Kritik:Verflucht und wachgeküsst

Kritik: Immer Ärger mit der bösen Fee (Anna Agathos). Dornröschen (Andreja Zidaric) wird ins Land der schlechten Träume geschickt.

Immer Ärger mit der bösen Fee (Anna Agathos). Dornröschen (Andreja Zidaric) wird ins Land der schlechten Träume geschickt.

(Foto: Christian POGO Zach)

Engelbert Humperdincks Märchenspiel "Dornröschen" entzückt im Gärtnerplatztheater.

Von Klaus Kalchschmid, München

Es muss nicht alle Jahre wieder zum Advent nur "Hänsel und Gretel" sein, auch die wenige Jahre später 1897 in München als Melodram uraufgeführten "Königskinder" sind grandioses Musiktheater von Engelbert Humperdinck. In der Urfassung sprach man meist rhythmisch und teilweise auf Tonhöhe zur Musik, später wurde eine veritable Oper daraus.

Auch in der jetzt am Gärtnerplatztheater gespielten, auf 50 Minuten gekürzten Fassung von Humperdincks Märchenspiel "Dornröschen" erzählt ein Koch (wie immer wunderbar: Erwin Windegger) teilweise parallel zur leidenschaftlich romantischen Musik die Geschichte einer Prinzessin, die von einer nicht zur Feier ihrer Geburt eingeladenen bösen Fee (mit Mezzo-Galle und schwarzem Oufit wie aus dem Fantasy-Film: Anna Agathos) verflucht wird. Den guten Feen Morphina (Ann-Katrin Naidu) und Rosa (Elaine Ortiz Arandes) jedoch gelingt es, den tödlichen Stich mit der Spindel in hundertjährigen Schlaf zu verwandeln.

Prinz Reinhold: Locken, Pluderhose und ein antikes Abtropfsieb mit Federbusch

Und dann kommt er rechtzeitig zum Ablauf der Frist aus der Proszeniumsloge geklettert: der schmucke junge Prinz Reinhold mit blonden Locken und Pluderhosen, in der Hand seinen schnieken Helm, na ja, eher eine Art antikes Abtropfsieb mit Federbusch. Und weil er das Schloss über die liebevoll an der Rampe aufgebaute Küche betritt, geht er erst einmal in Zeitlupe mit dem Nudelholz auf "Dämonia" los, um dann doch den großen Schöpflöffel als ultimativ tödliche Waffe zu benutzen. Gyula Rab, sonst eleganter Rossini-Tenor am Haus, macht das auch stimmlich mit viel feiner Ironie und küsst sein Röschen, die in Gestalt von Andreja Zidaric zuckersüß auf der Chaiselongue lagert, schließlich jugendfrei keusch wach. Was für ein schönes, auch im Duett zauberhaft singendes Paar!

Kim Mira Meyer hat das Ganze locker in Szene gesetzt, das Orchester des Gärtnerplatztheaters spielt unter Leitung von Tadeusz Wojciechowski bei aller melodiösen Spätromantik ebenfalls leichtfüßig. Und wie heißt es so schön am Ende: "Da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende."

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