack ju Göhte 3" gedreht - und die Schüler können dabei sein, wenn sie wollen. Denn sie durften sich als Komparsen bewerben. "So eine Gelegenheit hat man ja nicht oft im Leben", sagt eine Schülerin. Viele nahmen sie wahr. Man ist doch ein wenig stolz, wenn die eigene Schule Schauplatz der Fortsetzung eines der erfolgreichsten deutschen Filme wird. Allzu viele Schülergenerationen dürfen so etwas nicht erleben. Doch es habe auch kritische Stimmen gegeben, erzählt Gymnasial-Direktor Dieter Zindler. Das sehe ja aus wie eine Slumschule mit all den Graffitis, habe er zu hören bekommen.

"Diese Bedenken teile ich nicht", sagt Zindler. Seine Schüler könnten zwischen Realität und Fiktion sehr wohl unterscheiden. "Und sie bekamen durch den Filmdreh etwas vom richtigen Leben mit", sagt der Direktor. Er war es, der das Filmteam an die Schule holte: Die Produktionsfirma sei auf ihn zugekommen, weil dem Regisseur das Neuperlacher Schulzentrum so gut gefallen habe.

In den Osterferien rückte das Filmteam samt Hauptdarsteller Elyas M'Barek und Karoline Herfurth an. Was während dieser Zeit passierte, muss vorerst geheim bleiben. Zutritt von außen hatte niemand. Einige Schüler schauten dennoch vorbei. "Der Parkplatz war die ganzen Ferien belegt, also müssen sie auch so lange gedreht haben", vermutet ein Mädchen. Auf YouTube ist ein verwackeltes Video der Film-Schließfächer zu sehen. Alle Komparsen mussten bei der Produktionsgesellschaft Constantin Film eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, berichten Mitschüler. Erst im Oktober, wenn Teil drei der Komödie in den Kinos startet, dürften die Schüler etwas erzählen, teilt eine Sprecherin von Constantin Film mit.

Größte Geheimhaltung also. An der Quiddestraße aber bleibt der Filmdreh weiter ein Thema. Beim Elterninformationsabend habe es großes Staunen gegeben, erzählen Schüler. Damit sich die Eltern der künftigen Mitschüler vorstellen könnten, wie es normalerweise im Gebäude aussieht, hätten an den veränderten Stellen Schilder gehangen mit Fotos vom Urzustand, berichten sie. Es mache schon stolz, dass ein so berühmter Film in der eigenen Schule gedreht worden sei, sagt ein Schüler. "Es war toll, die Schule mal anders zu sehen statt immer langweilig gleich", sagt er.

Die Planung lief offenbar an der Realschule vorbei

Über die Qualität der Graffiti hingegen sind sich die Jugendlichen uneins - auch wenn sie nicht das Gefühl haben, jetzt eine Slumschule zu besuchen. Gut angekommen ist, dass alle Mädchen und Jungen ihre Namen zu den Malereien schreiben durften. Auch die Wandgestaltung mit den Namen wichtiger Schullektüren und deren Autoren sehe ziemlich schön aus, sagt eine Schülerin. Dieses Kunstwerk soll nun als Erinnerung erhalten bleiben - als Erinnerung an eine aufregende Zeit.

Schulleiter Zindler hat dazu schon einen Termin im Bildungsreferat vereinbart. Denn momentan ist geplant, die in den Faschingsferien entstandenen Filmkulissen in den Pfingstferien professionell zu entfernen, wie ein Sprecher des Bildungsreferats bestätigt. "Dieses Vorgehen war von Beginn an so geplant", sagt er. Die Kosten übernehme freilich nicht die Stadt und damit der Steuerzahler, sondern die Produktionsfirma.

Spekulationen hat der Filmdreh noch in ganz anderen Kreisen ausgelöst, etwa unter den Leitern und Leiterinnen der städtischen Realschulen, Gesamtschule und schulartunabhängiger Orientierungsstufe. Die erhielten nach den Ferien nämlich eine E-Mail von der Abteilung Realschulen im Bildungsreferat, die der SZ vorliegt. Aus gegebenem Anlass, schreibt eine Mitarbeiterin, möchte die Abteilung noch einmal darauf hinweisen, dass alle Aktivitäten im Bereich Presse, Film und Fernsehen einer Genehmigung des Bildungsreferats bedürfen.

Der Sprecher des Referats erklärte auf Nachfrage allerdings, dass ihm ein solches Schreiben nicht bekannt sei und die Dreharbeiten von Anfang an mit dem Leiter des Schulzentrums abgestimmt gewesen seien, also dem Direktor des Gymnasiums, für den die Realschulabteilung nicht zuständig ist. So schnell wie unter den Schülern hat sich der Filmdreh im Bildungsreferat offenbar nicht herumgesprochen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: