Draußen sitzen:München will lockerer werden

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Sommer vor dem Petit Cafe in der Marienstraße. Doch was den Münchnern Freude bereitet, bedeutet für viele Wirte vor allem Ärger. (Foto: N/A)

Bänke, knallrote Sonnenschirme, verschiedenfarbige Stühle - all das ist auf Freischankflächen in München bislang verboten. Dazu kommt der Knatsch, wenn die Kellner ihre Gäste an lauen Sommerabenden um 23 Uhr ins Innere zwingen müssen. Künftig sollen Wirte mehr dürfen.

Von Dominik Hutter

Sommerzeit, Zeit zum Draußensitzen: Was den Münchnern derzeit angenehme Abende beschert, bedeutet für die Wirte eine Menge Aufwand und Ärger. Denn der Betrieb einer Freischankfläche ist rigide reglementiert - Bänke sind ebenso verboten wie knallrote Sonnenschirme, große Pflanzkübel oder verschiedenfarbige Stühle. Dazu kommt der allabendliche Knatsch, wenn die Kellner ihre Gäste an lauen Sommerabenden um 23 Uhr ins Innere zwingen müssen.

Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle plant nun eine Lockerung der sogenannten Sondernutzungsrichtlinien, um den Wirten zumindest in puncto Möblierung mehr Handlungsspielraum zu geben. Manchem Politiker ist das zu kurz gegriffen: Geht es nach der grünen OB-Kandidatin Sabine Nallinger, soll zusätzlich das 23-Uhr-Limit fallen. Auch ihr CSU-Konkurrent Josef Schmid kann sich "mehr Liberalität" vorstellen - sofern die Anwohner nicht über Gebühr belastet werden.

"Manchmal hat man das Gefühl, die Richtlinien werden von Menschen gemacht, die nicht gerne ausgehen", erklärt Nallinger. "In einer Stadt, die sich die nördlichste Stadt Italiens nennt, sollte eine sehr liberale Haltung vorherrschen". Dazu gehöre auch, dass zumindest in den Amüsiervierteln die "Hauptschlafenszeiten großstädtisch gehandhabt" werden. "Ich finde es ganz fatal, wenn die Gäste an den wenigen lauen Abenden um 23 Uhr weggeschickt werden." Letztlich müsse viertelweise entschieden werden, wie urban sich München in Sommernächten präsentieren soll - denn natürlich gelte es auch einen Ausgleich mit den Anwohnern zu finden.

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CSU-Mann Schmid ist in puncto Öffnungszeiten zwar vorsichtiger, findet aber ebenfalls, dass die Verwaltung in den Ausgehvierteln "übervorsichtig und überängstlich" agiert. Schmid schlägt ein "Prioritätsprinzip" vor: Wer war eher da? Es müsse vermieden werden, dass Leute erst in einschlägige Kneipenviertel ziehen und anschließend lauter Beschwerden über Ruhestörung einreichen.

"Man muss das im Einzelfall betrachten", schlägt Schmid vor. Auch Anwohner müssten akzeptieren, dass es im Glockenbachviertel lauter zugeht als in Allach. Trotzdem gebe es auch in In-Vierteln "schützenswerte Personen", auf deren Belange Rücksicht genommen werden müsse.

Pro Jahr erwischt es rund 300 Wirte

"Das ist immer eine Abwägung", betont auch Dieter Reiter, der OB-Kandidat der SPD. In München werde aber ohnehin nicht "apodiktisch" an der 23-Uhr-Grenze festgehalten, sondern stets im Einzelfall entschieden. Dieses Vorgehen habe sich bewährt, Reiter sieht deshalb keinen Anlass, die Regelung zu ändern. "Die kann man so lassen." Auch für den Wirtschaftsreferenten ist es wichtig, dass München eine belebte Innenstadt und eine großstädtische Kneipenkultur vorweisen kann.

Tatsächlich gibt es in München zahlreiche Gaststätten, vor deren Tür man länger als bis 23 Uhr sitzen kann - und manche, bei denen noch früher Schluss ist. Während die Schankkellner im Haidhauser Hofbräu-Biergarten schon um 21.30 Uhr zur letzten Runde läuten, wird am Sendlinger Tor oder an der Leopoldstraße bis spät in die Nacht hinein serviert. Was erlaubt ist, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab, berichtet Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat.

Der Plan Blume-Beyerles, die Vorschriften für Möbel und Sonnenschirme zu lockern, ist bei den drei OB-Kandidaten unstrittig. Die Wirte dürfte das freuen: Verstöße gegen diese Richtlinien kosten zwischen 100 und 400 Euro, bei den Öffnungszeiten sind im Extremfall sogar 1000 Euro fällig. Pro Jahr erwischt es rund 300 Wirte.

© SZ vom 01.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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